Gutes Benehmen in der Schmiede
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Hacheschmied
Gelöschter Benutzer
Gutes Benehmen in der Schmiede
von Hacheschmied am 08.11.2015 19:21Hallo,
da es ja nun diese Unterrubrik gibt, möcht ich diese auch mal mit Leben füllen und einige "Benimmregeln" die ich für wichtig halte (und in meiner Schmiede auch so halte) posten. Ich habe festgestellt das einige andere Schmiede es genauso halten und von daher könnte man hier eine "Tradition" raus erkennen.
Betreten der Schmiede:
Der Gast / Kunde, wartet bis der Schmied einen wahrnimmt und anspricht.. ich bin meist beschäftigt und etwas angenervt wenn mir da jemand dazwischenquatscht.. außerdem sagt man die Uhrzeit (das sollte ja aber normal sein)
Hammer auf Amboss:
Liegt ein Hammer auf dem Amboss ist dieser besetzt und hier wird weiter gearbeitet... (wenn man dort also erstmal nicht arbeitet, sollte auch der eigene Hammer dort entfernt werden.) (hier schluder ich auch gerne, ärgere mich aber immer über meine Unachtsamkeit, wenn man mit 2-3 Leuten schmiedet).
Rauchen in der Schmiede:
Ich HASSE Raucher die meinen Ihre Dimpel in MEINER Esse zu entsorgen, hat für mich den gleichen Effekt wie jemand der in mein Wohnzimmer spuckt... Hier sollte alles was derjenige mitbringt auch vernünftig entsorgt werden (bei meinem Kopfsteinpflaster ist es echt lästig Zigarettenstummel zwischen den Steinen herauszuprökeln). Allerdings gilt das auch für andere Sorten von Müll die einige Leute gern in die Esse schmeißen.. ich find, es gehört sich einfach nicht.
Anklingeln:
Ich klingel meinen Amboss vor der Arbeit an und klingel diesen auch ab.. Wenn man stundenlang jemanden mit einem Hammer verdrischt, sollte ein "Hallo" und ein "Tschüss" das Mindeste sein was man dem Amboss gegenüberbringt.
Das Kreuz:
Nach dem Schmieden werden Schürhaken und Zange über dem kalten Feuer gekreuzt, damit der Teufel nicht ins Feuer fährt. Diesen Brauch habe ich durch Hörensagen und einige Quellen vermittelt bekommen, hätte aber hier gerne eine Idee was es damit auf sich hat.
Meine Vermutung: Es wurde in früherer Zeit gern mit Holzkohle wie auch ggf. mit Holz geheizt in der Esse.. vielleicht haben Fallwinde aus dem Kamin hier Asche / Funken aufgewirbelt, die mitten in der Nacht die Schmiede in Brand gesteckt haben, und da keiner daran Schuld war, muß es der Teufel gewesen sein.
Der eigene Hammer:
Die persönlichen Werkzeuge vom anderen Schmied werden nicht benutzt!
Sich etwas ansehen:
Ansehen in der Schmiede JA, betatschen, NEIN.. nur nach Nachfrage..
So. das wars ersteinmal was mir so eingefallen ist. Vielleicht gibts ja noch Ergänzungen. viele Sachen macht man intuitiv und es fällt einem nichtmal groß auf..
Re: Gutes Benehmen in der Schmiede
von knifesmith am 08.11.2015 20:10Wie ist das zu verstehen ?
Gruß Knifesmith
"Was der Schmied verträgt, zerreißt den Schneider"!
DerBachleit...
Gelöschter Benutzer
Hacheschmied
Gelöschter Benutzer
Re: Gutes Benehmen in der Schmiede
von Hacheschmied am 08.11.2015 20:21Moin.. Hallo, Guten Tag, Guten Morgen, Guten Abend etc. ... in meinem Fall kurz runtergebrochen auf ein Moin
Re: Gutes Benehmen in der Schmiede
von knifesmith am 08.11.2015 21:05Aaaah, man begrüßt sich !
Das war mir bei "man sagt die Uhrzeit" jetz nich so klar !
Gruß Knifesmith
"Was der Schmied verträgt, zerreißt den Schneider"!
Re: Gutes Benehmen in der Schmiede
von schakaa am 08.11.2015 21:44Was für ein hoch interessanter Thread, endlich mal wieder was richtig lesenswertes im Forum.
meine Homepage
Einfach nur schön das Schmiedeleben
FP91
Gelöschter Benutzer
Re: Gutes Benehmen in der Schmiede
von FP91 am 08.11.2015 21:50:-D
Naja, bei mir machen das die Leute häufig nur einmal. Danach wird oft nach kaltem Wasser zum kühlen oder mindestens zum saubermachen geschrien.
Re: Gutes Benehmen in der Schmiede
von Micha76 am 09.11.2015 13:38Hallo Lutz,
ein sehr interessanter Beitrag, das mit dem An- und Abklingeln werde ich auch mal einführen.
Die anderen Benimmregeln halte ich genauso - gerade wenn jemand mitten im Schmieden ist, womöglich noch mit dem Rücken zur Tür, dann ist es nur mehr als vernünftig, zu warten, bis man bemerkt wird. Kann sonst schon mal ins Auge gehen.
Grüße, Michael
Re: Gutes Benehmen in der Schmiede
von Kauz am 01.12.2015 11:16Guuden,
nach langer Abstinenz schaue ich mal wieder hier im Forum vorbei und habe sogar was gefunden zu dem ich etwas beitragen kann.
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Bei einer alt eingesessenen Schmiedefamilie habe ich noch gelernt, das man wenn man ein Bier beim schmieden trinkt nicht nur mit den anderen Schmieden anstößt sondern auch den Amboss mit einbezieht. Der Arbeitet ja auch mit. Und zwar nicht auf der Bahn anstoßen (das wäre dann „erden" und somit das Anstoßen zurücknehmen) sondern es wird seitlich am Amboss angestoßen. Kann aber auch ein sehr lokaler Brauch sein.
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Desweitern gibt es auch noch eine Zunftgruß mit dem sich wandernde Schmiede bei einer Schmiede vorstellen können und um Arbeit zu bitten. Ich weis nicht ob ich den Gruß hier hinschreiben möchte da dies vielleicht ein Geheimnis aus dem Walz-Bereich ist. Mir wurde er gesagt, auch wenn ich nicht nur Hobby Schmied bin und demnach auch nicht auf der Walz war, das ich mir diesen Spruch im laufe der Zeit erarbeitet hätte (kann auch sein das die Buben mich hoch genommen haben). Mir aber egal und so stelle ich mich immer entsprechend vor wenn ich bei der Familie zum Schmieden komme.
Danach werde ich manchmal „Katzenkopf" gefragt und ich antworte „Stück davon". Aber diese Geschichte ist hier im Forum schon bekannt.
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Die Zangen werden bei uns eigentlich ohne großes Aufhebens geteilt da man meist mehrere hat, den persönlichen Hammer von jemandem anderen zu benutzen ist jedoch so wie die Unterhose eines Fremden zu tragen... es geht , fühlt sich aber komisch an.
Also dann
Kauz
"Hammer und Schw*** benutzt man ganz"... sagte ein alter Schmied der mich damit darauf hinwies, das ich den Hammer anders halten soll.
Re: Gutes Benehmen in der Schmiede
von Holledauer am 20.01.2016 22:53Servus in die Runde,
wenn auch spät (das Forum war eine Zeit lang nicht verfügbar) möchte dazu doch folgendes von mir geben:
Zunftrituale, die mir (vielleicht auch aus Unkenntnis) fremd sind und daher bei mir auch nicht zelebriert werden, führen dazu, daß "Gott sei Dank" auch everybody meine Werkstatt mit einem "Servus" betreten darf (noch dazu, wenn ich das "Anklopfen" wegen des Lärms nicht gehört habe), ob nun mit dem Rücken zur Wand oder irgendwie sonst, egal. Ist in den meisten Fällen schließlich zukünftige Kundschaft, auch wenn ich meine Arbeiten nur im Nebenerwerb betreibe. Auch darf jeder/jede mein Werkzeug anfassen. Werkzeug ist für mich in Anbetracht der Tatsache, daß das meißte davon vielleicht aus erster, vielleicht aus zweiter oder dritter Hand ist, ebenfalls kein Heiligtum.
Hab mal von älteren Damen gehört, daß sie abends ein Messer in den Wecken (Laib) Brot stachen um den "Besagten" fernzuhalten.
Grüße
Holledauer
Unikate müssen nicht zwingend schön sein, nur einzigartig.