amputierter Amboss

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enter_your_...

34, Männlich

Beiträge: 186

Re: amputierter Amboss

von enter_your_name am 25.06.2021 16:47

Es geht dabei bestimmt nicht immer um "brauchen" sondern eher um "haben".

Das ist ja eben das Ding. Nur weil heute finanziell gut ausgestattete Sammler und Hobbyisten viel Geld für einen Amboss (oder hundert) ausgeben können, können wir ja nicht einfach den reellen Wert "fühlen".
Was den Wert eines Ambosses in früheren Zeiten angeht: ohne eine Quelle benennen zu können - Dir sind doch vielleicht auch schon mal Berechnungen begegnet die den Wert einer Rüstung im Mittelalter betreffen?! Ich vermute es verhält sich mit Ambossen ganz analog.

Aber das kann man doch nicht einfach gleichsetzen. Alleine die Zeit und die Arbeit, die in eine mittelalterliche Rüstung (verallgemeinern wir hier dann doch einmal) fließen, sind doch wesentlich umfangreicher, als beide Faktoren bei der Herstellung eines Ambosses. Deshalb ja meine Frage nach einer konkreten Quelle, vielleicht wird das ja irgendwo mal erwähnt.
"Jeder dumme Junge kann einen Käfer zertreten. Aber alle Professoren der Welt können keinen herstellen." Arthur Schopenhauer

Na ja, jetzt schon.
also eine Quelle für die Einschätzung der Preise von gebrauchten Ambossen sind auf jeden Fall die Preise für neue Ambosse. Schau doch mal bei Angele oder frag bei Refflinghaus nach, da wirst Du aber blass! guckst Du z.B. hier: Amboss 150 KG

Klar, aber heute kostet ein Haus ja auch nicht nur 2500€. Ich hatte gehofft, dass Du vielleicht eine historische Quelle kennst, damit sich diese Einschätzungen endlich mal auf etwas stützen können. Die Vergangenheit lässt sich ja nicht mit der Gegenwart erklären, nur umgekehrt.
Wo man natürlich mal anfangen könnte, wäre bei Preislisten von Ambossherstellern aus dem 19. und beginnenden 20. Jahrhundert. Für alles ältere wird sich wahrscheinlich nie eine ausreichende Datenlage schaffen lassen, um vernünftige Aussagen treffen zu können.

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FaberFerrarius

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Re: amputierter Amboss

von FaberFerrarius am 25.06.2021 22:10

Wenn Du den "reellen" Wert eines historischen Ambosses ermitteln möchtest: Nimm Dein historisches Wunschmodell und bitte einen Fachmann Dir ein Replikat herzustellen. Der Preis der dafür verlangt wird dürfte der "reellste" sein. Es handelt sich dann nicht um ein historisches Original mit "surrealem" Preisaufschlag.
Ein Handwerker benötigt ein funktionierendes Werkzeug. Dieses kann mit modernen Methoden relativ günstig neu hergestellt werden (2,5k€ ist doch preiswert?! - ich könnte jedenfalls nichts vergleichbares machen für das Geld - ist halt sehr relativ...). Dagegen sind die gebrauchten Ambosse ja dann sogar doch relativ billig?
Ein Sammler sieht eventuell den historischen Wert und die Besonderheiten des historischen Stücks. Möglicherweise wird die HandwerksKUNST geschätzt und führt zu relativ hohen Preisen. ...und die Preise für "Kunst" sind ja oft nicht "reell".
Ich kann bei dem gleichen Stück doch zu sehr unterschiedlichen Einschätzungen kommen was einen angemessenen Preis betrifft. Ich bin persönlich kein Kunstsammler und kaufe einen Amboss eigentlich nur zum Gebrauch. Trotzdem habe ich mehr Ambosse als ich benutze - aber keinen neuen - nur gebrauchte die "relativ billig" waren... (Muss ich mich schämen für meine sinnlose Anhäufung von Ambossen?)
Vergleichbare Diskussionen kann man auch super über Messer führen...
"Jeder dumme Junge kann einen Käfer zertreten. Aber alle Professoren der Welt können keinen herstellen." Arthur Schopenhauer

Na ja, jetzt schon.

Gruß Sascha
PS: Rüstung und Amboss wollte ich nicht gleichsetzen - ich sehe nur eine gewisse Analogie. Den Herstellungsaufwand eines mittelalterlichen Ambosses kann ich auch nicht realistisch einschätzen. Es dürfte aber wohl, im Vergleich zu heutigen Methoden, ein gewaltiges Projekt gewesen sein. ...das mit dem Preis für ein Haus halte ich aber auch für sehr gewagt...

Es ist besser ein kleines Schmiedefeuer anzuzünden als die Dunkelheit zu verfluchen!

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DerSchlosser

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Re: amputierter Amboss

von DerSchlosser am 26.06.2021 17:44

interessante Diskussionen hier, kommt ja leider eher selten vor!
Dem interessierten Leser sei das Heftchen "Ambossformen" von Josef Moos empfohlen Erschienen im Verlag Hephaistos. Darin gibt es ein längers Vorwort von Josef Moss zum Thema Ambosse, sowie dutzende Abbildungen diverser Ambosstypen, wohl entnommen aus einem historischen Katalog der Fa. Refflinghaus.
Gruß DerSchlosser

Ein Hoch dem ehrbaren Schmiedehandwerk!

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enter_your_...

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Re: amputierter Amboss

von enter_your_name am 27.06.2021 11:59

Wenn Du den "reellen" Wert eines historischen Ambosses ermitteln möchtest: Nimm Dein historisches Wunschmodell und bitte einen Fachmann Dir ein Replikat herzustellen. Der Preis der dafür verlangt wird dürfte der "reellste" sein. Es handelt sich dann nicht um ein historisches Original mit "surrealem" Preisaufschlag.

Aber damit haben wir ja dennoch nur den heutigen Wert einer historischen Rekonstruktion. Vor allem dürfte dann der Preis des Originals um Längen überschritten werden, wenn wirklich vollständig mit historischem Material und Gerät gearbeitet werden soll.
Ein Handwerker benötigt ein funktionierendes Werkzeug. Dieses kann mit modernen Methoden relativ günstig neu hergestellt werden (2,5k€ ist doch preiswert?! - ich könnte jedenfalls nichts vergleichbares machen für das Geld - ist halt sehr relativ...). Dagegen sind die gebrauchten Ambosse ja dann sogar doch relativ billig?

Eben drum, heute sind Ambosse doch nicht teuer, außer man schaut aus der Perspektive des Sammlers und Hobbyisten. Warum sollte dann der Preis eines vergleichbaren Ambosses vor 300 Jahren so exporbitant größer gewesen sein?
(Muss ich mich schämen für meine sinnlose Anhäufung von Ambossen?)
Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass eine Anhäufung von Ambossen sinnlos sein kann! :)
Es dürfte aber wohl, im Vergleich zu heutigen Methoden, ein gewaltiges Projekt gewesen sein. ...das mit dem Preis für ein Haus halte ich aber auch für sehr gewagt...

Wir dürfen nicht vergessen, dass Ambosse bis vor relativ kurzer Zeit ja nicht diese Brocken waren, die wir heute nutzen. Im Frühmittelalter sind uns große Ambosse, wenn überhaupt, nur äußerst selten bekannt. Ich kenne aktuell kein Beispiel. Gegenwärtige Forschungsmeinung ist, dass man dafür große Steine verwendet hat.
Schreiten wir zeitlich weiter, bekommen wir so wunderbare Errungenschaften wie die Vorläufer des Hochofens und große wasserkraftbetriebene Hämmer. Damit kann natürlich dann auch der Amboss größer werden.
Dem interessierten Leser sei das Heftchen "Ambossformen" von Josef Moos empfohlen Erschienen im Verlag Hephaistos. Darin gibt es ein längers Vorwort von Josef Moss zum Thema Ambosse, sowie dutzende Abbildungen diverser Ambosstypen, wohl entnommen aus einem historischen Katalog der Fa. Refflinghaus.

Von dem Heftchen war ich ziemlich enttäuscht. Die vergrößerten Abbildungen aus dem Katalog sind zwar nett, aber das Vorwort ist meines Erachtens wertlos. Josef Moos behauptet und schlussfolgert viele Dinge, belegt aber nichts davon in irgendeiner Form mit Quellen oder Literatur. Im Grunde tradiert er Vorstellungen und Mythen, ohne Handfestes zu liefern. Von den Rechtschreibfehlern ganz zu schweigen.
Die Diskussion ist aber wirklich endlich mal wieder spannend, lange war hier ja tote Hose. Vielleicht kann man das Ganze auch in ein "Mythos Amboss" o.ä. Thema auslagern?
Viele Grüße und einen schönen Sonntag!

Antworten Zuletzt bearbeitet am 27.06.2021 12:00.

DerSchlosser

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Re: amputierter Amboss

von DerSchlosser am 28.06.2021 08:00

um mal wieder zum Ausgangsthema zurückzukommen:

diese "amputierten" Ambosse werden anscheinend jetzt zuhauf angeboten, hier noch ein Beispiel:

Amboss

Gruß DerSchlosser

 

Ein Hoch dem ehrbaren Schmiedehandwerk!

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oldie

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Re: amputierter Amboss

von oldie am 28.06.2021 10:42

bei Angele kriegste einen neuen 50 kg - Amboss für ca. 550 Euro.
Der genügt in den meisten Fällen. Er ist türkisch, jedoch in super Qualität
und von Angele qualitätsüberwacht.
Man kann (erfahrungsweise) bis zu 5 kg - Teile darauf schmieden (wird so vermittelt)
Das langt. Ich habe als Messerschmied einen solchen seit ca. 15 Jahren.

Gruß
 Bernhard

Man muß Gott danken, auch für einen Unterfranken.

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Re: amputierter Amboss

von enter_your_name am 07.07.2021 14:46

Hier noch ein weiteres schönes Beispiel. Dieser Amboss, welcher im Solinger Industriemuseum steht, hat scheinbar irgendwann einmal seinen Stauch verloren.

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Holledauer

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Re: amputierter Amboss

von Holledauer am 07.07.2021 22:08

..zum Glück sieht der nicht ganz so schlimm aus, wie die verstümmelten Einhörner!

Grüße aus der Holledau

Unikate müssen nicht zwingend schön sein, nur einzigartig.

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DerSchlosser

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Re: amputierter Amboss

von DerSchlosser am 29.08.2021 09:54

hier gibts einen für 99€:
Gruß DerSchlosser

Ein Hoch dem ehrbaren Schmiedehandwerk!

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DerSchlosser

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Re: amputierter Amboss

von DerSchlosser am 29.05.2022 12:56

mal wieder ein "Restamboss" im Angebot:
Immerhin: Rundhorn, Stauch und Gesenkloch sind noch vorhanden

Ein Hoch dem ehrbaren Schmiedehandwerk!

Antworten Zuletzt bearbeitet am 29.05.2022 12:58.
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