Wenn man eine alte Feile...
1 | 2 | 3 | » | Letzte
[ Nach unten | Zum letzten Beitrag | Thema abonnieren | Neueste Beiträge zuerst ]
Wenn man eine alte Feile...
von Strumpf am 02.11.2012 18:34Servus Ihr "Hammer"-Leute,
bin neu unter den Damastproduzenten - und habe quasi noch keine Praktische Damast-Erfahrung. Wollt mir vorher möglichst viel Info einholen...
Ich möchte nun alte Feilen verarbeiten - und habe unter anderem gelesen das die Flächen eines Damastpakets absolut eben und sauber sein müssen...
Muss man dann bei Feilen den Hieb ganz wegschleifen (was ich gerade versuche und das eine echte sch... Arbeit is) oder kann man die Feilen mit dem Hieb "einfach" mit dem anderen Material feuerverschweissen?? Oder wie kann ich die Feilen dafür vorbereiten? Und was ist wenn eine Feile nun breiter oder schmaler ist als das andere Material? Dann ist letztendlich einfach nur mehr oder weniger Feilenmaterial im fertigen Damast!? Wirkt sich das fürs Verschweissen negativ aus oder nicht?
Wenn ich mir nämlich die Bildergalerie mit der Motorsägenkette von DietmarC so anschau - müsste das ja eigentlich "voll worscht" sein?! Die Kette ist ja weder eben noch irgendwie gerade oder sonst was...
Gruß
Strumpf
Re: Wenn man eine alte Feile...
von naabthalschmied am 02.11.2012 19:04Nabend,
ich würde die Feile weichglühen bevor ich die Zahnung entferne oder einfach schleifen und es hinnehmen, das hartes Material einfach mehr Widerstand entgegen bringt.
Beim damastln sind saubere Oberflächen, besonders bei Anfänger immer besser als "irgendwie Worscht" und einfach mal drauf. Das schwierige an den Sägeketten ist, das du alle Lücken und Spalten in ein kompaktes und lückenloses Stück Stahl umwandelst. Ausserdem sind alte, abgenutze Ketten besser als Neuware! Wegen der Oberflächenbeschichtung. Die ist bei alten Ketten schon zum grösseren Teil abgenutzt und behindert das Feuerschweissen nicht mehr so stark.
Ich würd sagen, schleife sie so sauber und eben, wie es geht. Schadet nie! Im Gegensatz zu den Sägeketten, kannst du die Feilen ja so behandeln, das sie plan auf den anderen Stücken liegen. Wenn du zu großen Überstand in der Breite hast, würd ich das Material entweder abschruppen mit der Flex oder etwas eleganter, auf ein ordentliches Maß, schmieden! Vermeide das die Teile unterschiedlich breit sind. Das gibt Überlappungen, die dich vor allem gerade am Anfang sehr täuschen können, in Bezug auf Schweissfehler oder nicht richtig verschweisste Randschichten...... Ich spreche da aus Erfahrung.
Mit was willst du die Feilen mischen? Welchen Kontrastpartner hast du ausgewählt? Du brauchst für die Feile einen Partner, der mit der Schweisstemperatur der Feile auch noch klarkommt. Nicht jeder Stahl verschweisst sich so einfach bei der relativ niedrigeren Temperatur von guten Feilen.
Für den Anfang würd ich dir material wie z.B. 2842 und 75Ni8 empfehlen. Die beiden sind sehr schweissfreudig!
Bei der Feile, vorausgesetzt du nimmst gute, musst du aufpassen, weil die verdammt schnell überhitzen.....
Hast du schon Erfahrung mit dem Schmieden? Wie gut sind deine Kenntnisse in der Wärmebehandlung? Welches Wekrzeug steht dir zur Verfügung????
Mach dich schon mal darauf gefasst, etliche Kg an Schrott zu produzieren, bis mal was rauskommt, das halbwegs ordentlich wird. Du wärst der erste, oder einer von gaaaaanz wenigen, die beim ersten mal damastln "ohne professionellen Beistand" auf Anhieb gleich den grossen Erfolg fahren wird.
Üben, üben, üben, üben und nochmals üben....... Und viele Feilen anschaffen! LOL
Ingo
Ps. Ich würd dir von Feile abraten! Hol dir Material, von dem du weisst, was drinne ist und in etwa die Temperatur, mit der sich beide schweissen lassen!
http://naabtal-klinge.de/
........ Eins bist du dem Leben schuldig, kämpfe! oder trags mit Ruh - Bist du Amboss, sei geduldig. Bist du Hammer schlage zu!..........
______________________________________________________________________________
Es sind die Fantasten, die die Welt in Atem halten und nicht die Erbsenzähler!
Re: Wenn man eine alte Feile...
von Aisperg am 02.11.2012 20:10Hallo zusammen,
auch ich hab mit alten Feilen und einem Nickelhaltigen Material angefangenChromhaltige Stähle vermeiden, also kein V2A nehmen. Für die ersten (Schrottversuche würde ich allerdings alte Feilen und Baustahl verwenden. Reicht zur Musterbildung und auch für härtbare Damaste. Geht man davon aus daß alte Feilen, auch aus dem Baumarkt, meist nur Kohlenstoff im Eisen haben, so liegt der um die 0,8) bis 1,2 %.
Der Baustahl hat in der Regel unter 0,2% so erhält man durch Diffusion immer noch ca. 0,6% Kohlenstoffgehalt und das reicht zum Härten. Geht was in die Hose dann war das Material wenigstens billig.
Zur alten Feile: Da weiß man nie was die schon alles mitgemacht und erlebt hat, was sie alles feilen mußte. Eine gründliche Reinigung würde ich dringend empfehlen. Eben schleifen halte ich für blödsinn, die rauhe Oberfläche hilft beim verschweissen. Sandstrahlen oder einfach in Säuere abätzen und danach mirt Wasser gründlich abspritzen reicht vollkommen.
Ungleiche Querschnitte unbedingt vermeiden. Alle Werkstoffe auf das gleiche Maß rausschmieden, + -1mm ist toleriert. Dabei wird die Härte einer Feile automatisch beseitigt (Weichglühen) .
Das fertige Stück dann im Lösch langsam auskühlen lassen. Vermindert innere Spannungen.
Und nun viel Spaß beim Probieren. Ach noch was, schreibe unbedingt zu jedem Stück einen Schweissbericht mit dem Inhalt:
Werkstoff 1; Werkstoff 2; Grundabmessungen Länge,Breite,Dicke; anzahl der Faltungen; Lagen hat das Werkstück Wärmebehandlungen. Dann weisst Du später immer was Du gemacht hast.
Gruß
Gerhard
Bohr_Romain
Gelöschter Benutzer
Re: Wenn man eine alte Feile...
von Bohr_Romain am 02.11.2012 20:34Stimmt Gerhard, was hast du denn schon alles daraus gemacht? Zeig mal.
Gruß Rom.
Re: Wenn man eine alte Feile...
von Strumpf am 02.11.2012 21:22Bei was für einer Temperatur tut man denn feilen weichglühen?
Und mit was könnte ich denn des 2842 (den hab ich nämlich) noch verdamastisieren? Anstatt Feilen?
Danke für die Antworten bisher...
Gruß
Strumpf
Re: Wenn man eine alte Feile...
von Torsten am 02.11.2012 21:24Feile und Baustahl sehe ich als Schrottdamast an und ist ganz sicher keine Anfängerkombi!
2842 und 75Ni8 ist eine leicht zu verarbeitende Kombi die auch ein gutes Ergebniss bringt, so als Beispiel.
Gründliches vorbereiten der zu verschweißenden Fläschen erleichtert das Fehlerfreie schweißen, erfahrung beim Feuerschweißen und eine gute Hammerführung machen das überflüssig.
Damast und billig ist ein Wiederspruch in sich. Wenn ich einen Damast erst zur Käsereibe ätzen muß umd durch anschließendes polieren einen Kontrast rauszuhohlen ist das zumindest nicht meine Welt.
Hohl dir das Buch von Günther Löbach einen besseren Einstieg wirst du in diese Technik nicht finden.
Tschau Torsten
Re: Wenn man eine alte Feile...
von Strumpf am 03.11.2012 09:30Ok danke so weit!
Wie schauts denn mit 42CrMo4 oder 16MnCr5 aus? Die Werkstoffe hätte ich auf Arbeit...
MfG
Strumpf
Re: Wenn man eine alte Feile...
von Eisenbrenner am 03.11.2012 11:39Die Feilen würde ich keinesfalls Abschleifen, bei nicht allzuvielen Lagen gibt das einen witzigen Effekt.
Ich hab sie nur immer mit einer rotierenden Drahtbürste agbeschschliffen.
Auch weichglühen halte ich für unnötig, lieber vor dem Schweißen etwas langsamer erwärmen.
Ich breche Feilen auch im Schraubstock und Flexe sie nicht ab, die Bruchstelle kann einiges über die Qualität der Feile aussagen. Das Brechen muss wegen der hohen Härtung relativ leicht gehen und die Bruchstelle ein gleichmäßiges Gesamtbild, mit ganz feiner Körnung ergeben.
Cr4 erschwert dir die Sache unnötig bei einem sonst nicht berauschendem Stahl, der 16MnCr5 könnte für einen Sichtdamast gehen, (je nach cr) ansonsten hat er zuwenig Kohle.
Hör auf Torsten.
Grüße, Eisenbrenner
Re: Wenn man eine alte Feile...
von Strumpf am 03.11.2012 12:01Okay...
Das Buch von Gunter Löbach hab ich übrigens schon...
Ich muss mir jetzt noch etwas Borax besorgen und dann versuch ichs "einfach" mal!!
Wird schon schief gehen!! Im wahrsten sinn des Satzes...
Gruß
Strumpf
Re: Wenn man eine alte Feile...
von akrumbsEisn am 03.11.2012 14:11Hi Strumpf.
Freu mich dich hier zu begrüßen, und über die rege Diskusion die du angeregt hast.
Deine Anfänge sind ja recht gut, aber: Das Buch vom Lörbach und ein paar (kompetente) Antworten hier im Forum werden dir die Damastherstellung nicht beibringen können. Wie schon hin und wieder erwähnt brauchts doch noch a bisserl mehr als Stahl, Borax und Hitze. Ich würde dir Empfehlen einen Einsteigerkurs zu besuchen. (Weihnachtswunsch???) was du da in 3 Tagen, bei einen guten Lehrer, lernen kannst übersteigt alle Möglichkeiten des Forums und du sparst viel an Zeit, Geld und Frust.
Die Arbeit mit Damast ist einfach zu schön ums nur auszuprobieren und dann entnervt bleiben zu lassen.
Lg
Walter