EU Regelungswut und Downsizing

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Sebastian

-, Männlich

Beiträge: 366

Re: EU Regelungswut und Downsizing

von Sebastian am 03.11.2013 20:17

Hallo Worschdsub,

die Möglichkeit des allgemeinen Hochschulzugangs (nicht zu verwechseln mit dem fachgebundenem Hochschulzugang) wurde z.B. in Bayern zum Wintersemester 2009/2010 eingeführt, und ist damit noch kein besonders "alter Hut".
Meister, die diese Möglichkeit für sich nutzen, gibt es mittlerweile einige, und das zeigt, wie gut diese Neuregelung angenommen wird.
Deine These, daß die guten Absolventen der Fachrichtung Metallgestaltung alle in erster Linie auf ein anschließendes Studium zum "Designer" aus sind, halte ich hier mal für sehr spekulativ. Genügend Gegenbeispiele gibt es da reichlich.
Auch was die Aufstiegschancen betrifft, mußt Du z.B. als Industriedesigner erst mal eine Stelle finden! Persönlich kenne ich hier in München einige brotlose Gestalten aus diesem Berufszweig.
Ich sehe die Perspektiven im Handwerk dagegen nicht ganz so düster, wie Sie wohl für Dich erscheinen. Dieser Eindruck wird allerdings u.a. auch von der jeweiligen Gegend bestimmt, in der man tätig ist.
Deinem Beispiel mit einer Anstellung in der Industrie (und der entsprechenden Bezahlung) könnten die Absolventen mit dem besseren Abschluss auch ohne weiteres folgen. Aber zum Glück scheint es noch Leute zu geben, für die das Geld nicht die oberste Priorität im Leben hat. Interessant ist doch auch dabei, daß diese Lebensentscheidung ganz offensichtlich im direkten Zusammenhang mit dem persönlichen Bildungshorizont steht...

Grüße

Sebastian

Antworten Zuletzt bearbeitet am 03.11.2013 23:15.

Worschdsub
Gelöschter Benutzer

Re: EU Regelungswut und Downsizing

von Worschdsub am 05.11.2013 08:03

Es gab schon immer die Möglichkeit an der FH ein Vordiplom abzulegen und anschließend auf einer Uni weiterzustudieren... Klar gibt es viele die diese Möglichkeit nutzen, aber es gibt auch eben viele (wie ich) die diese Möglichkeit eben auch nicht genutzt haben und nicht nutzen können oder wollen...

Meine "These" habe ich empirisch gemacht... Aus den 6 Abschlussklassen (die ich mit betreut habe) an der MHK (ca. 100 Leute) arbeiten heute noch höchstens drei Leute wirklich im Sektor Metallgestalltung. Die meisten sind in der Industrie verschwunden oder mangels Stelle dann nochmal in eine andere Ausbildung eingestiegen. Die wirklich guten (die theoretisch wie auch praktisch fit waren) sind heute dabei ihre Techniker oder ein Studium zu bauen... (so etwa 6-8).

Ähnlich sieht es in meiner Abschlussklasse Metallbauer Fachrichtung Konstruktionstechnik aus... Soweit ich weiß und noch zu einigen den Kontakkt halte bin ich aus der Abschlussklasse der einzige der den Metallbauermeister in der Tasche hat... Einer hat danach noch eine Ausbildung am Bau gemacht und ist heute Bautechniker... Die meisten sind heute bei Terex oder sonstwo geblieben...

Eine rühmliche Ausnahme: Meine letzte Ausbildung! Aus der Klasse MLB 09 (Mechaniker für Land- und Baumaschinentechnik) arbeiten gut 80% im Beruf... Warum? Wir sind mit unserer Ausbildung Mangelware! (Im Kammerbezirk Koblenz etwa 20 Absolventen im Jahr, zum Vergleich KFZ-Mechatroniker über 300) Wobei hier auch die Tendenz zu erkennen ist das viele den Landmaschinen den Rücken zukehren und  in den Baumaschinensektor davonziehen... Dort sind die Firmenstrukturen größer, die Bezahlung besser, die Arbeitszeiten geregelt...

Ich sehe die Chancen im Handwerk nicht düster! Im Gegenteil... Aber da sich Rheinland-Pfalz zum Entwicklungsland gemausert hat ist hier tendenziell fast nirgends mehr ein Blumentopf zu gewinnen. Ich bin schon lange weg aus meiner Geburtsregion dem Landkreis Südwestpfalz... Da ist nämlich tote Hose! Wir haben Arbeitslosenquoten in der Gegend welche schlechter sind wie sonstwo in der Republik.

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Sebastian

-, Männlich

Beiträge: 366

Re: EU Regelungswut und Downsizing

von Sebastian am 05.11.2013 11:08

Hallo "Worschdsub",


Es gab schon immer die Möglichkeit an der FH ein Vordiplom abzulegen und anschließend auf einer Uni weiterzustudieren...

Ich rede hier von einer Neuregelung, bei der es darum geht, daß Du heute als Meister direkten Zugang zu einem Studium hast, und zwar an einer allgemeinen Hochschule.

Übrigens:

Für Studienwillige ohne Meister besteht die Möglichkeit, nach einer abgeschlossenen Berufsausbildung mit mindestens dreijähriger Berufspraxis, sowie nach entsprechenden Eignungsprüfungen, an einer fachgebundenen Hochschule studieren zu können. Hier gelten also im Vergleich zum Meister deutliche Einschränkungen. Nur das zum eigentlichen Thema, für was der Meistertitel heute noch vorteilhaft sein kann....


Für mich besteht zu dem von Dir hier aufgezeigten alten Weg ein erheblicher Unterschied...

Außerdem: Nach dem Meister noch ein Studium??? Wie soll das finanziert werden??? Woher nimmst die Zeit??? ...

Wer mit 16 Jahren als Azubi anfängt, der kann theoretisch mit 21 Jahren heute seinen Meister haben. Damit bist du nur unwesentlich älter, als ein Abiturient. Unschätzbarer Vorteil des Meisters: Im Gegensatz zum Abiturient hat der Jungmeister schon eine wertvolle Berufsausbildung in der Tasche! Und sollte man sich dazu entschließen ein gewünschtes Studium etwas später anzufangen, kann man in der Zeit als Facharbeiter (evtl. top bezahlt in der Industrie?) sein Geld verdienen, und muß nicht, wie viele noch orientierungslose Abiturabgänger, den Lebensunterhalt durch Jobs in irgendwelchen Cafés oder sonst wo verdienen. Eine Finanzierung eines anschließenden Studiums dürfte genauso ablaufen, wie bei all den tausenden von anderen Studenten auch...

Klar gibt es viele die diese Möglichkeit nutzen, aber es gibt auch eben viele (wie ich) die diese Möglichkeit eben auch nicht genutzt haben und nicht nutzen können oder wollen...

Dazu kann ich nur sagen:  "Jeder ist seines Glückes Schmied!"


Gruß

Sebastian

Antworten Zuletzt bearbeitet am 05.11.2013 19:49.
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