Eisenerz,
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unsel
Gelöschter Benutzer
Re: Eisenerz,
von unsel am 16.09.2016 22:33Aha
Ich glaube nicht dass es in Deutschland im 18ten Jahrundert noch Rennöfen gab.
Die letzten Anlagen welche die die sogenannte direkte Reduktion nutzten waren die Katalanischen Rennherde. Diese stellten den Betrieb Ende 1700 ein. Die Nordischen Bauernöfen Skandinaviens liefen ebenfalls um diese Zeit an sehr entlegenen Gegenden.
Der erste Hochofen Luxemburgs stand in Vianden. Das war als Luxemburg unter Holländischer Herrschaft stand, der Hüttenherr war Wilhem 2, der Schweiger genannt. Der Hochofen stand auf dem heutigen Friedhof von Vianden und wurde gegen 1580 angeblasen.
Das Erz stammte aus der Gegend, und interessanterweise gab Wilhelm1 Oranien Nassau, das Erz in die Hände Deutscher Hüttenleute um prüfen zu lassen ob es was taugt. Die Namen dieser Leute sind sogar überliefert, und woher Sie kamen, Leider finde ich die Recherchen darüber im Moment nicht.
Wilhelm hatte nicht viel Glück mit seinem Ofen denn die Spanier standen vor den Toren des "Gibraltar des Nordens" und hatten sich in den Kopf gesetzt Luxemburg für sich zu beanspruchen. Für Wilhelm blieb als Protestant nur die Flucht nach Hause in die Niederlande da die Katholischen Spanier Ihn einen Kopf kürzer gemacht hätten.
Jedenfalls liefen die Hochöfen hier in Luxemburg von Ende 1500 bis 1850 mit Holzkohlen, und lieferten ausnahmslos Grünglasige Schlacke. Einige dieser Orte habe ich besucht und Untersucht.
Von unserem Staatlichem Museeum werde ich regelmässig gebeten mir alte Verhüttungsstellen anzusehen um Schlacken aus der Antike (Rennöfen) zu begutachten und meine Meinung dazu zum besten zu geben.
Nach dutzenden von Rennofenreisen kann ich dir sagen dass von Rennöfen einerseits Ofenschlacke und andererseits Fliesschlacke übrig bleibt. Dies sind silikatisch-Fayalitische Schlacken mit einem Schmelzpunkt von um die 1150°C. Mit diesem niedrigschmelzendem Schlackensystem ist schlussendlich erst eine Trennung von "Schmiedbarem" Eisen und seiner Gangart möglich.
Der Verlust an Eisen ist enorm, der FeO Gehalt in diesen Schwarzen schweren Schlacken liegt meist bei um die 60%. Der Preis dafür ist Schmiedbares metallisches Eisen. (Das Frischen war noch nicht erfunden)
Natürlich ist mit der je nach Erzqualität, gelegentlich zähen Schlacke metallisches Eisen mit ausgetreten, was die Schlacke durchaus stark magnetisch machen kann, ausserdem kann sie rostig sein.
Morgen mache ich mal ein, zwei Bilder von exakt den gleichen Schlacken wie die von Torsten, und du machst dann nochmal eine Prognose . Da sie datiert sind wirst du dich wundern wie sehr man sich verschätzen kann.
Gruß Rom.
Re: Eisenerz,
von EdgarDerSchmied am 17.09.2016 08:05Du meinst also, sie ist wesentlich älter?
Kann gut sein. Wie gesagt, ich war davon ausgegangen dass der Hochofen erst gegen 1800 anfing, wo ich das her hatte, weiß ich nicht mehr.
Was würdest du schätzen, wie alt das ist?
Das ist interessant. Ich wusste das zwar theorethisch, aber da ich hier grade einen Experten vor Augen habe: Warum kann man die Schlacke, wenn sie so viel Eisen hat, nicht nochmal verhütten? Wenn ich das richtig verstanden habe, haben auch manche Erze nur 50- 70 Prozent eisenanteil. ( keine Angst, ich nehme Erz oder Zunder für meinen ersten Versuch, keine Schlacke. Nur aus interesse.)
Oder würde die Schlacke einfach nur schmelzen und wieder abfließen?
unsel
Gelöschter Benutzer
Re: Eisenerz,
von unsel am 17.09.2016 18:31Hallo Edgar,
Nein nein, im 18ten Jahrhundert war Deutschland in Sachen Eisenhüttenwesen schon genau wie die meisten Europäischen Länder sehr Fortschrittlich.
Und nenne mich bitte nicht Experte, denn die sind seit Jahrhunderten tot. Leider.
Da die Schlacke erweicht war, also irgendwann geschmolzen ist, ist die Oberfläche nicht Zugänglich für das reduktive Gas, (CO)
somit kann wenn überhaupt nur das was die Oberfläche bietet reduziert werden. Ich habe es noch nicht versucht, könnte mir aber vorstellen wenn man die Schlacke auf Sandkaliber bricht und bis zu 10% Kalk zuschlägt dass man Sie zu Eisen machen kann.
Was denkst du? Wie alt ist diese Schlacke?
Gruß Rom.
Re: Eisenerz,
von EdgarDerSchmied am 17.09.2016 22:38Ich gehe mal aufs Spiel ein, uns schätze mal grob:
18. Jh ist also nicht...
es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder du erlaubst dir einen Witz und die Schlacke kommt aus deinem letzten Rennofen, oder sie kommt von vor 1400...
Vom Aussehen her unmöglich zu sagen.
Ich schätze aber, sie ist schon 500- 600 Jahre alt, da sie so aussieht als ob sie in Lehm lag ( die gelbe Schicht außenrum)
Außerdem ist sie angerostet, was aber auch in einem Jahr entstehen könnte.
Kann aber alles täuschen.
So, jetzt bin ich aber gespannt auf deine Datierung.
Re: Eisenerz,
von planlos am 18.09.2016 08:38Aus alten Schlacken kann man heute recht gut Eisen gewinnen, es gibt einige stellen in Europa wo man genau das gemacht hat.
Wenn über sehr lange Zeit an der selben stelle Eisen verhüttet wurde kam da einiges zusammen.
unsel
Gelöschter Benutzer
Re: Eisenerz,
von unsel am 18.09.2016 08:46Guten Morgen,
Edgar diese Schlacke stammt aus Luxemburgs Süden und datiert aus der Römerzeit. Man kann also nicht vom Aussehen auf eine Zeit schliessen. Meist werden eingeschlossene Kohlestückchen per Radio-Carbon Methode datiert.
@ planlos, stimmt es wurde Antike Schlacke Verhüttet, allerdings in Hochöfen.
Gruß Rom.
Re: Eisenerz,
von planlos am 18.09.2016 09:50deswegen sagte ich ja heute.
Hüttenwese, oder wie heute genannt "Werkstoffwissenschaften" sind trotz allem immer noch empirische Wissenschaften.
Es kann gut sein, dass jemand, der viel erfahrung mit Rennöfen hat da noch was raus bekommt.
Doch das Wissen ist heute nicht mehr vorhanden.
Wer heute in einem Rennofen Eisen verhüttet mach das aus archäologischer Sicht oder weil er selber mal Eisen verhüttenn will ohne das ganze aluminothermisch zu machen, was zwar spektakulär aber auch recht schnell von statten geht.
Re: Eisenerz,
von EdgarDerSchmied am 18.09.2016 13:05Dachte ich es mir schon.
Ich hab mich total verschätzt
Mal schauen, ob irgendwann in 1000 Jahren jemand unsere Hochofenschlacken verhüttet, weil der Hochofen dann total veraltet ist.
Dann wird es ein Hochofenforum geben, wo lauter verrückte sich darüber austauschen, wie sie in ihrem Garten einen Historischen Hochofen nachbauen