Die Mastermyr- Werkzeuge
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Die Mastermyr- Werkzeuge
von EdgarDerSchmied am 20.06.2016 20:47Hallo!
Ich habe ja vor einiger Zeit die Mastermyrtruhe rekonstruiert, und davon auch ein Vido gemacht. Das Video findet sich in meinem Vorstellungstthread. Wenn ihr wollt, poste ich hier später noch mal den Link. ( Einfach fragen)
Nun war die Kiste ja voller Werkzeuge.
Ich bin grade dabei diese nachzuschmieden, Stück für Stück.
Ich habe schon den Ascherechen und den hammer Nr. 67 gemacht.
Hier die Übersicht aller Hämmer, von mir zusammengestellt aus dem grabungsbericht: Was haltet ihr von der Annahme, dass das Werkzeug ganz unten der Dorn ist, mit dem die Löcher gemacht wurden?
Er sieht ja nicht wirklich typisch aus. Mir ist aber in allen Funden aus der Kiste nichts unter die Augen gekommen, was ähnlichkeit mit einem Dorn hatte. Ein wirklicher Meißel übrigens auch nicht, ein Abschrot war auch nicht dabei. Vielleicht weiß ja einer wie das damals gemacht wurde, oder euch ist was aufgefallen was ich nicht gesehen habe.
Hier nochmal der Link zum Download der PDF über den Mastermyrfund(Englisch): Mastermyr Find- a Viking age toolchst from Gotland, Greta Arvidsson und Gosta Berg
So hier erstmal zum Glutrechen:
Das Blech vorne ist wie im Original mit zwei nieten rangenietet. Der Griff ist aus 15 oder 20 mm Vierkant geschmiedet, ich weiß nicht mehr genau, weil es ursprünglich ein Kerzenläuchter werden sollre, der irgendwie beim Schmieden abbgach. Lange aber einseitige (läuft nich von allen seiten Konisch zu, sondern nur von unten und den Seiten) Spitze, anderes Ende 3-4 cm Flachgekloppt, löcher rein, festnieten an einem entsprechend zugemeißeltem und (Asche auf mein Haupt) geflexten Blech, ca 1,5 mm stark.
Die Nieten waren ca. 2,5- 3mm starke Drahtstifte, 1,5 mal die Dicke überstand auf jeder seite, freihand warm vernietet.
Hab leider die Maße jetzt nicht im Kopf, Stehen aber in der Arvidsson-PDF.
Funzt übrigens super, wurde gleich benutzt, weil vorher hatte ich sowas nicht.
Dann zum Hammer: Alter hammer mit zerborstener Finne aus der Werkstatt von Opa genommen, gespaltenes Stück abgeflext.Hier das Bruchbild der Stelle die ich nach dem Anflexen gebrochen habe, ich fand es insofern interessant, da sich sehr sehr grobe und garnicht schlechte schichten abwechselten, außen war das Gefüge schön fein: So sah es nach dem Schmieden vor dem Loch in ordnung bringen aus, daneben der eben selbstgeschmiedete Dorn( nicht historisch):
nach dem aufdornen und überschmieden so hab danach leider kein Bild mehr von oben gemacht:mit Stiel aus Esche (alter Schaufelstiel) sieht es so aus:
Von oben:
von unten ( der Keil von unten war leider nötig da sich das Loch blöd gestreckt hatte unten) :und von vorn ( gehobelt, mit Schwingschleifer und Schachtelhalm geglättet, geölt):Ich hoffe es gefällt euch, weitere Werkzeuge werden folgen.
Was ich vergessen habe zu sagen: Bahn und Finne sind gehärtet und ebenfalls poliert.
Benutzt wird der nicht, zumindest nicht bis zum ersten Markt auf dem ich meine in einigen jahren evtl. fertige Wikischmiede testen darf.
Gute nacht
Edgar
Re: Die Mastermyr- Werkzeuge
von Lenni am 20.06.2016 22:31Hi Edgar,
ein sehr schönes Projekt hast du dir da angelacht :) Sehr Lehrreich zu dem Hammer den du da geschmiedet hast, finde ich folgendes Video:
Für mich bisher noch recht amysant finde ich, dass es soweit ich wieß eigentlich leichter ist einen Kohlenstoff haltigen Stahl aus einem Rennofenprozess zu gewinnen, was aus meinen Augen den Bedarf schmälert, einen Hammer mit aufgeschweißten Bahnen zu haben.
So oder so würde ich dir empfehlen, den Hammer nochmal aus einem frischen Stück anstatt einem bereits gelochten Hammerkopf zu machen, da du für die Form des Mastermyr Hammers, wie du sicher bemerkt hast, doch sehr nah am Loch arbeitest, dieses deformierst und dann Spielereien wie den Keil von unten machen musst.
Was den vermeitlichen Keil angeht, bin ich mir garnicht mal so unsicher ob es nicht eier ist. In der Dokumentation wird erwähnt, dass auf der schlankeren Seite des Teils die "Draufhau"-Seite ist (wie nennt man das auf Deutsch?). Das ist eigentlich gänzlich untypisch für einen Keil, aber ich könnte mir vorstellen, dass es Gründe gab ihn vielleicht doch so als Keil zu benutzen. Vielleicht sollter der Keil nicht ganz durchgehen. Es gab keine Ambosse mit Loch soweit ich weiß, weswegen ein Keile der nicht durchgeht vielleicht von Vorteil ist. Man brauch dann zwar irre viele Keile, aber wer weiß. Lasse mich gerne belehrenWeiter so mit der guten Arbeit!
Gruß,
Lenni
PS: Dieser Thread gehört eigentlich in die Werkzeugkategorie oder?
Re: Die Mastermyr- Werkzeuge
von Penny am 21.06.2016 13:43Hallo zusammen, ich habe mir das Mastermyr Werkzeug im Original in Stockholm angeschaut. Da gibt es 2 oder sogar drei zu einem oval gebogene starke Flacheisenringe. Diese passen sehr gut zu den Hammerlöchern und zu dem Dorn. Ich gehe davon aus, dass die Hämmer mit diesen Ringen (oder besser Hülsen) auf einem Stein als Unterlage aufgedornt wurden. Somit braucht man zum Dornen kein Ambossloch mann legt einfach die passende Hülse drunter. Afrikanische Schmiede machen das selbe heute mit einer passenden Mutter. Legt mann sich einen dreikantigen Stab auf den Amboss kann man so auch ganz gut abschroten.
Re: Die Mastermyr- Werkzeuge
von EdgarDerSchmied am 21.06.2016 15:22Jep, die Ringe sind wohl als Lochunterlage. Kann ich mir auch gut vorstellen. Um die Spitzen der Schaftlappen beim Dornen nicht wieder rund zu machen, habe ich ihn auf eine tiefe Delle im Ambossklotz gelegt. Hat zwar geraucht und gebrannt wie bekloppt, aber die Schaftlappen sind wie ihr seht ganz zufriedenstellend geworden.
Es wäre definitiv besser, das ganze aus einem Rohmaterial zu machen, was vorher kein Loch hat, aber ich hatte keinen Dorn vor dem Projekt, und auch keinen Schlitzmeißel. Jetzt habe ich aber beides. Außerdem habe ich kein stark genuges härtbares Material. Sonntag habe ich zwar etwas passendes gefunden, ich werde es gleich mal anschleifen. Allerdings habe ich die Befürchtung, dass es wieder nur Baustahl ist.
Habt ihr vielleicht noch Tricks, wie ich einen alten Hammer so umschmiede, dass das Loch sich weniger streckt? Vielleicht von Anfang an den Dorn reinmachen? Ich habe nämlich noch so einige Hämmer, die gewichtlich passen würden, die ich aber nicht benutze.
Ich glaube, das Original habe ich auch schon gesehen. Ich wusste aber damals in Stockholm noch nichts von Mastermyr, und ich konnte kein Schwedisch. Zum Glück habe ich in Stockholm Verwandschaft, so werde ich noch öfter hinkommen.
Danke für das Video, schau ich mir gleich mal an.
Re: Die Mastermyr- Werkzeuge
von Lenni am 21.06.2016 21:43Ahhh danke für die Info. Eigentlich logisch, aber man muss ja nicht immer selber denken müssen ^^
Zu Deinem "Problem" Edgar. Erstmal gehe ich in Deckung ..... so: Wenn es darum geht Meißelmaterial ran zu bekommen kann ich nur auf Auto- und Blattfedern sowie Steinmeißel verweisen. Diese kriegst du eigentlich immer bei jedem Schrotti und bisher sind bei mir schlechte Erfahrungen ausgeblieben. Damit ist das Material zwar nicht ideal, aber stehts extrem kostengünstig verfügbar, was aus meiner Sicht das Argument "Ich hatte kein härtbares Material" vernichtet.
Mal ganz abgesehen davon, dass wenn du ne Menge Hammerköpfe rumliegen hast, du auf jedenfall genug Material für nen super Schlitzmeißel hast. Da musst du auch nicht so vorsichtig mit dem Loch sein, da du eh nicht in die Nähe kommen solltest (Für weitere Infos würde ich mal nach Brian Brazel Punch googlen). Aber na gut. Da du jetzt eh schon alles hast. Ist das auch fast hinfällig
Bei den Steinmeißeln ist allerdings vorsicht geboten. Viele dieser sind Lufthärter, was dazu führen kann, dass Sie beim Benutzen zerspringen und böse Verletzungen von sich ziehen können. Wie viel dran ist vermag ich nicht zu sagen. Mit meinem leihenhaften wissen würde ich sagen: Als Dorn kein Problem, für nen Meißel lieber nicht, aber beließ dich da im Zweifellsfall lieber selber noch etwas mehr.
Wie man den Hammer umschmiedet, dass das Loch sich nicht verformt wird zumindest im Falle dieses Hammers recht schwierig. Du wirst das Loch nur größer kriegen. Kleiner geht nicht. Wenn du nen Dorn reinsteckst und auf die Backen schlägst, wir das Loch automatisch größer werden. Desshalb ist ja auch der Trick mit einem Stück ohne Loch anzufangen ;)
Ich würde aus den Hämmern Hilfswerkzeuge wie Meißel und Setzhämmer machen. Für weitere Hämmer gönn dir bei Recknagel was passendes aus der Restekiste und leg los!
Re: Die Mastermyr- Werkzeuge
von Crantius am 22.06.2016 06:26Woher hast du die Info Lufthärter => erhöhte Rissgefahr? Ich hab selber mitbekommen, dass die Wärmebehandlung bei 0815-Meißeln nicht unbedingt die beste ist (Grobkorn an der Bruchstelle, logisch dass das weniger aushält). Ansonsten sehe ich da keine Verbindung. Eher umgekehrt, ich dachte eher, dass die meisten auf Schlagfestigkeit ausgelegten Stähle Lufthärter sind (z.B. die Amerikanische S-Serie, der Hofi Amboss ist angeblich aus S7).
Re: Die Mastermyr- Werkzeuge
von Willi am 23.06.2016 18:02Hallo Zusammen,
ein schönes Projekt!
Mein Rat bezüglich härtbarem Material, geht in Richtung Lenni. Ein paar alte Federn vom Schrott holen und mal ordentlich durchtesten, dann kommen auch keine Überraschungen.
Testen heißt: Ausschmieden, härten in Wasser, durchbrechen, angucken. Ausschmieden, härten in Öl, abbrechen, angucken. Ausschmieden, härten in Wasser, auf strohgelb anlassen, abbrechen, angucken usw.
Du kannst auch einfache Meißel ausschmieden und verschiedenen Wärmebehandlungen unterziehen. Anschließend an einer Baustahlstange testen wie standhaft die Schneide bei welcher Wärmebehandlung bleibt.
Wichtig hierbei ist nicht zu übertreiben und angemessene Schutzausrüstung zu tragen.
Wenn du dann ein paar Tests mit deinem Federstahl gemacht hast, kannst du ihn einschätzen und brauchbare Werkzeuge daraus schmieden.
Was du auch mal versuchen kannst ist den Hammer wie im von Lenni gezeigten Video aus mehreren Teilen zusammenzusetzen.
(Wobei das dann schon die höhere Schule ist)
Hier mal ein kleiner Hammer den ich gemacht habe. Sowohl mit aufgeschweißter Bahn als auch aufgeschweißter Finne.
Hierbei hab ich auch mal damit gespielt Werkzeuge zu verzieren:
Und hier ein weiterer, etwas größerer Hammer (1kg), den ich auf dem Schmiedetreffen in Freudenberg geschmiedet habe.
Aus 6 Stücken zuammengesetzt. 4 flache Stücke eines alten Wagenreifens gestapelt und daraus den Grundkörper geschweißt. Dann wie im Video einen Hammer drauß geschmiedet und dabei Bahn und Finne jeweils aus C45 aufgeschweißt.
Der Stiel kommt irgendwann noch
Hier auch nochmal der Link zum Beitrag: Klick!
Viel Spaß beim Werkzeug schmieden!
Gruß
Willi
www.schmiedekunst-weyer.de
Re: Die Mastermyr- Werkzeuge
von EdgarDerSchmied am 24.06.2016 20:34WTF, wie einfach kann es denn sein. Wiso habe ich nicht gleich daran gedacht Tja, gedanklich zu fixiert würde ich mal sagen.
Ich habe mir jetzt etwas aus einer Spiralfeder gemacht, der Griff ist aus dreimal rumgewickeltem dünnem Moniereisen.
Habe ich heute benutzt, um mir einen Halumigrillspieß zu machen, man konnte damit trotz des unorthodoxen aussehens sehr gut den Vierkant in vier gleiche Stangen aufmeißeln.
Wir werden bald den alten Schuppen abreißen, wenn wir die dachpappe zur Mülldeponie fahren, suche/ frage ich nach Eisen, ich glaube das da mal ein Container voll stand. Sonst muss ich mich mal extra auf die socken machen und eben mal nach der Schule die Autowerkstätten abklappern, da es bei uns glaube ich keinen so richtigen Schrotthändler gibt.
Das wird lustig,mit einem Autofederpaket auf dem Fahrradkorb die 10 Km nach hause.
Muss ich mich mal informieren.
Danke für den Tipp mit demRecknagel,hab grade mal vorbeigeschaut. Ich wusste vorher garnicht, dass man da so schön günstig Reste bekommt. Ich denke, da werde ich mal zuschlagen, auch für Damastpakete.
Ich habe halt bloß einfach die Philosophie, nicht erst zu wissen was ich machen will und dann das Materialzu Kaufen, meistens finde ich etwas schönes, so wie diesen alten Hammer, und dann inspiriert mich dieses Stück Eisen und dann mache ich was draus.
Schöne Hämmer Willi!
Ja, das mit dem Finne und bahn anschweißen wäre natürluch mal ganz interessant, auch da das wohl historisch korrekter ist, ich habe aber das Kapitel mit den Materialuntersuchungen des Mastermyrfundes weniger gelesen und mehr überflogen und die Bilder von Schlackeneinschlüssen angeschaut. Bisher habe ich aber noch nicht genug Erfahrung im Feuerschweißen für sowas, bzw. hätte Angst dass mir dieBahn um die ohren fliegt.
Interessant fand ich dabei, dass die Säge nicht härtbar war.
Ich denke, dass ich noch einen Hammer umschmieden werde, einfach nur zum Üben. Ich willd en hammer ja nicht verkaufen, sondern zuhause benutzen, und wenn es mir später noch historisch korrekt erscheint, auch meiner Darstellung einverleiben.
Wenn ich morgen dazu komme, mache ich vielleicht morgen noch einen hammer, aber ich glaube das wird eher schon wieder nichts wegen vielen angefangenen Projekten.
momentan habe ich keinen Bedarf an meißeln, wenn ich wieder einen brauche komme ich nochmal drauf zurück.
Danke für die Ratschläge!
Grüße Edgar
Re: Die Mastermyr- Werkzeuge
von Lenni am 26.06.2016 21:57@Willi: Auf was achtest du wenn du durchbrichst? Bzw. hast du da vielleicht eine Quelle was die verschiedenen Sturkturen aussagen? Ziel ist wahrscheinlich ein feines Bruchgefüge und man muss solange mit Temperatur und Härtemittel rumspielen bis es so ist?
@Cranitus: Die Info ist mir schon häufiger zugeflogen. Beim letzten Schmiedetreffen beim Olli habe ich es ständig gehört, da wir da Lochmeißel aus eben sowas geschmiedet und benutzt haben. Es hat sich aber relativ schnell gezeigt, dass es in unserem Fall nicht so war...
@Edgar:
Schön zu höhren dass es noch andere Leute mit dem Problem gibt Wünsche viel Glück bei der Schrottisuche. Sonst frag einfach mal die Autowerkstätten, wo die Ihren Schrott hinbringen. Den muss man doch los werden können. Und wenn du nur eine Autofeder mit nimmst, solltest du auf dem Fahrrad kein Problem haben. Solltest du dir ne LKW Blattfeder zulegen, mach doch von dem Heimweg bitte ein Video. Das würde ich zu gerne sehen XD Kennst du nicht vielleicht wem mit nem Auto der sich mal ne Stunde Zeit nehmen kann?
Bezüglich Material und Recknagel von Meißeln ist auch grade noch ein interessanter Thread im Werkzeugbereich entstanden. Schau da mal rein! Mein Damastrohmaterial habe ich auch bei Recknagel gekauft. Wurde mir so empfohlen, da man dann weiß was man hat ...
Re: Die Mastermyr- Werkzeuge
von goete am 28.06.2016 17:27Wirklich interessante Diskussion. Nur eine Kleinigkeit Es ist tatsächlich Mästermyr mit Ä und auf Deutsch fonetisch geschriben wäre es etwa Mästermür. Schwedisch ä wird wie in Deutsch ausgesprochen und y etwa wie ü. Die Betonumg liget in diesen Fall primär auf y und sekundär auf ä. Mäster is Meister und myr ist Sumpf.