Evolution meiner Messer
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Re: Evolution meiner Messer
von Noxy am 16.03.2020 21:11Hallo Schmiedinnen und Schmiede,
leider komme ich erst jetzt wieder dazu an meinem Beitrag weiter zu schreiben, da bei den letzten beiden Versuchen mein Computer abgestürzt ist und dadurch meine Motivation etwas gelitten hat . Danach kam noch eine sehr anstrengende Prüfungsphase an der Uni dazu, die jetzt allerdings ein vorläufiges Ende gefunden hat. Also besser spät als nie:
Teil 3
Nummer 7:
Zu erst: Ja das Bild ist schlecht. Meine grandiose Beschreibung wird diesen Mangel aber beheben. Vielleicht ....
Das Messer war als Geschenk "geplant", was es auch geworden ist. Allerdings kann ich daher kein besseres Bild mehr machen. Ich wollte gerne eine europäische Klinge mit mäßig großem Griff bauen, damit das Messer für verschiedene Hände angenehm zu nutzen ist. Angefangen habe ich mit etwas Flacheisen 40x10 mm und einer alte Feile (gleiches Maß). Also habe ich ein Laminat mit 3 Lagen vorbereitet und die Feile mit 2 Schweißpunkten. Geschweißt und gereckt. Beim anschließenden Form schmieden zeigte sich eine Stelle am Ende der Klinge die nicht verschweißt war und eine Blase bildete. Ein Versuch diesen Fehler durch Öffnen der Blase und neues Verschweißen zu beheben, war nur mäßig erfolgreich. Es kann ja nicht immer alles gut gehen Den Übergang zwischen Klinge und Griff habe ich auf dem Vierkanthorn abgesetzt und die Löcher für die Griffpins gelocht. Nach dem Schlichten war ich bei einer Dicke etwas 4 mm angekommen, also habe ich gleich in Wasser gehärtet, angelassen (180°C) und geschliffen. Nach dem Schleifen zeigte sich, dass die Blase nun eher ein Schlitz war und ich entschied damit zufrieden bin. Als Griffholz habe ich Eiche gewählt. (Sieht dunkler aus, als sie ist) Da der Griff für meinen Geschmack dann doch zu klein war, habe ich 2 Platten aus rostfreiem Stahl mit versenkten Nieten aufgesetzt.
Klingendicke: 3 mm
Klingenbreite: etwa 5 cm
Klingenlänge: etwa 17 cm
Aufgrund der Probleme beim Schweißen entschiede ich mich später keine oder weniger laminierte Klingen zu machen. Außerdem viel mit auf das eine bessere Planung notwendig ist um genau zu erreichen, was ich will. Seitdem baue aus meinen Zeichnungen meisten maßstabsgetreue Modelle aus Pappe, bevor ich mit der eigentlichen Arbeit beginne.
Nummer 8:
Nachdem ich in der Küche meiner Mutter ein altes Messer einer bekannten deutschen Firma für auch nicht-rostfreie Schnittwerkzeuge gefunden habe, war ich von der Einfachheit fasziniert. Ich habe also eine Kleinserie geplant mit etwa 8 Messern. Als Material habe ich 4 identische kleine Radlager genutzt. Ich wollte die Messer gerne ohne Kleber herstellen. Die Kugellager habe ich alle mit einem Winkelschleifer geöffnet und aus den Innenringen Messer des Typs wie auf dem Bild zu sehen geschmiedet. Aus den Außenringen habe ich etwas längere Klingen als Droppoint gefertigt. Aufgrund der geringen Klingendicke nach dem Schmieden von etwa 2,5 mm, habe ich sofort in altem Pflanzenöl gehärtet und im Backofen auf 220°C angelassen. Leider hatte ich vergessen die Löcher für die Griffpins zu bohren und musste daher etwa jede 2. Klingen weichglühen und neu härten. Für die Pins habe ich alte Nägel genutzt. Das Schleifen ging sehr schnell und deutlich einfacher als gewohnt, da die Klingen doch recht klein waren. Die Griffkonstruktion ist sehr simpel, erfordert aber einen passgenauen Schnitt, da das Holz sonst, beim Einsetzen der Klinge brechen kann. Meine ersten Versuche die Passung mittels Kreissäge herzustellen, waren nicht erfolgreich. Also habe ich Rohlinge gefertigt die etwas zu groß waren und diese per Hand eingesägt. Nach dem ersten Schnitt habe ich das Holz um 90° versetzt eingespannt und den Schnitt erneut nachgesägt um die Breite zu vergrößern. Die Passung darf allerdings auch nicht zu locker sein, da sich sonst Schnittgutreste am Kopfende des Griffs zwischen Griff und Klinge setzen können. Als Griffholz habe ich Flieder, Pflaume und Weißdorn genutzt. Als Formen habe ich oval, rund und 8 eckig gewählt. Beim Nieten habe ich natürlich den ersten Griff gespalten. Man muss also sehr vorsichtig sein mit dünnem Holz und Stahlnieten. Hätte mir ja auch mal jemand sagen können
Insgesamt bin ich aber sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Die Messer ging alle sehr schnell als kleine Geschenke weg, sodass ich nur noch dieses habe.
Was ich gelernt habe: Erst bohren, dann härten.
Re: Evolution meiner Messer
von Noxy am 16.03.2020 22:04Hier gleich im Anschluss der letzte Teil.
Nummer 9:
Irgendwann kam ich durch ein Video bei Youtube (Der Letzte seines Standes) auf die Idee mal ein Klappmesser zu bauen. Also habe ich ein Zeichnung gefertig für ein Modell mit manueller Verriegelung über eine Wippe im Rücken. Da ich durch meine bisherigen großen Taschenmesser die Erfahrung gemacht habe, dass sich diese schlecht in der Hosentasche transportieren, habe ich ein eher kleines Messer geplant. Was es können sollte: Äpfel, Wurst und Käse schneiden, Briefe öffnen, einen kleinen Stock anspitzen. Mit meiner Zeichnung in der Werkstatt viel mit als erstes auf, dass ich über kein korrosionsbeständiges Blech (rostfreier Stahl, Aluminium etc.) verfügte. Egal, auch Baustahl geht Die Platine habe ich aus einem Reststück 3mm Stahlblech geschnitten und die Form mit Bandschleifer und Feilen hergestellt. Für die Klinge habe ich den Innenring eines alten Ostkugellager (sehr spezialisierter Spezialstahl made in UDSSR ) genutzt. Das Loch habe ich diesmal vor dem Härten gebohrt. Die Nut für die Verriegelungswanze (oder wie nennt man das bei einem Klappmesser?!) habe ich gefeilt und anschließend in Öl gehärtet und bei 220°C angelassen. Die Wippe für die Verriegelung habe ich aus Federstahl (Spiralfeder) geschmiedet. Anschließend mit der Feile etwas nachgearbeit und die Seiten blankgeschliffen und das Loch für die Achse gebohrt.
Zwischen die Platinen habe am hinteren Ende einen Abstandhalter gesetzt und diesen aufgrund des geringen Platzes nicht genietet sondern per MAG geschweißt. Zuletzt habe ich die Löcher in die Platinen gebohrt und alles probeweise zusammengebaut. Alles passte einigermaßen und ich war doch etwas überrascht, doch ich hätte misstrauisch sein sollen. Es stellt sich heraus, dass die Wippe nicht ganz in die Nut passen wollte und etwas zu lang erschien. Einige Feilehübe später schien alles zu passen. Also noch schnell die Paltinen und die Wippe schwarzgebrannt und fast fertig.
Also wieter mit den Schalen. Pflaumenholz aus der Region. Na der Kreissäge aufgesägt und per Hand auf Dicke gehobelt und gebohrt. Es schien alles zu passen, also Schalen und Platinen verkleben und zusammenbauen. Die Klinge und die Wippe werden druch Pins, die ganz leicht angenietet sind gehalten. Im hinteren Teil ist ein weiterer Pin um den Griffschalen mehr Stabilität zu geben.
Nach dem Trocknen des Klebers und die finalen Schlff zeigte sich das Problem: Die Verriegelung funktioniert zwar, allerdings hat die Klinge etwas Spiel, was sich erst durch sehr teifes Eindrücken der Wippe beseitigen lässt.
Die Aufgaben für die das Messer geplant war, meistert es. Ich habe es einige Wochen als meinen täglichen Begleiter in der Hosentasche genutzt, wofür es sich hervorragend eignet. Auch das manuelle Aufklappen und Verriegeln stört nicht. Ich bin mit dem Ergebnis echt zufrieden.
An Silverster habe ich es meinem Bruder gezeigt, der ganz begeistert war und da entscheid ich mich: it's time to say good bye . Er hat sich sehr gefreut und ich mich auch, obwohl es mir auch nicht ganz leicht viel mein erster Klappmesser wegzugeben.
So das war's mit der Serie. Ich hoffe ihr habt an den letzten beiden Teilen Spaß.
Achso hier Bilder und Daten:
(Inzwischen habe ich mal wieder eins gebaut, das viel viel cooler und noch viel viel besser ist. Beitrag folgt.... irgendwann )
Klingenlänge: 6,5 cm
Klingendicke: 3 mm
Gesamtlänge: 14,5 cm (aufgeklappt)
Re: Evolution meiner Messer
von volker53 am 17.03.2020 11:23Jonas Peters, 16. März 2020 um 21:04Hallo Jonas sieht alles gut gelungen aus. Erst bohren und dann härten macht schon Sinn. Griffholz aufnieten ist immer problematisch, es platzt leider zu oft. Bei weichen Nieten, Kupfer, kann man im Schraubstock drücken, das ist schonender als hämmern. Man kann sich auch ganz dünne Hülsen drehen und die über die Niete stecken.VMHier gleich im Anschluss der letzte Teil.Nummer 9:Irgendwann kam ich durch ein Video bei Youtube (Der Letzte seines Standes) auf die Idee mal ein Klappmesser zu bauen. Also habe ich ein Zeichnung gefertig für ein Modell mit manueller Verriegelung über eine Wippe im Rücken. Da ich durch meine bisherigen großen Taschenmesser die Erfahrung gemacht habe, dass sich diese schlecht in der Hosentasche transportieren, habe ich ein eher kleines Messer geplant. Was es können sollte: Äpfel, Wurst und Käse schneiden, Briefe öffnen, einen kleinen Stock anspitzen. Mit meiner Zeichnung in der Werkstatt viel mit als erstes auf, dass ich über kein korrosionsbeständiges Blech (rostfreier Stahl, Aluminium etc.) verfügte. Egal, auch Baustahl geht Die Platine habe ich aus einem Reststück 3mm Stahlblech geschnitten und die Form mit Bandschleifer und Feilen hergestellt. Für die Klinge habe ich den Innenring eines alten Ostkugellager (sehr spezialisierter Spezialstahl made in UDSSR ) genutzt. Das Loch habe ich diesmal vor dem Härten gebohrt. Die Nut für die Verriegelungswanze (oder wie nennt man das bei einem Klappmesser?!) habe ich gefeilt und anschließend in Öl gehärtet und bei 220°C angelassen. Die Wippe für die Verriegelung habe ich aus Federstahl (Spiralfeder) geschmiedet. Anschließend mit der Feile etwas nachgearbeit und die Seiten blankgeschliffen und das Loch für die Achse gebohrt.Zwischen die Platinen habe am hinteren Ende einen Abstandhalter gesetzt und diesen aufgrund des geringen Platzes nicht genietet sondern per MAG geschweißt. Zuletzt habe ich die Löcher in die Platinen gebohrt und alles probeweise zusammengebaut. Alles passte einigermaßen und ich war doch etwas überrascht, doch ich hätte misstrauisch sein sollen. Es stellt sich heraus, dass die Wippe nicht ganz in die Nut passen wollte und etwas zu lang erschien. Einige Feilehübe später schien alles zu passen. Also noch schnell die Paltinen und die Wippe schwarzgebrannt und fast fertig.Also wieter mit den Schalen. Pflaumenholz aus der Region. Na der Kreissäge aufgesägt und per Hand auf Dicke gehobelt und gebohrt. Es schien alles zu passen, also Schalen und Platinen verkleben und zusammenbauen. Die Klinge und die Wippe werden druch Pins, die ganz leicht angenietet sind gehalten. Im hinteren Teil ist ein weiterer Pin um den Griffschalen mehr Stabilität zu geben.Nach dem Trocknen des Klebers und die finalen Schlff zeigte sich das Problem: Die Verriegelung funktioniert zwar, allerdings hat die Klinge etwas Spiel, was sich erst durch sehr teifes Eindrücken der Wippe beseitigen lässt.Die Aufgaben für die das Messer geplant war, meistert es. Ich habe es einige Wochen als meinen täglichen Begleiter in der Hosentasche genutzt, wofür es sich hervorragend eignet. Auch das manuelle Aufklappen und Verriegeln stört nicht. Ich bin mit dem Ergebnis echt zufrieden.An Silverster habe ich es meinem Bruder gezeigt, der ganz begeistert war und da entscheid ich mich: it's time to say good bye . Er hat sich sehr gefreut und ich mich auch, obwohl es mir auch nicht ganz leicht viel mein erster Klappmesser wegzugeben.So das war's mit der Serie. Ich hoffe ihr habt an den letzten beiden Teilen Spaß.Achso hier Bilder und Daten:(Inzwischen habe ich mal wieder eins gebaut, das viel viel cooler und noch viel viel besser ist. Beitrag folgt.... irgendwann )Klingenlänge: 6,5 cmKlingendicke: 3 mmGesamtlänge: 14,5 cm (aufgeklappt)
Re: Evolution meiner Messer
von dengelbengel am 18.03.2020 09:10Na, endlich: wieder mal Fotos und Konstruktionsbeschreibungen (mit Problemen!) von Eigenkreationen ohne teure Materialien: eine Anregung, auf die eigenen Ausreden zu verzichten und auch mal loszulegen.
Danke, und bitte weiter so.
Meinhard
Re: Evolution meiner Messer
von EdgarDerSchmied am 23.03.2020 18:08Gefällt mir! Beim europäischen Küchenmesser häte ich den Übergang weniger kantig gemacht.
Ich hab noch nie nen Integralmesser gemacht, bzw es ist halbintegral oder?
Ich habe zur Zeit lauter Projekte in der Warteschleife aber mein Propanhandel hat zu und zu der Jahreszeit hats keine Holzkohle im Supermarkt
Komm generell kaum in die Werkstatt zur Zeit. Gartenarbeit kann nicht warten, ich will dieses Frühjahr nen großes Insektenhotel bauen (ich hab vor ein paar Tagen eine blaue Holzbiene beobachtet, total schön )
Nieten ist tatsächlich bei Holz oft schwierig. Ich nutze inzwischen wenn dann Kupferdraht aus nem Kabel, wenn man nie alte Kabel wegwirft sammelt sich da schnell was an.
Re: Evolution meiner Messer
von Noxy am 24.03.2020 23:43Freut mich, dass ihr Spaß an meinen Beiträgen habt.
@dengelbengel:
Ausreden zählen nicht, also mach mal das Feuerchen an und ab geht's
@Edgar:
Mir gefällt die Konstruktion des Kochmessers ganz gut, gerade weil dieser scharfe Übergang zum Griff hin wieder aufgelöst wird. Du kannst ja mal überlegen auf Schmiedekohle oder Koks umzusteigen.
Re: Evolution meiner Messer
von EdgarDerSchmied am 30.03.2020 23:19Dann würde ich vielleicht der Unterkande des griffes noch nen Schwung verleihen, also so dass die Backe der niedrigste Punkt des Griffs ist, würde mir das irgendwie optisch ganz gut vorstellen.
Aber was sag ich, alle küchenmessr die ich je gemacht hab waren breite rustikale japanische Gemüsemesser