von Grubenschmied am 27.02.2022 18:50
Guten Tag allerseits hier im Forum, ich bin der Neue heute.
Meine Grundlagen: Gelernter Bergmechaniker auf Zeche Zollverein mit schlosserischer Grundausbildung, lange Museumstätigkeit im Halbach-/ Deilbachhammer des RuhrMuseums Essen und Industriemuseums Oberhausen. Dabei viel Publikumserfahrung gemacht, weniger das Schmieden gelernt. Im Industriemuseum OB hatten wir einen AJAX 1 für Veranstaltungen. Grossartig!
Nach dem Umzug 2016 nach Porta Westfalica fehlte mir der Federhammer echt, also schaute ich nach einem Eigenen. Unser Dorfbereich ist aufgrund der umliegenden Bauernhöfe als Gewerbemischgebiet ausgewiesen, also war eine Hammeraufstellung möglich. Plan war ein kleiner Hammer, der mit überschaubarem Aufwand auch zu Veranstaltungen z.B. an unserem Bergwerk zu transportieren ist.
Etwas "günstiges kleines" wurde mir vor der Nase weggeschnappt, übrig blieb ein "etwas grösseres" Schnäppchen (500€) in Form eines WHFF50 auf einer LPG an der Ostsee. Auf den Fotos sah er (ausgemessen am Verhältnis zur Pallette) überschaubar groß aus. 500€ waren ein überschaubarer Betrag, der im Notfall auch durch Weiterverkauf rettbar war. Ein Anhänger, der 1,5t laden konnte war für kleines Geld im Dorf zu leihen, einen LandRover Defender 130 hatten wir als Zugfahrzeug. Und das war auch gut so. 1,5t Hammer und 750kg Anhänger ist nichts für einen Golf.
An der Ostsee angekommen traf mich der Schlag - so ein Monstergerät! Die Form fand ich schon immer klasse, aber mit dem überkopfmontierten Motor wirkte er erschlagend. Viiiel zu groß für mich. Transport zu Veranstaltungen Ade! Aber egal, ich hatte zugesagt, also ´ran. Zerlegen. Die pragmatische und klare Ost- Technik machte es einfach. Aber nicht leicht. Schabotte 400kg. Federpaket 130kg. Ein grosses Montiereisen, ein 1t Kettenzug von Zeche, ein Hubwagen, passende Schraubenschlüssel (46er und so) und die Fähigkeit große Gewichte manuell mit schiefen Ebenen und Hebelkräften zu bewegen waren Grundvoraussetzung und Grundausstattung. Ein 130kg Federpaket allein zu handhaben verlangt Respekt. Eine falsche Bewegung des Teils und der Knochen ist Pulver. Schafft man sich einen WHFF50 als Privatmann ohne Firma mit Stapler und Radlader an, muss man darauf gefasst und dazu bereit sein! Ich kannte den manuellen Umgang mit solchen Gewichten von Untertage, für mich war es im Vorfeld vorstellbar. Trotzdem hat Zerlegung und Verladung 8 Stunden gedauert.
Zu Hause angekommen hatte ich Zweifel bezüglich des Aufstellungsortes. Direkt neben dem Haus. Pflastersteine, darunter Aufschüttung. Ein lehrbuchmässiges Fundament wollte ich vermeiden. In den Foren entweder nur Fachleute nach Lehrbuch, die ihr Wissen darstellen wollten oder oberflächliche Auskünfte und Sprüche, die mir nicht weiter halfen. Die "Wilde Doreen" (so heisst der Hammer jetzt) war jetzt da, also direkt weiter verkaufen oder Schritt für Schritt weiter machen und schauen, wie es sich entwickelt. Und das war gut so. Nach einer Woche (!) Fettschicht mit dem Spachtel abkratzen (Wilde Doreen war über und über zugesödelt damit - zum Glück! Hat konserviert!) Montage und Aufstellung. Erst 40mm dicke Spielplatzgummimatten (die Roten/ Schwarzen unter der Schaukel), darauf ein Paket aus Holzbohlen (10cm+), darauf der Hammer. Selbst wenn von den 50kg Bärgewicht noch 1/3 Leistung übrig bleibt, reicht das allemal für mich. Mit voller Leistung macht das Ding in Minuten aus einer Bahnschiene Eisenfolie! Die Wilde Doreen ist "der Hammer"! Der Nachteil einer solchen Aufstellung ist ganz klar die Präzision. Den UHF50 kann man für einen Federhammer recht fein steuern, wenn alle Komponenten gut eingestellt sind. Wenn der Hammer schwankt, die Schabotte kippelt und alles wackelt kann es nur bei groben Arbeiten bleiben. Aber manchem reicht auch das. Erst einmal.
Fazit: Für 500€ kein Fehler. Klasse Hammer. Bei Zerlegung, Aufbau und Transport Geschick und entsprechende Hilfsmittel notwendig. Ist mehr als eine leicht- und kleinteilig zerlegbare Wohnzimmerschrankwand. Allein die Schabotte ist massiv gegossen und hat 400kg. Nix für den Kofferraum im Twingo!
Aufstellung auf stabilem Sockel (Eisenbahnschwellen, Stahlplatte, Stahlträger) prinzipiell überall möglich. Sollte nur kein Kanalrohr etc. darunter sein. Braucht nur DURCHGEHENDEN SOCKEL auf ganzer Länge! Damit funktioniert der Hammer schon. Alles, was man im Bezug auf das Fundament in Richtung Lehrbuch verbessert, verbessert man in Richtung Präzision, Sicherheit und Leistung. Das Gekippel der Schabotte, das Wackeln des Hammers wie ein Segelschiff im Wind, das Risiko... für den Anfang ging das bisher gut und hat echt viel Freude gemacht, aber für das Weitere möchte ich Verbesserungen und die sind nur über ein besseres Fundament zu erreichen. ich werde es über eine 5cm Stahlplatte, darunter die Spielplatzmatten, probieren. Und sollte ich dann an Grenzen stoßen muß ich doch wohl Beton matschen... Hätte ich diese Info damals gehabt, hätte ich manche schlaflose Nacht gespart. Viel Glück Euch Hammerkäufern!