Ambossfabrikation - Versuch einer historischen Rekonstruktion
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Ambossfabrikation - Versuch einer historischen Rekonstruktion
von enter_your_name am 03.12.2021 22:33Keine Angst, es folgt jetzt kein Link zu einem Spendenkonto, vielmehr schwebt mir die Gründung eines Arbeitskreises vor, in dem jeder Fachwissen, Kontakte etc. einbringen kann, um am Ende ein Stück weit Technikgeschichte zum Leben zu erwecken.
- Noch direktreduziertes Eisen, ggf. sogar durch Frischverfahren gewonnen, je nach Möglichkeit
- Verarbeitung des Materials unter dem Wasserhammer/ Wasserhämmern
- Finale Verschweißung in Handarbeit
- Wärmebehandlung nach historischem Vorbild, z.B. in fließendem Gewässer
- Feilen in Handarbeit, ggf. Schleifen am Sandschleifstein
Re: Ambossfabrikation - Versuch einer historischen Rekonstruktion
von DerSchlosser am 04.12.2021 16:50Ein Hoch dem ehrbaren Schmiedehandwerk!
Ambossfabrikation - Versuch einer historischen Rekonstruktion
von HACHIJURO am 05.12.2021 03:42Julian,
das ist in der Tat ein Mammutprojekt! Ich bin nicht sicher, dass Du das nebenberuflich realisieren kannst.
Mal ganz überschlägig kalkuliert, brauchst Du für einen 80 kg-Amboss vermutlich handwerklich hergestelltes Eisen im Gewicht von etwa 110 kg. Schweißverluste ca. > 25 %. Für die Herstellung des Rumpfes - etwa 50 kg - brauchst Du große Hämmer. Die Kelten konnten per Handarbeit nur Ambosse bis zu etwa 18 kg machen!
Wenn Du keinen holzkohlebetriebenen Hochofen aus der Zeit um 1750 bauen willst, musst Du das Eisen wohl im Rennofen herstellen. Wirkungsgrad ca. 32 %, wenn alles gut geht. Über den dicken Daumen brauchst Du dann 330 kg hochwertiges Eisenerz und ca. 400 kg gute, gleichmäßig dimensionierte Holzkohle.
Wenn Du Refflinghaus fragst, warum er keine Ambosse mehr von Hand macht, wird er Dir sagen, dass es für das Verschweißen der Stahlplatte fünf (in der Ambossherstellung) erfahrene Männer braucht. Die gibt es aber nicht mehr! Die letzte Verschweißung ist damals (wohl um 1976) als Demonstration gemacht worden, und mein Lehrmeister war dabei und berichtet noch heute begeistert (aber auch eingeschüchtert von der gewaltigen Strahlungswärme!) davon!
Zudem braucht man die Infra-Struktur einer Ambossschmiede: Laufkatze an der Decke, große Schmiedegebläse, den Bach hinter einem Schieber usw.
Nach der Herstellung muss der Amboss meist gerichtet und gefräst/geschliffen werden. Das willst Du nicht mit Handhammer und Feile machen!
Wenn Du das aber im Kleinen mal versuchen willst, empfehle ich Dir den Kontakt zu Joey van der Steeg: [email protected]. Der ist nett und geradezu fanatisch dabei, genau das zu machen! Schau auch mal bei YouTube unter seinem Namen!
Für mich als Praktiker gibt es noch ein Argument, nicht in diesen Dimensionen zu arbeiten: Modernere Ambosse sind recht gut und haben meist weniger Defekte!
Freundliche Grüße
Jean
P.S. Ich schmiede auf einem handgefertigten Amboss mit ca. 285 kg
Re: Ambossfabrikation - Versuch einer historischen Rekonstruktion
von enter_your_name am 05.12.2021 18:18Ambossfabrikation - Versuch einer historischen Rekonstruktion
von HACHIJURO am 08.12.2021 03:17Nun ja,
damit hast Du es dann noch etwas leichter als die Pyramidenforscher.....
Freundliche Grüße
Jean
Re: Ambossfabrikation - Versuch einer historischen Rekonstruktion
von enter_your_name am 09.12.2021 16:10Da ist die Sache doch klar, das waren die Außerirdischen!
Ambossfabrikation - Versuch einer historischen Rekonstruktion
von HACHIJURO am 10.12.2021 01:11Nee, ich meinte, dass man die dann auch in Originalgröße nachbauen müsste wegen des wissenschaftlichen Erkenntnisgewinns.....
Aber in Wirklichkeit bewundere ich Dein großes Engagement und freue mich bereits auf Deine Veröffentlichung der Ergebnisse! Wie sagt doch der Franzose: Think big!
Freundliche Grüße
Jean