Materialauswahl Wiedehopfhacke

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Willi

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Re: Materialauswahl Wiedehopfhacke

von Willi am 07.04.2017 12:00

Hallo,

ich mische mich hier nun mal ein.
Ich persönlich habe schon etliche Werkzeuge aller Art geschmiedet und möchte den Schwung in Richtung hochlegierte Materialien mal ein bisschen bremsen.
Man muss nicht mit Kanonen auf Spatzen schießen!!

Warum hochlegierte Stähle? Warum Hardox?

Wie schon gesagt wurde ein C45 reicht vollkommen aus! Den C45 zusätzlich noch mit einer Feile zu verstählen wäre völlig sinnlos. Wenn du auf der sicheren Seite sein willst dann nimmst du einen C60.

Selbst die oben genannten Stähle 1.1625 (C80 W2) und 1.1645 (C105 W2) sind für Meißel gedacht um Gestein zu bearbeiten und nicht für eine Hacke die sich durch den Boden arbeiten soll und auf Biegung, Schlag usw. beansprucht wird.
Zum Hardox: Hardox bietet eine Verschleiß-Oberfläche ist aber nicht in der Lage eine gute Schneide zu halten. Außerdem ist Hardox nicht schmiedbar. Hardox ist also die völlig falsche Richtung.

Die eigentlichen Knackpunkte sind die Schneidengeometrie richtig zu gestalten, die Wärmebehandlung sauber durchzuführen, die Form sauber auszuschmieden und das z.B. das Blatt im richtigen Maße zu wölben, damit es stabil ist.
Solche Faktoren beeinflussen das Resultat wesentlich mehr als die Materialwahl!!
Es soll ja auch eine leichte Hacke werden die man gut mitnehmen kann oder nicht? Leg also dein Augenmerk darauf die Hacke sauber zu schmieden und die Form richtig abzustimmen!

Einen guten Werkzeugschmied macht am Ende aus, dass er weiß wie das Werkzeug genau aussehen muss und sich bei jedem Detail des Werkzeugs etwas gedacht hat.

Fazit:
Mach dir genaue Gedanken über die Form der Hacke. Wenn du dir nicht sicher bist wie du diese Form am besten umsetzt, dann probiers vorher aus. Nimm dir einen Baustahl uns schmiede zumindest Teile der Hacke mal Probe.

Wenn du sicher bist wie viel Material du brauchst und wie du vorgehst besorgst du dir den passenden Querschnitt in C60 und schmiedest die Hacke.


Viel Erfolg bei deinem Projekt! Halte uns auf dem laufenden!

Gruß
Willi

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Kunstschmie...

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Re: Materialauswahl Wiedehopfhacke

von Kunstschmiede_Bruch am 07.04.2017 14:10

Hallo, vielen Dank für die guten Infos ! Ich suche jetzt den C60 Stahl und mache das Projekt daraus.Ende des Monats soll die Hacke schon auf die Reise gehen aber das bekommen wir schon hin .Willi, da du schon einige Werkzeuge geschmiedet hast kannst du mir eventuell noch einen Rat bezüglich der Wärmebehandlung auf den Weg geben ? Danke schonmal :)

Antworten Zuletzt bearbeitet am 07.04.2017 17:17.

Kunstschmie...

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Re: Materialauswahl Wiedehopfhacke

von Kunstschmiede_Bruch am 10.04.2017 10:12

k-IMG_20170410_095151.jpg

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Willi

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Re: Materialauswahl Wiedehopfhacke

von Willi am 10.04.2017 15:42

Hallo

das sieht doch schonmal sehr gut aus!

Was ich dir zur Gestaltung noch empfehlen kann:
Einerseits kannst du dir die Einkehlung zwischen "Axtblatt" und dem Auge eigentlich sparen. Macht bei einer Axt o.ä. Sinn, bei einer Hacke kannst du dir das eigentlich sparen.
Andererseits würde ich in das querstehende Hackenblatt einen Steg einbringen. Macht das Blatt stabiler (sieht man auch unten auf dem Foto).
Wenn du es auf die Spitze treiben willst, dann kannst du zur Verstärkung des Stiels noch solche Laschen anschmieden. Habe das selber schonmal gemacht. Ist etwas komplizierter zu schmieden, macht aber durchaus was her. Man spaltet die Laschen vor dem Ausschmieden der Blätter ab und legt sie dann an das schon vorgeschmiedete Auge an. Unten bohrt man kleine Löcher um sie am Stiel zu befestigen. Wenn dir das schmieden zu kompliziert ist, kannst du sie auch anschweißen.

Hier ein Bild von einem abfotografierten Museumsstück (sehr groß. 30cm Blatt). Ist zum ziehen von Wassergräben auf hoch gelegenen Terassenfeldern etc. gebraucht worden.
Ich hab das Teil mal nachgeschmiedet, mal gucken ob ich das Ding noch irgendwo finde.
IMG_0233.jpg


Zur Wärmebehandlung:
Wenn das Blatt (die Blätter) richtig dimensioniert ist, dann sollte es aus der Grundfestigkeit des Werkstoffs heraus sich nicht verbiegen oder so. Also musst du eigentlich nur dafür sorgen, dass die Schneidkante gehärtet wird. Hierzu würde ich das Blatt zu einem Drittel anwärmen und die vorderen 2-4cm abschrecken. Beim abschrecken schön auf und ab pendeln. Also immer wieder auf und ab bewegen. Hierbei aber darauf achten das ca. die ersten 2cm immer unter Wasser bleiben (C60 ist ein Wasserhärter).
Das hat den Hintergrund, dass du dann keinen scharfen Übergang vom gehärteten zum ungehärteten Gefüge hast. Dies ist insbesondere bei schlagbeanspruchten Werkzeugen wie solch einer Hacke zu beachten.
Anschließend mit der Restwärme auf goldbraun anlassen. Wenn du dir da unsicher bist, kannst du mit kleinen Reststücken vorher mal ein zwei verschiedene Anlasstemperaturen ausprobieren. Schleif eine Schneidkante an wie sie bei der Hacke werden soll und versuch diese nach vollzogener Wärmebehandlung zu zerstören (z.B. auf Steine schlagen, biegen etc.)
Dann hast du eine bessere Einschätzung davon was dein Stahl bei welcher Wärmebehandlung kann.

Viel Erfolg! Bin gespannt!

Gruß
Willi

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Klopfer

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Re: Materialauswahl Wiedehopfhacke

von Klopfer am 10.04.2017 20:10

Wenn Interesse besteht, kann ich mal die originale SHW-Hacke ausmessen, ich hab so eine im Garten stehen, gehört meinem Bruder. Er ist Landschaftsgärtner, und in Fachkreisen heißt diese Form der Hacke "Highländer"!

Antworten Zuletzt bearbeitet am 10.04.2017 20:25.

Kunstschmie...

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Re: Materialauswahl Wiedehopfhacke

von Kunstschmiede_Bruch am 11.04.2017 08:28

Hallo, Vielen dank für die ausführliche Hilfe !!! eine Materialstärke für das Blatt der Hacke wäre vll noch ganz interessant ( C45 , nur die Schneide ist aus C60 ) Die sieht auf dem Bild sehr dünn aus, oder täuscht das ?
LG

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Willi

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Re: Materialauswahl Wiedehopfhacke

von Willi am 11.04.2017 11:29

Hallo,

die Materialstärke des Hackenblattes liegt meiner Erinnerung nach bei 4-5mm (man beachte den langen Steg, der das Blatt stabil macht).

( C45 , nur die Schneide ist aus C60 )

Was meinst du damit? Willst du ganz vorne laminieren oder was hast du vor?


Gruß
Willi

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Kunstschmie...

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Re: Materialauswahl Wiedehopfhacke

von Kunstschmiede_Bruch am 11.04.2017 22:37

Jop , genau das hatte ich vor. Hab leider grad keine Quelle wo ich kurzfristig ne kleine Menge C60 bekomme und ich hab noch Stücken C45 rumliegen. Do wollte ich C60 als Schneide einschweißen.

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Thorkell

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Re: Materialauswahl Wiedehopfhacke

von Thorkell am 12.04.2017 10:31

Schon mal drüber nachgedacht einfach einen Fäustel umzuschmieden?  Im Grunde ersparst Du dir nur das Aufdornen, und man kann sich streiten ob der Anspruch der richtige ist. Aber wenn ich deine Probleme deute, dann scheint mir das in der Kürze der Zeit und weil Du es vermutlich nicht alle Tage wieder machst, der einfachste Weg. 

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Thorkell

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Re: Materialauswahl Wiedehopfhacke

von Thorkell am 12.04.2017 10:35

Was auch super geht, und die Eignung aus der vorherigen Verwendung abzuleiten ist, sind die Dorne von alten Spitzhacken oder Wiedehopfhacken. Da kannst du dich dann auch schmiedetechnisch voll auslassen, weil noch nix aufgedornt ist 😉
Habe ich schon oft gemacht, taugt super.
 

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