Gutes Benehmen in der Schmiede

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Worschdsub
Gelöschter Benutzer

Re: Gutes Benehmen in der Schmiede

von Worschdsub am 21.01.2016 18:38

Auch darf jeder/jede mein Werkzeug anfassen. Werkzeug ist für mich in Anbetracht der Tatsache, daß das meißte davon vielleicht aus erster, vielleicht aus zweiter oder dritter Hand ist, ebenfalls kein Heiligtum.

Es ist für mich eine der größten Unsitten einfach anderer Leute Sachen anzupacken oder zu benutzen. Egal ob Werkzeug, Auto, Handy und und und. Und gerade Werkzeug ist eine heikle Angelegenheit. Bestes Beispiel: polierte Treibhämmer. Einige Leute sehen sie, erkennen die spiegelblanken Bahnen, und fassen sie an. Und ich bin ein paar Tage später damit beschäftigt Fingerabdrücke die sich als Rostmarke erkennbar machen zu entfernen. Wer schonmal auf Spiegelglanz metallische Werkstoffe poliert hat kennt den Aufwand.

Das mit dem "Bemerken" halte ich für sehr gut! Ich schweiße recht viel in meiner Werkstatt! Durch das kleine Gesichtsfeld der Schweißmaske wird man schnell überrascht und das Brummen der Absaugung und das Geräusch des Lichtbogens verdecken prima die Schritte eines Neuankömmlings in der Werkstatt. Und eine Schweißnaht nur wegen eines Kunden zu unterbrechen ist unnötig!

Am liebsten habe ich allerdings gar keine "ungebetenen Gäste". Denn: Wer Fremde in der Werkstatt duldet haftet auch für eventuelle Schäden gegenüber dem Gast. Einer der Gründe warum heute viele Werkstatttüren für Nichtmitarbeiter verschlossen sind und der Weg in die Werkstatt nur noch über das Büro möglich ist.

Eine weitere schöne Sitte ist es den Zuschläger zu rufen... Wenn der Schmied am Amboss einen Zuschläger braucht lässt man den Amboss klingeln und egal was der andere macht wird die Arbeit fallengelassen und Richtung Amboss geeilt.

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unsel
Gelöschter Benutzer

Re: Gutes Benehmen in der Schmiede

von unsel am 21.01.2016 19:10

So wie Worschdsub das ganze beschreibt wird das prakisch in jeder Professionellen Werkstatt gehandhabt. Meistens weisen an der Tür angebrachte Schilder darauf hin.
Hobby-Schmiede sind Privatleute die meist froh wenn sich überhaupt mal einer für sie Interessiert.

Ich kenne andererseits professionelle Einmannbetriebe die zwar nicht gleich den roten Teppisch ausrollen wenn einer rein will, aber auch keinen rausschmeissen.

Was ich sagen will, ist dass es eine "gewisse" Diskrepanz gibt zwischen dem realen harten wenn auch erfüllten Arbeiterleben eines Schmiedes /Metallarbeiters und dem was sich hier darunter vorgestellt wird.
Gruß Rom. (seit 32 Jahren Hauptberuflich Schlosser)

Antworten Zuletzt bearbeitet am 21.01.2016 19:11.

pit03

65, Männlich

Beiträge: 848

Re: Gutes Benehmen in der Schmiede

von pit03 am 21.01.2016 20:22

Hallo Leute,

Ich möcht das nun nicht weiter Thematisieren, kann aber Olli, Rom und alle anderen verstehen. Ich bin auch nur ein Einzelschmied der auch Schlossert und Metallbau macht um zu überleben. Aber wenn die Kunden dann das Schmiedefeuer sehen sind die meißten überrascht und fragen nach was ich so alles Schmiede.

Ein gewisses Benehmen ist schnell erkannt. Ob nacht alt hergebrachter Art, oder auch auf Neudeutsch.

Nur die Jugendlichen Pracktikantenanwärter schick ich schon mal vor die Türe und sag Ihnen wie sie sich vor zu stellen haben    Schuhe zu binden Hose hoch ziehen, Käppy ab nehmen und vorallen Hände aus den Taschen!

Der pit03.

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Hacheschmied
Gelöschter Benutzer

Re: Gutes Benehmen in der Schmiede

von Hacheschmied am 21.01.2016 21:35

Naja.. für mich geht es dabei eben auch um die Achtung vor dem jeweiligen anderen.. bzw. dessen Eigentum etc. das zeichnet für mich eben gutes Benehmen aus... Gibt eben auch Leute die darauf kein wert legen. Aber in einem sehr alten Handwerk, finde ich, sollte man in unserer facettenlosen Welt doch das, was man noch an Bräuchen hat, auch pflegen.

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Peter_Brunner
Administrator

36, Männlich

Schmieden Werkzeuge

Beiträge: 703

Re: Gutes Benehmen in der Schmiede

von Peter_Brunner am 21.01.2016 23:08

Ich kann in dem Fall nur für mich sprechen.
Aber ich handhab das so wies grad die Sytuation ergibt...

Wenn ich so drüber nachdenke wie ich in andere Schmieden gegangen bin um dort nach Arbeit und nen Schlafplatz zu fragen, habe ich zumindest nie irgend nen Spruch aufgesagt und bin teilweiße völlig durchnest, teilweiße stinkend und teilweise halb schlafend irgendwo angekommen. Mal kams gut an mal nicht ganz so gut. Ich muss aber sagen das ich bis auf weiteres überall ne gute Zeit hatte und wir oft n bissl über diverse Vorstellungsgeschichten geschmunzelt haben.

Auch jetzt bei Kollegen handhab ich das einfach wies grad passt. Wenn ich jemanden kenn und ich weiß das er locker drauf ist stell ich mich auch mal neben Ihn oder Sie an den Amboss oder leg auch schnell mal mit Hand an wenn ich seh das irgendwo Hilfe benötigt wird, bin ich mir unsicher ob derjenige das mag dann wart ich eben in der Tür oder mit genügend abstand zum Schmied.
Ich finde sowas bekommt man auch ziemlich schnell raus.


Bisehr hat mich zumindest noch niemand vor die Türe gesetzt und ich glaube ich müsste inzwischen n gutes Stück mehr als 100 Schmieden in zig Ländern betreten haben. Es ist in der Zeit auch nie etwas passiert geschweigedenn kaputtgegangen noch hatte ich das Gefühl das ich jemanden auf die Füße getreten bin.
Ganz wichtig find ich in solchen Geschichten auch, dass wenn gerade Kunden da sind, das man sich selbst nicht aufdrängt oder den Besserwisser spielt. Ich hatte ein einziges mal den Fall bei mir in der eigenen Schmiede und besserwisserische Sprüche machen den ders besser weiß in den seltensten Fällen besser.

Die wohl dreisteste Geschichte die ich je abgeliefert hab, war als ich am Ende meiner modernen Wanderschaft heimlich nach Irland bin und mich dann zu John in die Schmiede geschlichen hab, er war grad am Lufthammer oder der Esse und ich hab mich einfach neben Ihn gestellt. Er hat sage und schreibe eine Stunde gebraucht um endlich damit klar zu kommen das ich kein Geist bin und mich tatsächlich auf der grünen Insel befinde.
Dazu muss ich aber sagen ich hatte vor dieser Geschichte etwa 1 Jahr zuvor 2 Monate für John gearbeitet und bei Ihm gewohnt.

Bei Olis Treffen letztes Jahr hab ich mich glaub ich auch einfach neben Ihn gestellt und ich glaub nicht das es in dem Fall falsch war? Oder gar als unhöflich von ihm aufgefasst wurde?

Oder nehmt den Josh den se am HAMMER IN im Karton vor mei Schmiede gefahren ham...
Floskeln hin oder her, passen muss es einfach.


Nur nach der Uhrzeit braucht mich keiner Fragen weil ichs persöhnlich doof finde gleich am Anfang mein Handy rauszuziehen. Und falls ich in dem Moment die Taschenuhr am Mann haben sollt find ichs persöhnlich nicht viel höflicher als das Smart Phone schließlich ist es auch nur ein Gadged wie das Handy.

In meiner Schmiede handhab ich die ganze Geschichte relativ locker, wobei ich große unterschiede zwischen Kunden Praktikantenanwertern und Schmieden und Freunden mach.
Wie Pit schon sagt, wenn sich jemand um n Praktikum bewirbt dann sollte er auch dementsprechend auftreten.

Bei uns brennt ziemlich oft das Feuer und ich weiß in dem Moment wenn jemand kommt ja auch was für einen Auftrag ich grade im Feuer liegen hab und wo die warmen Teile in der Schmiede rumliegen.
Die von Euch die beim HAMMER IN waren und auch meine Schmiede kennen wissen das ich sehr großen Wert auf Sicherheit leg. Außerdem kommen selten Besucher in die Schmiede die noch nie da waren, da Sie sich schon allein am Hund draußen nicht vorbeitraun.
Ist nun jemand da, bekomm ich in meinem Fall sehr schnell mit wenn das Tor aufgeht und kann mich ziemlich schnell drauf einstellen ob ich Ihm zuschrei bitte warten oder ob ich ihn einen Meter in die Schmiede gehen las.

Zu Oli muss ich sagen, ich hatte auch noch nie den Fall das irgendwer bei mir irgendwas ungefragt angefasst hat, auch ist noch nie ein Laie wirklich in die Schmiede gegangen ohne das ich Ihn nicht dazu aufgefordert habe, die meisten schieben das Tor auf und bleiben davor stehen. (wenns Regnet machen Sie meistens n Schritt unters Dach)

An sich ist es bei mir aber sowieso besser sich vorher anzukündigen da ich selten wirklich Zeit hab und es immer doof ist irgend nen Arbeitsschritt zu unterbrechen. Das wissen aber auch meine Kunden und die meisten Freunde, wobei zweitere die Schmiede kennen und sich bis ich mit der Arbeit fertig bin mit sich selbst beschäftigen.

Dazu muss ich aber auch sagen das ich mich manchmal sogar richtig freu wenn jemand kommt. Bei großen Projekten verbring ich oft ein paar Tage in der Schmiede und verlass teilweiße nicht mal den Hof geschweigedenn die Ortschaft, mein derzeitiger Rekord liegt bei etwa 3 Wochen Sperberslohe. Und da bin ich ab und an schon froh mal n anderes Gesicht zu sehen, als das von meiner Freundin, Mutter oder vom Konstantin.
Von daher muss bei mir auch niemand irgendwas Aufsagen um mich Glücklich zu machen n nettes Hallo, Servus, Hello, Nihau, Namaste, Ola, Salju, Ola oder was auch immer reichen mir da volkommen. Und n Peter gehts dir gut? Bist du Glücklich? Bringt mich auf jeden fall zum Schmunzeln.



Stück davon Euer Peter
der jetzt hoffentlich nicht überall Hausverbot hat (:

Antworten Zuletzt bearbeitet am 21.01.2016 23:31.

Hacheschmied
Gelöschter Benutzer

Re: Gutes Benehmen in der Schmiede

von Hacheschmied am 22.01.2016 22:17

mit "Uhrzeit sagen".. mein ich: "guten Morgen, guten Tag.. guten Abend" (heißt hier im Eck "die Uhrzeit sagen"). Ich bin da meist bei meinem "Moin" das kann man multitemporär anwenden.


sehr lustig fand ich einmal bei mir in der Schmiede .. wo ein "zünftiger" Maurer mal reingekommen ist (er hat auf seinen Sohn gewartet)... und sich an den Amboss gelehnt hat / draufgesetzt hat... (was für mich z.B. n No Go ist).. (auf den Tisch gehört der Kuchen hat der Arsch nichts zu suchen...).. naja.. jedenfalls saß er da recht bequem.. bis das Öl wohl auf seine Haut gedrungen ist.. womit der Amboss eingeschmiert war.... nunja... (es war schon gut mit anzusehen wie er dezent versuchte 1. herauszufinden was passiert  ist 2. es zu kaschieren) Ich glaub seitdem steht er auch eher frei im Raum bei mir ;) wenn er mal wieder vorbeikommt ;)

Antworten Zuletzt bearbeitet am 22.01.2016 22:19.

Fimbulmyrk

50, Männlich

Beiträge: 39

Re: Gutes Benehmen in der Schmiede

von Fimbulmyrk am 28.01.2016 11:40

Bei uns ist das ja nun so, dass wir nur Hobbyschmiede sind, aber wir halten uns an die folgenden Regeln:

-Hallo, Guten Tag, Moin oder Namaste (schöne Idee;-)) sagt man, wie ich finde, sowieso. Und zwar wird meist erst der Reidemeister begrüßt, dann der Altschmied, dann die anderen.

-auf den Amboss setzen geht GAR nicht. Kippen in der Esse entsorgen-meine Herren, wenn das halt so ist, ist das halt so, aber schön ist es nicht.

-Werkzeug von anderen wird i.d.R nicht verwendet, wenn doch, wird höflich gefragt. Da wir uns mit zum Teil mit grenzwertig vielen die Ambosse teilen, wird wechselweise am Amboss gearbeitet. Werkzeug, das auf dem Amboss lag, wird immer auf die selbe Stelle neben dem Amboss gestellt.

-Neulinge warten, bis sie durch einen erfahreneren Schmied angeleitet werden und halten Abstand zu dem zum Teil doch recht komplizierten Tanz, den wir da aufführen;-), schon aus gesundem Menschenverstand.

Generell gelten allgemeine Regeln respektvollen Miteinanders eben auch in der Schmiede. Wir hatten mal den Brauch, dass immer der Älteste die Esse entzündet, sind aber aus Pragmatismus davon abgekommen. Ich klingel immer an und ab, bin da aber eher allein auf weiter Flur.

Versicherungsrechtlich gibt es da nicht so das Problem bei uns, da wir sowieso mit Kindern und Gästen schmieden und die Versicherung das eh abdeckt.

 

 

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Gravedigger
Gelöschter Benutzer

Re: Gutes Benehmen in der Schmiede

von Gravedigger am 11.04.2016 17:38

Ich denke mal gutes Benehmen ist im Allgemeinen eine Eigenschaft, die Jeder besitzen sollte, egal ob in der Schmiede oder bei dem Fräulein an der Supermarktkasse, das es nun auch reichlich Leute gibt, die mit dem Eurofighter durch die Kinderstube gerasselt sind, ist traurig aber wahr. Wie Lutz so schön sagt, ist es ein absolutes Muss die "Tageszeit" oder wenigstens  ein Hallo zu sagen und was das Benehmen in der Schmiede an sich anbelangt, irgendwelche Werkzeuge oder Werkstücke zu bedatschen geht gar nicht und schon gar nicht ohne vorher mal gefragt zu haben, ich geh auch nicht bei anderen Leuten in der Wohnung spazieren und vergewaltige Deren Playstaion oder räum die Schränke aus.

LG

Manni

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Thorkell

46, Männlich

Beiträge: 248

Re: Gutes Benehmen in der Schmiede

von Thorkell am 23.06.2016 13:55

Ein interessanter Thread, zumal ich auch das eine oder andere kleine Ritual pflege

Bei einer alt eingesessenen Schmiedefamilie habe ich noch gelernt, das man wenn man ein Bier beim schmieden trinkt nicht nur mit den anderen Schmieden anstößt sondern auch den Amboss mit einbezieht. Der Arbeitet ja auch mit. Und zwar nicht auf der Bahn anstoßen (das wäre dann „erden" und somit das Anstoßen zurücknehmen) sondern es wird seitlich am Amboss angestoßen. Kann aber auch ein sehr lokaler Brauch sein.


Wenn ich in der Schmiede ein Bier trinke ( was durchaus mal öfter vorkommt ;o) ), dann geht ein Schluck immer an den guten Geist des Hauses , also auf den Boden, und ein Schluck immer auf den Amboss. Beide werden dabei angesprochen und ihnen zugesprochen.

Gruß
Thorkell

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Bogomir67
Gelöschter Benutzer

Re: Gutes Benehmen in der Schmiede

von Bogomir67 am 09.02.2017 17:00

Der erste in der Schmiede macht Licht und Lüftung an, der Letzte aus.

Abfall geht in den Schlackeeimer, auch Kippen (vorher ausgedrückt/geschnippt).

Leinöllappen sofort nach Benutzung in die Esse (wenn nicht gerade jemand Eisen drin hat) - ich vermute, das ist wegen der möglichen Selbstentzündung mal so eingeführt worden - in der Esse macht es nichts.

Wenn der Kokseimer leer ist, holt jeder, der es sieht, Nachschub.

Gekreuztes Werkzeug bedeutet "für heute ist Feierabend". Wobei bei meinem Vater das Werkzeug nie (gekreuzt oder anders) rumlag, sondern immer an seinen Platz kam. Der Lehrling war dafür verantwortlich (damit er weiß, was es ist, wie es heißt, und wo es hingehört). Zumindest im ersten Jahr.

Zuschläger anklingeln kenne ich auch - wobei man vorher aber bekannt gibt, dass man bald einen braucht. Die Lück stonn ja net eenfach so erüm.

Man "bucht" "seinen" Amboß, in dem man seinen Hammer drauf legt, das kenne ich auch so. Hammer drauf = besetzt.

Der Letzte, der einen Öllappen vor Feierabend benutzt, geht damit über alle Oberflächen (Amboss, Richtplatte, ggf. Werkzeug) nochmal drüber, bevor er ihn entsorgt.

Bier in der Werkstatt - da hätte mein Vater mit dem Hammer angestoßen. Freifliegend, mit hoher Geschwindigkeit, in Augenhöhe! In der Werkstatt wurde nicht gegessen oder getrunken! Pause war daher immer draussen.

Freitags wurden Werkzeuge geölt, Bärte entfernt, Werkzeuge geschärft (meistens die Bohrer nachgeschliffen), Behälter aufgefüllt (Koks/Anthrazit, Ölkanne, Wasser/Ölbäder), damit Montags alles sofort benutzbar war.

Ja, mein Oller verstand mit sowas mal gar keinen Spaß!!!

 

 

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