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Re: Erste Versuche. Esse, Blume, Schmiedezangen
von Andrew_R am 15.09.2020 14:48Das war ein billiger gekaufter 1kg Schlosserhammer. Eine Seite Finne, andere Seite Bahn. Dem habe ich einfach die Seite mit der Bahn umgeflext zu einer Finne. Somit keinerlei weitere thermische Behandlung. Die Härte ist also die des gekauften Hammers.
...und der ist wirklich hart. Also ganz sicher mindestens 62 HRC...
Re: Kleine Selbstbau Feldesse Erfahrungsbericht
von Andrew_R am 15.09.2020 14:04Das sieht doch eher nach heller Rotglut aus, so um die 900°C. Da hat das IR Themometer wohl gerade woanders hingeschaut. (-:
Nein, ich habe es doch mittlerweile 2x erklärt. Dieses Bild zeigt mein Experiment mit Koks. Na klar, so wie das aussieht, brauche ich natürlich kein Infrarotthermometer...
Beim Verfeuern von Steinkohle passiert das nicht!!!
Re: Kleine Selbstbau Feldesse Erfahrungsbericht
von Andrew_R am 15.09.2020 14:01Mein Problem ist dabei aber eher weniger die Qualität, als die Quantität der Rückmeldungen.
Das sehe ich auch so. Es scheint hier sehr wenige aktive Forenmitglieder zu geben.
Und soweit ich erkennen kann, haben sehr viele kompetente Mitglieder sich hier abgemeldet...
Was ich eigentlich aus ALLEN anderen Foren kenne, ist eine umgehende Benachrichtigung per E-Mail, sobald jemand auf einen Forenbeitrag antwortet der von mir stammt, oder an dem ich beteiligt bin. Das passiert hier nicht. Dadurch bin ich eigentlich meist nur 1x pro Woche hier, um aktiv zu suchen was es neues gibt. So kommt kaum ein flüssiger Dialog zustande...
Re: Kleine Selbstbau Feldesse Erfahrungsbericht
von Andrew_R am 15.09.2020 13:55da stimme ich Dir vollkommen zu... Das Forum ist ja eigentlich sehr breit aufgestellt, vom Anfänger über Hobby und Semiprofi bis zum Berufsschmied. Da sind die Maßstäbe und Erfahrungen natürlich sehr unterschiedlich und es ist nicht immer einfach, einen guten Umgang miteinander zu finden. Aber ich denke, wir arbeiten dran... Gruß DerSchlosser
Dem kann ich mich eigentlich nur anschließen. Der Umgangston in diesem Forum ist eigentlich im Großen und Ganzen doch eher angenehm. Da habe ich schon ganz andere Foren gesehen!
Re: Kleine Selbstbau Feldesse Erfahrungsbericht
von Andrew_R am 15.09.2020 13:52Insgesamt finde ich deine Selbstbauesse für etwas schnell zusammengebrutzeltes gut gelungen
Danke!
1. vergrößere den Arbeitstisch, mehr Platz ist immer gut
Lach, ja, das habe ich auch schon gemerkt. Ich werde mir wohl noch eine Erweiterung basteln, die ich seitlich einfach nur einhänge. Die Frage ist halt, wie viel Arbeit ich noch in dieses Provisorium stecke, oder ob ich mit den bislang gewonnenen Erkenntnissen gleich noch mal neu baue...
2. ein geeigneteres Gebläse wäre irgendwann sinnvoll. Geräusch-, Sicherheits-, und Verbrauchstechnisch ist das auf Dauer eventuell besser als ein Staubsauger.
Das sehe ich völlig anders. Das Staubsaugergebläse hängt an einem PWM-Regler und wird von mir nach einigen Tests auf 30V eingestellt. Damit läuft das 1200W Gebläse dann nur noch mit 22W !!! Ist dementsprechend Verbrauchsarm und angenehm leise. Außerdem ultrakompakt und leicht.
Ich hatte auch schon Radialgebläse getestet. (150W und 500W) Die erzeugen zwar einen hohen Volumenstrom, aber absolut keinen Druck!
Mit Dem Staubsaugermotor kann ich, wenn ich ihn mit 40V laufen lasse, die Kohlen aus der Esse pusten...
seit ca. 200 Jahren die gusseiserne Feuerschüssel bei hunderten Meistern bewährt hat. Und wenn man die Langlebigkeit dieser bedenkt, ist sie wohl das effektivste Mittel zum Essenbau.
Ich habe lange überlegt, ob ich das überhaupt kommentieren sollte...
Ich könnte dazu jetzt problemlos eine zigseitige Abhandlung schreiben. Das würde aber ganz sicher den Rahmen sprengen und ist ganz sicher nicht Sinn dieses Forums.
Warum sind käufliche Essen seit 200 Jahren aus Gusseisen???
Vor 200 Jahren, waren sie schon glücklich überhaupt Metall gießen zu können. Von heutiger Metallurgie waren die aber noch meitenweit entfernt. Ein praktikables großserienreifes Verfahren zur Kontrolle des Kohlenstoffgehalts gab es noch nicht. So war halt das einzig verfügbare: Gusseisen (Ja, ich weiß, stimmt nicht so ganz, aber das würde jetzt den Rahmen sprengen). Eisen mit einem Kohlenstoffgehalt ab 2,06% Kohlenstoff nennt sich Gusseisen. Der ganz große Vorteil von Gusseisen ist sein sehr niedriger Schmelzpunkt von ca. 1150°C. (Siehe: Eisen-Kohlenstoff-Zustands-Diagramm) Das konnten die damals schon. Eine Gussform ist auch schnell gemacht. Einfach ein Holzmodell des zu Gießenden Teils + Schwindmaß anfertigen und davon eine Sandform abformen. Das kann jeder Heimwerker, ist einfach und saubillig. Die Gussform kostet, wenn man das Modell erst mal hat, außer Arbeitszeit so gut wie nichts und kann nahezu unendlich oft abgeformt werden. Sicherlich werden die damals schon festgestellt haben, das die Zugabe von Silizium die fließfähigkeit der Schmelz noch verbessert, wenn sie vermutlich auch nicht wussten warum und was Silizium eigentlich ist. Dazu später mehr.
Stahlguss (Gussstahl) begann seinen Siegeszug in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts. Je nach Kohlenstoffgehalt (in der Regel unterhalb 0,5%) hat Gusstahl einen Schmelzpunkt von ca. 1600°C und ist wesentlich kritischer bei Legierungsbestandteilen und Fließverhalten. So etwas eignet sich nicht für "Heimwerker" sondern nur für kontrollierte industrielle Prozesse.
"Kann" Gusseisen irgenetwas "besser" als Stahl (Stahlguss)?
Wärmeleitfähigkeit? Nö.
Spezifische Wärmekapazität? Nö
Längenausdehnungskoeffizien? Nö.
Dichte? Nö.
Zugfestigkeit? Nö, da ist Gusseisen ein absoluter Versager.
Biegefestigkeit? Nö, da ist Gusseisen ebenfalls absoluter Versager.
Elastizitätsmodul? Ganz sicher nicht.
Ist Gusseisen dann überhaupt in irgendetwas gut?
Ja, aufgrund des hohen Kohlenstoffgehalts, bildet sich zwischen den Körnern des Gefüges freies Graphit. Damit hat Gusseisen gute selbstschmierende / Notlaufeigenschaften. Interessiert uns das bei einer Esse? Nö.
Des Weiteren hat Gusseisen aufgrund seines Gefüges bessere schwingungsdämpende Eigenschaften. Ganz toll bei großen Werkzeugmaschinen, bei denen Schwingungen ja unerwünscht sind. Interessiert uns das bei einer Esse? Nö
Gibt es dann überhaupt einen Grund eine Esse aus Eisen zu gießen und nicht aus Stahl herzustellen?
Und jetzt kommt wieder das Silizium: Je höher der Siliziumgehalt, desto beständiger ist der Stahl / das Eisen gegen Verzunderung. 5% Silizium sind da schon nicht schlecht. Das zundern wird allerdings erst deutlich oberhalb von 500°C überhaupt zu einem Thema. Interessiert mich das also bei einer Esse? Nur bedingt. Nur wenn meine Esse Temperaturen oberhalb von 500°C ausgesetzt ist... Ist sie das?
Nach meiner Erfahrung nicht. Meine Esse erreicht selbst bei Temperaturen oberhalb von 1600°C nicht mal 300°C, wenn ich eine dünne Isolierschicht zwischen Feuer und Blech habe...
Warum sind Essen (Esseeisen) dann heute eigentlich noch aus Gusseisen? Weil die einfach keinen Markt haben. Niemand käme auf die Idee für so kleine zu erwartende Stückzahlen aufwändige teure Stahlgussformen herzustellen. Auch das Zusammenschweißen aus Stahlteilen, Die durch Mechanische Bearbeitung (Sägen, Fräsen, Drehen evtl. Brenn- oder Plasmaschneiden) auch erst mal gefertigt werden müssten ist einfach in Konkurenz zum Gusseisen eben nicht wirtschaftlich.
Und so bleiben Esseeisen das was sie schon immer waren. Billigstes Gussgelumpe. Reicht ja, da ja keine mechanischen Belastungen einwirken...
Randbemerkung: Wenn ich mir ansehe, was z.B. bei Ih-Bä-Kleinanzeigen so verkauft wird... 90% der gebrauchten Esseeisen sind gerissen...
Und noch was: Ich habe kürzlich durch "rumschachern" mit Kohle einen echten Berufsschmied kennen gelernt. Der hält gar nichts von diesen Gussdingern. Der arbeitet nur mit Lehm / Schamott-Esse.
Re: Erste Versuche. Esse, Blume, Schmiedezangen
von Andrew_R am 15.09.2020 12:28Ich hab das Kreuz noch geölt, in ein Stück Holz geklopft und meiner Frau dann als Dekoobjekt "verkauft"...
Re: Erste Versuche. Esse, Blume, Schmiedezangen
von Andrew_R am 15.09.2020 12:06Ich gebe ja zu, dass ich bei den ersten Beiträgen etwas skeptisch war.
Weshalb?
Übrigens, ich glaube, dass das Ungenmach beim Lochen und Aufdornen, daran liegt, dass Du entweder Durchschlag und Dorn zu wenig gekühlt hast und die Zeit zu lang war. Dann kommt zuviel Wärme aus dem Werkstück an das Werkzeug. Die Härte geht raus und Du hast eine ungewollte Nietverbindung. Oder der Dorn wird warm und dehnt sich aus und das Werkstück kühlt ab und zieht sich zusammen. Ergebnis ist dann eine prima Schrumpfverbindung.
Ja, selbstverständlich. Das war ein ganz normaler Chrom-Vanadium-Durchschlag aus der Werkzeugkiste. Durchmesser an der Spitze 3mm. Und ja selbstverständlich ist der sehr schnell weich geworden. Selbst wenn ich den nach jedem einzelnen Schlag gekühlt hätte, hätte sich die Spitze zu schnell erwärmt. Ist halt ein ungeeigneter Kaltarbeitsstahl mit einer sehr ungünstigen Spitzengeometrie für so eine Aufgabe...
Dazu kommt, dass Deine umgeschliffenen Meißel recht steile Spitzen haben und dann zylindrich weitergehen. Die steile Spitze macht das aufdornen schwerer und auf dem Zylinder klemmts dann.
Ja, völlig logisch! Grundsätzlich: Die Dorne waren nur ein erster Test, weil SDS-Meißel so schön billig sind und bereits eine Spitze haben. Da hält sich der Schleifauwand erst mal in Grenzen. Allerdings sind die aufgrund ihres Werkstoffs für so etwas ziemlich ungeeignet. Aber weder Der Vierkant- noch der Rund-Dorn sind von mir dafür gedacht, komplett durch das Werstück getrieben zu werden. Die dienen nur dem "vorformen" des Lochs. Die Endgültige Lochform /Größe habe ich dann mit einem zurechtgeschliffenen Reststück Vierkantmaterial aus weichem Baustahl reingedornt.
Der Dorn hat unten einen langen Konus, dann kommt ein ganz kurzer zylindrischer Teil, der den Lochdurchmesser bestimmt. Hinten wird der wieder verjüngt. Die Spitze sieht genauso aus wie die Meißelspitze und geht dann sanft in die Rundung über. Der Dorn wird dann, wenn das Loch fast passt, in einem Zug durchgeschlagen. Auch da, nach wenigen Schlägen solltest Du das Werkzeug immer wieder abkühlen.
Ja, kling völlig logisch. So habe ich es dann auch mit meinem zurechtgeschliffenen Reststück Vierkantmaterial aus weichem Baustahl gemacht...
Ich werde mir demnächst dann mal etwas Warmarbeitsstahl (z.B. 1.2344) besorgen und aufgrund meiner Erfahrungen und Deiner / Eurer Beschreibungen einige schöne Dorne basteln...
Auch dir danke für die Erklärungen!
Gruß
Andrew
Re: Erste Versuche. Esse, Blume, Schmiedezangen
von Andrew_R am 15.09.2020 11:41Umfang ist 2xRadiusxPi, d.h. der Spaltmeißel soll 1,5 mal den Lochdurchmesser haben.
Also, mal grundsätzlich: Mathematik ist eins meiner Steckenpferde. Ich habe also überhaupt kein Problem damit mir passend zum Lochdurchmesser die passende Länge (Umfang) des Schlitzmeißels zu berechnen. Mein "Problem" war eher technologischer Natur. Ich hatte angenommen man bekommt einen runden Konischen Dorn völlig problemlos in den glühenden Klumpen gekloppt und das Loch weitet sich bei leichten Schlägen fast wie von Geisterhand... Ich hatte also ganz einfach nur nicht mit dem vehementen Widerstand des glühenden Klumpens gerechnet. Ich bin nun mal ein Kind der Zerspanung und Kaltumformung. Wenn da ein Loch rein muss, dann wird es gebohrt oder gestanzt.
Trotzdem: Vielen Dank!
Re: Erste Versuche. Esse, Blume, Schmiedezangen
von Andrew_R am 15.09.2020 11:27hast Du den Hammer mit den 2 Finnen, umgeschmiedet, oder "nur" geflext?
Lach, ich muss ganz ehrlich zugeben, dass ich in dem Moment überhaupt nicht an umschmieden gedacht habe.
Ich komme aus dem Bereich der Zerspanung und Kaltumformung. So habe ich intuitiv, ohne drüber nachzudenken, gleich zur Flex gegriffen. Wäre natürlich ein schönes Übungsobjekt zum Umschmieden gewesen...
Re: Erste Versuche. Esse, Blume, Schmiedezangen
von Andrew_R am 15.09.2020 11:22Die Dorne und Meißel zum lochen sollten schon aus härtbarem Stahl sein
Ja, aber diese ganzen härtbaren Stähle, sind härtbar aufgrund ihres Kohlenstoffgehalts von über 0,4%. Optimal ist das alles nicht. Weder meine umgeschliffenen SDS Meißel, noch normale Meißel, noch alte Feilen. Das sind alles Kaltarbeitsstäle mit hohem Kohlenstoffgehalt meist 1-2% (meist Chrom-Vanadium Stähle), die, wenn sie erst mal über eine gewisse Temperatur erhitzt werden (hoch angelassen), schnell ihre Härte verlieren und dann zählt nur noch die Härte und Zähigkeit des ungehärteten Werkstoffs.
Besser nimmt man für solche Werkzeuge Warmarbeitsstähle. Das sind meist Chrom-Molybdän Stähle mit nur ca. 0,4-0,5% Kohlenstoff. Die kann man in der Regel bis ca. 400 Grad noch sinnvoll verwenden. Z.B.: den 1.2344 (X40CrMoV5-1)
Am besten sind natürlich HSS Stähle. Die denen kann man knapp bis 600°C noch arbeiten...
Das Kreuz fiinde ich garnicht schlecht. Hält das Quereisen oder rutscht es weg?
Das Quereisen habe ich noch mal glühend gemacht, über das kalte "Längseisen" geschoben und mit ein paar leichten schlägen noch mal leicht an das "Längseisen" angeschmiedet. Mit dem Abkühlen hat sich das also festgeschrumpft. Das sitzt wirklich bombenfest!