Rennöfen im "Viking Center Ribe"

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Bohr_Romain
Gelöschter Benutzer

Re: Rennöfen im "Viking Center Ribe"

von Bohr_Romain am 14.05.2012 21:07

Ich bringe es Irgendwie nicht fertig hier vernünftin Bilder hochzuladen!

Gruss Rom. 

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Xerxes

40, Männlich

Beiträge: 122

Re: Rennöfen im "Viking Center Ribe"

von Xerxes am 15.05.2012 22:00

So,

nun schaffe ich es endlich den Bericht fortzusetzen. Wie bereits geschrieben, haben Timm und ich vom 01.-06.05.2012 als Darsteller im Viking Center Ribe in Dänemark agiert. Wir haben dort zusammen mit vielen anderen aktiven Reenactors die nachgebauten wikingerzeitlichen Häuser belebt und historische Handwerkstechniken nachempfunden und vorgeführt. Die Veranstaltung umfasste zum Einen das belebte wikingerzeitliche Dorf sowie einen Marktplatz auf dem diverse Händler und Handwerker ihre Zelte aufgeschlagen hatten

Timm und ich haben auf dem Markt die Eisenverhüttung im Rennofen sowie das Schmieden des selbst hergestellten Eisens demonstriert. Neben uns waren diverse Handwerker vor Ort, die ihr historisches Handwerk teilweise in den festen Werkstätten des Museumsdorfs, teilweise in ihren eigenen mobilen Werkstätten demonstrierten.

Hier eine Auswahl der dargestellten Handwerke:

- Specksteinbearbeitung (Töpfe)
- Silberschmieden (mehrfach)
- Bronzeschmieden (mehrfach)
- Posamente herstellen
- Kleidungsherstellung (mehrfach)
- Brettchenweben (mehrfach)
- Sprang (mehrfach)
- Nadelbinden (mehrfach)
- Knochen- und Geweihbearbeitung (mehrfach)
- Glasperlenherstellung traditionelle Art (mehrfach)
- Bogenherstellung (mehrfach)
- Pfeilherstellung (mehrfach)
- Kettenhemd knüpfen
- Vikingestrikherstellung
- Schmieden (in den Hausschmieden wie auch auf mobilen Schmieden - mehrfach)
- Spinnen: Leinen, Wolle (mehrfach)
- Färben (mehrfach)
- Filzen (mehrfach)
- Holzbearbeitung (mehrfach)
- Kochen mit authentischen Zutaten (mehrfach)
- Schuhherstellung
- Lederbearbeitung
- Birkenrindeverarbeitung
- Grubenbrand
- Barbieren mit der historischen Klinge

Für uns war die Veranstaltung eine gelungene Mischung aus Arbeit und Urlaub. Aber nun zum Eisen:

Wir sind am Dienstagmorgen angekommen und haben noch am gleichen Tag den ersten kleinen Ofen aufgebaut. Vom Prinzip her entsprach er dem Ofen, den wir am Wochenende vorher gefahren haben. Am Abend haben wir den Ofen vorsichtig angefeuert und über Nacht durchtrocknen lassen. Den ersten Ofen haben wir dann also am Mittwoch auf Reisen geschickt und ihn mit unserem neuen Raseneisenerz bestückt. Innerhalb von ca. 6 Stunden haben wir 25 Chargen mit je ca. 600 Gramm Kohle und ca. 300 Gramm Erz zugegeben. Ungefähr zur Mitte der Ofenreise hat sich die Sackgeschwindigkeit deutlich verlangsamt, ohne dass wir den Grund finden konnten. Es war weder zu viel Schlacke im Ofen bzw. vor der Düse, noch dass wir im Ofeninnern irgendwas Auffälliges entdecken konnten. Zum Ende ernteten wir dann eine etwas kleine aber doch schön kompakte Luppe von ca. 1,5 Kg.

Am Donnerstag haben wir dann unseren zweiten Ofen gebaut, am Freitag die Luppe aus dem ersten Ofen verschmiedet. Dazu haben wir uns eine mittelgroße Bodenesse mit Timm's neuem Essenstein aus Speckstein gebaut. Die Luppe ließ sich trotz des vermutlich recht hohen Phosphorgehaltes (das Erz hat ca. 3% P2O5) von Anfang an super schmieden. Nach dem Verdichten wirkte der Stahl schon wie ein Monostahl. Beim kräftigen Ausschmieden mit dem 2Kg Handhammer gab es keine Kantenrisse. Das Eisen ist echt top!

Samstag haben wir dann den zweiten Ofen gefahren. Allerdings hat uns Bjarne, der Organisator, gefragt, ob wir nicht mal das einheimische Raseneisenerz aus der Umgebung von Ribe verhütten könnten. Das hat aber gar nicht hingehauen. Wir haben die gleiche Chargenmenge und -größe zugegeben wie beim ersten Ofen. Auf den ersten Blick sah das Erz gar nicht schlecht aus, doch ist uns schon beim Rösten und Zerkleinern des Erzes aufgefallen, dass dieses scheinbar sehr viel Sand enthält. Auch die Ofenreise ging zuerst ohne Probleme. Schnelle Sackung ohne Auffälligkeiten. Doch zum Schluss haben wir nur einen großen verbackenen Klumpen Schlacke geerntet. Nach dem Herunterbrennen des Ofens konnte man den Klumpen direkt im unteren Teil des Ofens sehen. Die Schlacke wurde trotz recht hoher Temperaturen nicht flüssig. Im Innern des Klumpens waren dann doch ein paar kleine Stückchen Eisen, doch nichts was den Aufwand rechtfertigen würde.

Sonntag haben wir dann noch in der Dorfschmiede einen kleinen Barren aus versch. kleinen Luppenbruchstücken geschmiedet und angefangen ihn auszuraffinieren. Nach der Abreise am gleichen Tag haben wir noch Michael, einen sehr erfahrenen dänischen Eisenmacher, besucht und ein paar schöne Anregungen für wiederverwendbare Rennöfen bekommen. Außerdem haben wir noch 40Kg sehr hochwertigen dänischen Erzes abstauben können Sein Kommentar zu dem Ribeerz lautete übrigens: „Ist scheiße!"

IMG_5271.jpg

 

Die Galerie ist aktualisiert!

 

Gruß Jannis


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Bohr_Romain
Gelöschter Benutzer

Re: Rennöfen im "Viking Center Ribe"

von Bohr_Romain am 15.05.2012 22:25

Sehr Interessant ! Ihr hattet aber ein gewages Erz/Kohle Verhältniss. Ich denke die Ausbeute wäre höher gewesen bei 1:1 oder 1:1,5. Danke für die Bilder. Was hat er zu den Wiederverwendbaren Öfen gesagt?

Gruss Rom. 

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Timm

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Beiträge: 347

Re: Rennöfen im "Viking Center Ribe"

von Timm am 15.05.2012 22:37

Moin Romain,
es war ein Verhältnis von einem Teil Erz zu zwei Teilen Kohle
Anders herum hätten wir den Ofen sicherlich abgewürgt *g*
 Gruß,
Timm

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Xerxes

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Beiträge: 122

Re: Rennöfen im "Viking Center Ribe"

von Xerxes am 15.05.2012 23:22

Hi Rom,

Michael hat einen großen Sandhaufen aufgeschüttet und dort einen Lehmofen eingebettet. Es sollen noch zwei weitere in den gleichen Haufen gebaut werden. Unten hat der Ofen ein "Tor", welches vor jeder Ofenreise mit einer dünnen Lehmwand zugemauert wird. Die Luft für den Ofen bläst er lediglich mit einer Eisendüse auf ein Loch in der Lehmwand. Er verwendet keine Düsen die ins Innere des Ofens ragen oder mit dem Ofen fest verbunden sind.

Hie ein Bild vom Ofen:

Timm hat mich freundlich darauf hingewiesen, dass der Ofentyp ja gar nicht von uns ist. Ich hab das Bild also erstmal wieder entfernt. Wenn wir das OK von Michael haben, stell ich es wieder ein


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Antworten Zuletzt bearbeitet am 16.05.2012 07:19.

Bohr_Romain
Gelöschter Benutzer

Re: Rennöfen im "Viking Center Ribe"

von Bohr_Romain am 16.05.2012 06:38

Ok, Timm deswegen habe ich ja ERZ/KOHLE geschrieben im Verhältniss 1:1 resp. 1:1,5 Ihr hattet 1:2 das wird wesentlich heisser, und die Ausbeute sinkt.
Aufkohlen tuts auch nicht wegen dem hohen Phosforgehalt.

Der Ofen im Sandhaufen ist eine gute wenn auch sehr alte Sache.

Gruß Rom. 

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Timm

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Beiträge: 347

Re: Rennöfen im "Viking Center Ribe"

von Timm am 16.05.2012 09:28

Moin Rom,
ah o.k., ist durchaus auch ein gutes Argument. Wir haben in letzter Zeit viel über das Chargen-Verhältnis gesprochen, da wir nun von mehreren Aktiven gehört haben, dass sie ca. 1:1 fahren. Wenn wir unseren wiederverwendbaren Ofen haben (und somit reproduzierbare Bedingungen) wollten wir uns eh mal an ein anderes Verhältnis heran arbeiten. Der Hintergedanke war allerdings weniger, ein besseres Eisen/Erz Verhältnis zu erreichen, sondern eher die Reisedauer zu reduzieren.
Denn bisher gingen alle Hinweise von Aktiven mit 1:1 Kohle/Erz-Verhältnis dahin, dass sie schneller sind, aber im Verhältnis weniger Eisen produzieren.
Bei 2:1 Kohle/Erz sind wir nach unserem ofen in Sandhausen gelandet, damals hatten wir im MF als Feedback bekommen, dass wir den Ofen womöglich durch unser damaliges Verhältnis (1:1) fast abgewürgt hätten.

Gruß,
Timm

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Timm

49, Männlich

Beiträge: 347

Re: Rennöfen im "Viking Center Ribe"

von Timm am 16.05.2012 11:50

Nachtrag:
Eine weitere Motivation zur Veränderung des Chargen-Verhältnisses ist natürlich die Einsparung von (teurer) Holzkohle.
Ich fände es aber sehr interessant hier die Thematik der Vor- und Nachteile unterschiedlicher Chargierungen zu beleuchten (Zuschlage mit Kalk etc. mal aussen vor gelassen).
Bisher war ich davon ausgegangen, dass durch zuviel Kohle kein Nachteil entstehen kann, da eher eine reduzierende Atmosphäre geschaffen wird und somit Abbrand im Gegenteil  eher vermieden wird.

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Bohr_Romain
Gelöschter Benutzer

Re: Rennöfen im "Viking Center Ribe"

von Bohr_Romain am 16.05.2012 17:00

Die Chargenverhältnisse, sind eins meiner Lieblingsexperimentalansätze. Man kann damit den mittleren Kohlenstoffgehalt der Luppe beeinflussen. Und darum gehts eigendlich. Wenn du die Replik eines damazierten Schwertes aus irgendeinem Grabfund angehen möchtest brauchst du mindestens 2 verschiedene Stähle. Da Mangan ausscheidet, bleibt uns der Kohlenstoff und andererseits der Phosfor als zeichnende Elemente. 
Diese erhalten wir duch die Erzwahl und die Chargenverhältnisse im zusammenhang mit der Windmenge.

Etwas was ich allerdings überhaupt nicht verstehe ist  die Aussage .....das Verhältniss 1:2 Erz/Kohle gewählt zu haben , um die Reisedauer zu reduzieren . Habt Ihr keine Lust einen Rennofen zu fahren?

Zu eurem 2:1 Kohle/Erz verhältniss in Sandhausen....Ich erinnere mich vage an einen Artikel aus dem MF von euch, würde ihn aber sicher nicht mehr finden. Soweit ich mich allerdings erinnere stand dort aber eher ein Verhältniss von weit mehr Erz als Kohle. Denn ich glaube ich wars selbst der darauf hinwies. 

Wir müssen unbedingt mal was zusammen machen.

Gruß Rom. 

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Timm

49, Männlich

Beiträge: 347

Re: Rennöfen im "Viking Center Ribe"

von Timm am 16.05.2012 17:29

Moin Romain,
ich hab gerade nochmal nachgelesen, du hast Recht, wir haben in Sandhausen in der Tat 2:1 Erz/Kohle gefahren!
Und du hast auch darauf hingewiesen...
Hatte ich echt anders in Erinnerung.
Naja umso besser, ist also ein guter Ansporn das Chargenverhältnis unter reproduzierbaren Bedingungen zu optimieren.

Mit der Reduzierung der Reisedauer meinte ich das Verhälnis von Ausbeute zu Zeit. Wenn ich innerhalb von sagen wir mal 6 Stunden die doppelte Menge Erz aufgebe, hab ich auch die Aussicht auf ca. doppelte Ausbeute.
Da wir zur Zeit Luppen um ca. 2-3 Kg anpeilen (aufgrund der besseren Verarbeitbarkeit, mit dem 17Kg-Monster haben wir uns schön ganz schön gequält) wäre dieses Ziel bei einem höheren Einsatz von Erz im Verhältnis zur Kohle (z.B. 1:1) einfach schneller zu erreichen. 

Ja, ich bin auch der Meinung, dass wir dringend mal was zusammen machen sollten! Euer Treffen findet 26./27.05.2012 statt, oder? ...ich grüble gerade ob ich es meiner Familie antun kann mich noch ein Wochenende zu verpieseln..
Ansonsten wird uns wohl der Michael aus Ribe im Juni oder Juli besuchen, dann wollen wir auch ein paar Öfen an den Start bringen.

Gruß,
Timm 

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