Konsum- und Perfektionismus...

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eisenkraut

44, Männlich

Beiträge: 55

Konsum- und Perfektionismus...

von eisenkraut am 07.03.2013 19:47

... - "Exkrement in meist fester Form" !

Muss dass alle so sein?!

Meine erste "Schmiedearbeit" war rostige Naegel kalt zu "Speerspitzen" und "Angelhaken" zu kloppen
- auf Vatters gutem Schraubstock (jaaa,wenn man auf einer Kiste steht kommt man auch als kleines Blag auf Arbeitshoehe)

War toll !

Klar, man entwickelt sich und seinen Anspruch weiter...

Aber muss wirklich jeder interessierte und evtl. talentierte Nachwuchs mit dem Perfektionismus eines Profihobby-Schmiedes mit festem Einkommen und umgebauter Doppelgarage geschockt werden...

Nicht das ich falsche Technik oder grobe Fehler hochloben moechte, aber der Anfang kann viel leichter sein als es oft in vielen Foren, Gruppen und Buechern vermittelt wird...

Die paar Fische die ich damals mit Nagel an Zwirn rausgezogen habe schmecken auch nicht besser als die von heute - mit einer Schubkarre voll high-tech Krams im Ruecken.

Nur mal so...





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DerBachleit...
Gelöschter Benutzer

Re: Konsum- und Perfektionismus...

von DerBachleitnschmied am 07.03.2013 20:00

Bin da ehrlich gesagt voll deiner Meinung!
Perfektionismus ist gut und schön. Aber ich zu meinem Teil möchte z. B. sehen, dass etwas von Hand hergestellt ist. Bei Messern lasse ich deswegen gerne die Schmiededellen drin, man sieht einfach, es ist Handgemacht. Und das mindert in meinen Augen den Wert nicht, im gegenteil.
Richtige Technik gut und schön. Neues Werkzeug, toolll. Riesiege Werkstatt mit Rauchabzug, Kohlenwagen auf Rollen, Luft- und Federhammer, waahnsin...

Aber schön? mir macht es viel mehr spaß in meiner kleinen, rauchigen Schmiede, mit wenig Werkzeug und einfachen Mitteln sachen herzustellen. Ich glaube, ich möchte garkeine vollausgestatte Schmiede. Der aufstieg ist schön, wenn man mal das erste Werkzeug selber macht, hie und da mal ein Zaungitter oder einen schnöden Schnörkel, Hausnummern aus Baustahl mit rillen, Irgendwann mal den ersten Damast selber machen. Aber trozdem möchte ich immernoch in meiner kleinen, rauchigen Schmiede stehen, wo man hie und da noch über Metallschrott stolpert... nicht in einer Hochmodernen, Ökonomischen, Blitzeblanken High-Tech Schmiede mit allem möglichen gedöns....

Ich finde dass es in letzer zeit manchen auffällt, das Perfekt nicht immer schön sein muss. Auch schiefe, krumme und rostige teile haben ihren charme und ihre Anziehungskraft... Der Meinung kann und schileße ich mich gerne an!

In diesem Sinne...

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Damastschmied

60, Männlich

Beiträge: 1245

Re: Konsum- und Perfektionismus...

von Damastschmied am 07.03.2013 21:13

Aber ich zu meinem Teil möchte z. B. sehen, dass etwas von Hand hergestellt ist. Bei Messern lasse ich deswegen gerne die Schmiededellen drin, man sieht einfach, es ist Handgemacht

Da man auch Damast imitiert,kann man auch dieses,kenne jetzt aber auch keine Funde mit Schmiedehaut.

Gruß Maik

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Willi

29, Männlich

Beiträge: 683

Re: Konsum- und Perfektionismus...

von Willi am 07.03.2013 23:04

Also ich verstehe was du meinst, muss dir aber auch wiedersprechen!

Einerseits habe ich selbst vor mittlerweile über 6 Jahren angefangen alte Nägel kalt platt zu klopfen.
Nach einer ganzen Weile hab ich dann im Holzfeuer angefangen den Stahl auch ein bisschen warm zu machen und hab dann letzlich vor 4 Jahren eine Esse und meinen ersten richtigen Amboss zu Weihnachten bekommen.
Auf dem Weg zu dem was ich heute bin und was ich heute so mache habe ich viele Umwege genommen und seehr viele Fehler gemacht aus denen ich dann aber letzlich viel gelernt hab!
Ich erinnere mich hier zum Beispiel an irgentwelche Beile die ich massenweise aus 25mm Vierkant augeschmiedet habe. Alle sehen verschieden aus und die Form war auch immer eher vom Zufall bestimmt als von meinem Willen.

Diese Beile habe ich teilweise noch und auch ein paar meiner Nagel-Messer habe ich noch in der Schublade, denn sie stellen einen Teil von mir als Schmied dar.

Auf der anderen Seite muss ich sagen dass aus den Sachen die man macht ja auch etwas hervorgehen sollte.
Wenn ich heute ein Beil Schmiede, dann kann ich dem Stahl ziemlich genau sagen wo er hin soll und welche Form er annhemen soll (im übertragenden Sinne).
Klar gehört es dazu dass die ersten Werke fehlerhaft sind und meist nicht das darstellen was man ursprünlich erreichen wollte, daraus lernt man ja erst.
Ich halte es aber für wichtig diese Werke so zu sehen wie sie sind!
Wenn jemand sich irgentwie ein Messerchen zusammenbastelt und er seinen Spaß daran hat ist das ja vollkommen in Ordnung.
Wenn das Messer aber mit der eigentlichen Handwerkskunst so gut wie nix zu tun hat dann ist es doch angebracht darauf hinzuweisen und vielleicht dem Messerbastler weiterzuhelfen, damit sein nächstes Messer besser wird. Oder ist das nicht im Sinne des Messerbastlers?

Als ich das erste Mal einen Lochhammer geschmiedet habe, hab ich das Material gnommen das gut passte. Der 25mm Vierkant aus dem ich auch die ganzen Beile geklopft hab. Baustahl natürlich!
Nachdem ich mich lang abgemüht hab den Lochhammer zu schmieden musste ich dann feststellen, dass er absolut funktionslos war, da sich der Baustahl genauso schnell verformt hat wie das Werkstück unter ihm. Genau ein Loch habe ich damit in einen Flachstahl gemacht! Danach war der Hammer hinüber!

Ich wusste natürlich absolut nicht was ich falsch gemacht hab und hab erst sehr viel später verstanden dass es mit dem Material zusammen hing und was es mit den ganzen Stahlsorten überhaupt auf sich hatte.

Wäre da in dem Moment jemand mit auch nur einem Funken Ahnung gewesen, dann hätte ich sehr viel früher gelernt wie man Stahl härtet und anlässt!
Das musste ich mir dann auch noch selber beibringen und du glaubst garnicht wie oft ich geflucht habe weil mir irgentwas nach dem härten kaputt gegangen ist weil ich das mit dem anlassen noch nicht raus hatte! Die wenigen Bücher die ich hatte haben mir zu dem Zeitpunkt dann auch nicht allzuviel geholfen.

Nun stellt sich natürlich immer die Frage was überhaupt die Motivation ist.
Will man einfach nur ein bisschen rumklopfen ohne ein richtiges Ziel oder will man sich mit dem Schmieden etwas mehr auseinandersetzten.

Im Ersten Fall kann jeder Garagenbastler von mir aus machen was er will solange er seine Arbeit nicht als Handwerkskunst bezeichnet und mit der Arbeit richtiger Schmiede vergleicht!

Im zweiten Fall kann ich nur sagen dass ich nicht jedem die "Durststrecke" wünsche auf der man sich durch etliche Fehler seine Fähigkeiten selber aneignet.
Motivation, Hilfe, Ratschläge und Kritik sehe ich positiv solange sie nicht abfällig sind und demjenigen auch weiter helfen!

Gruß
Willi

www.schmiedekunst-weyer.de

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Hacheschmied
Gelöschter Benutzer

Re: Konsum- und Perfektionismus...

von Hacheschmied am 08.03.2013 19:33

Ich kann hier Willi nur zustimmen, und zwar nahezu komplett und wortwörtlich, da ich die nahezu identische Schule "genossen" habe.

Als ich dann anfing Messer zu schmieden, und dann  auch aus dem Nichts "Kunden" auftauchten... die genaue Vorstellungen hatten wie Ihre Messer auszusehen hatten geriet ich auch doch ins Schwitzen.. und als ich dem Kunden dann sein Messer präsentierte .... wies er mich auf meine Fehler hin und meinte... "Na dann mach das nochmal so wie ichs mir vorgestellt habe". Das Messer hab ich 3 mal schmieden müssen.. und hatte aber einen langjährigen Stammkunden gewonnen. Klar ist das erstmal n dicker Brocken zu schlucken, man ist Stolz wie Oskar das Messer einigermaßen hinbekommen zu haben (für ein selbst ist es ja nahezu perfekt) und dann sowas..

Ich denke, dafür sollte ja auch diese Forum da sein (zumindest ist das meine Ansicht) das man ggf. den Leuten auch sagen darf und sollte wenn was besser sein könnte, und dann aber auch sagt wie man das besser machen kann. Hierbei macht der Ton natürlich auch die Musik.

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welud

71, Männlich

Beiträge: 117

Re: Konsum- und Perfektionismus...

von welud am 08.03.2013 19:59

Willi hat das schon ganz gut beschrieben
. Natürlich ist man als Anfänger mit kleinen Erfolgen zufrieden, das ist ja auch richtig so. Nur sich darauf auszuruhen und nicht nach Verbesserung zu streben, das halte ich für schlecht.
Das Bessere ist immer der Feind der Guten!
Wie soll ich mich denn entwickeln und voran kommen wenn ich nicht nach Perfektion strebe?  
 Auch der Hobbyschmied muss sich entwickeln,- Stillstand ist Rückschritt-  der Profi muss es sowieso, wenn er am Markt bestehen will.
Und noch etwas: ist man durchschnittlich in seinen Arbeiten ist man auf Dauer nicht gut genug.

Ich habe für mich gelern, tdas es sehr hilfreich ist dazuzulernen wo ich nur kann.  
welud

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