Keine Kraft mehr

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Steffen

42, Männlich

Beiträge: 543

Re: Keine Kraft mehr

von Steffen am 01.07.2017 23:21

Ich bin da ganz bei Vilker. Schaut man sich mal Uri Hofi an, versteht man, was Erfahrung wert sein kann. Oder fernab von Youtube bei Pit Broich, der mit einem kleinen Rounding-Hämmerchen gefühlt mehr bewegt, als ich mit dem großen Vorschlaghammer.
Edgar: Pass mit den Großen auf, Deine Schultern müssen noch 70 Jahre halten.

Grüße aus dem Oberberg

Steffen

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Gravedigger
Gelöschter Benutzer

Re: Keine Kraft mehr

von Gravedigger am 02.07.2017 12:54

Im Gegensatz zu Oliver und Volker, hast Du einen wesentlichen Vorteil, Du schmiedest solche Sachen nicht beruflich und es steckt kein Zeitdruck dahinter also kannst Du Dir doch die Ruhe dazu nehmen. Leider habe ich in meiner Lehrzeit auch nur die Grundzüge des Schmiedens erlernen dürfen aber mit den Augen klauen wird nicht strafrechtlich verfolgt und dazu eignet sich dieses Forum und das Internet hervorragend. Schon manches Werkstück ist bei mir in die Schrotttonne gewandert, das ist aber kein Grund  nicht weiter zu machen und so lange zu üben bis man den richtigen Weg gefunden hat. Volker (Kunstschlossernussbach) hat mir mal bei Lutz das Meisel härten erklärt, die ersten Versuche gingen trotzdem noch etwas daneben, bis ich mir bei Ebay Kleinanzeigen ein Konvolut von 25 Meiseln jeglicher Form und Dicke gekauft habe, Die habe ich Alle komplett in Form gebracht und gehärtet und kann jetzt ruhigen Gewissens behaupten, das ich es kann. Sollte nur ein kleines Beispiel sein. Am Besten schaust Du ob nicht ein paar Forummitglieder in Deiner Nähe sind und setzt Dich mit Ihnen in Verbindung, Du mußt nicht extra einen Schmiedekurs buchen wenn Dir Das vielleicht zu teuer sein sollte, frag einfach, schau zu und klau dabei (mit den Augen natürlich ) was das Zeug hält.

Gruß aus Nordhessen

Manfred

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Thorkell

46, Männlich

Beiträge: 248

Re: Keine Kraft mehr

von Thorkell am 02.07.2017 16:19

Hallo Klaus, 

um dich nach all den guten Tipps vielleicht noch ein bisschen zu beruhigen - ich schwinge den Hammer seit ca. 20 Jahren, betreibe als Sport Schwertkampf im Vollkontakt, und gehe nebenbei unregelmäßig noch ins Studio zum Pumpen.  Wenn ich aber aus verschiedenen Gründen mal ein paar Tage nicht hämmern konnte oder mehr leichtere Arbeiten mache, dann geht es mir gefühlt in Nullkommanix genau so wie von Dir beschrieben. 
Also Kopf hoch und weiter "trainieren".  Der Effekt verflüchtigt sich immer wieder, und wenn Du in deinem Alter keine entsprechende Historie in Sachen Kraft und Kondition hast, wird es halt schwerer.

Für 1000€ kriegt man übrigens durchaus schon mal einen Federhammer 😉  und es gibt Leute die investieren erheblich mehr in ein Hobby.  
 

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kunstschlos...
Gelöschter Benutzer

Re: Keine Kraft mehr

von kunstschlossernussbach am 02.07.2017 18:38

...von wegen Pit Broich fernab von Youtube...

https://www.youtube.com/watch?v=V1U7hqAQ8MU

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Holledauer

55, Männlich

Beiträge: 667

Re: Keine Kraft mehr

von Holledauer am 02.07.2017 20:42

...ich schließ mich uneingeschränkt der Aussage vom Volker an:

"Wichtige Voraussetzungen für erfolgreiches Schmieden sind u.a.

 

- Augenmaß
- Fingerspitzengefühl
- Fleiß
- Geschick
- Die Bereitschaft gut gemeinte Ratschläge anzunehmen und ständig weiter zu lernen und zu üben"

Manche, besonders der letzte Punkt, sind bei mir alten Eigenbrötler noch verbesserungsbedürftig, gell Volker

 

Grüße vom Holledauer

Unikate müssen nicht zwingend schön sein, nur einzigartig.

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kunstschlos...
Gelöschter Benutzer

Re: Keine Kraft mehr

von kunstschlossernussbach am 02.07.2017 21:21

Für alle die es noch nicht wissen:

Der Fred aus der Hallertau ist ein Tiefstapler!

Antworten Zuletzt bearbeitet am 02.07.2017 21:24.

Holledauer

55, Männlich

Beiträge: 667

Re: Keine Kraft mehr

von Holledauer am 02.07.2017 21:25

...eines der wenigen Male, wo der Kunstschlosser nicht Recht hat - ich bin aus der Holledau!

Unikate müssen nicht zwingend schön sein, nur einzigartig.

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roman

63, Männlich

Beiträge: 8

Re: Keine Kraft mehr

von roman am 09.07.2017 08:06

Guten Tag,

Kraft beim Schmieden ist nie verkehrt, aber ohne Technik nützt dann Kraft auch nicht viel. Ich kenne einige Schmiede, die körperlich weit von "Jung Siegfried" entfernt sind, der einst mit dem Hammer den Amboss zerschlagen hat, und trotzdem hervorragende Arbeit bewerkstelligen.



Da es hier ja um Feuerschweißen geht und das Ausrecken des verschweißten Stahls ist die Vorarbeit fast wichtiger als die Arbeit selbst.

Wenn man vorhat eine Klinge aus Damast gänzlich von Hand zu schmieden sollte man die bevorstehende Aufgabe bedächtig angehen, die japanischen Schmiede haben in der Zeit vor den mechanischen Hämmern ein paar Tage Ruhe eingelegt um ausgeruht an das Werk heran zu gehen. Jetzt muss man allerdings sagen, dass Tamahagane ein sehr schweißwilliges Material ist, das sollte auch uns eine Richtschnur sein und anfangs mit Material arbeiten was sich gut verschweißen lässt.



Speziell dicke Pakete aus Stahlblechen erfordern eine gewisse Krafteinwirkung um sie zu verschweißen und später zu recken. Was spricht dagegen mit 2 mm Blechen ein Paket zu schnüren, was nicht zu lange ist, und wenn es aus 11 Lagen besteht, nicht mehr als 22 mm Dicke hat. Das ist eine überschaubare Menge Material und man kann das Paket auch mit einem Kilohammer verschweißen. Ist dieses Paket verschweißt legt man es beiseite und nimmt sich z. B. noch drei weitere vorbereite Pakete in der gleichen "Schnürung" vor.

Danach kann man beruhigt ein Päuschen machen und danach die Kontaktflächen der Pakete flach und metallisch blank schleifen. Jetzt dürften die Pakete durch das Feuerschweißen und damit verbundenes leichtes Ausrecken plus dem blankschleifen nur noch cirka 18 mm haben.

Wenn man jetzt die Pakete aufeinanderstapelt hat man ein Paket mit einer Ausgangsdicke von cirka 70mm vor sich, auch das ist ohne Probleme noch mit dem Handhammer zu verschweißen. Wir sind jetzt bei 44 Lagen Stahl, zumindest rechnerisch, die Außenlagen der Anfangspakete wird es wohl gekostet haben.



Ist dieses Paket verschweißt wird es gereckt. Um sich nicht an der Rand der Verzweiflung zu bringen reckt man es auf dem Ambosshorn mit einem Kehlhammer. Das Material wird dabei auseinander getrieben und man sieht auch dabei ob die Schweißungen tadellos gelungen sind. Ist kein Amboss mit Horn und kein Kehlhammer zur Verfügung muss man sich behelfen. Einfach einen runden Stab Stahl nehmen, das Paket auf die Amboss legen und dann mittels Hammer und Rundstahl das Kehlen besorgen.



Ist dieses Paket auf die vierfache Länge gereckt wird es in vier gleich lange Teile getrennt und diese vier gleich langen Teil werden mit einer neuen Lage Schneidenstahl in der Mitte, wieder metallisch blank und plan geschliffen, wieder aufeinander gesetzt und miteinander verschweißt. Das fertige Paket wird sich bei cirka 150 Lagen Stahl befinden. Das weitere Verfahren ist das gleiche, kehlen und plan schmieden.



150 Lagen sehen geätzt schon sehr dekorativ aus, das "Spielchen" lässt sich so ja weiter spielen, allerdings sollte man auch im Auge behalten, dass zuviele Hitzen nicht unbedingt der Qualität des Stahls förderlich sind.



Wenn man die Pakete so schleift/feilt, dass sie plan aufeinander liegen, die Pakete im Schraubstock zusammenpresst und mit ein paar Schweißnähten sichert, wirkt das auch gegen den "Damastfrust". Ein ausreichend großes Feuer, nicht zu hastig erhitzen und immer darauf achten, dass das Paket richtig kernheiß ist, sorgt auch für sorgenfreies Schweißen.



Feuerführung, das wird immer wieder erwähnt, und das ist mehr als richtig. Ein Aspekt, der meines Erachtens manchmal ein wenig stiefmütterlich behandelt wird. Ein großes Feuer, eine ausreichend tiefe Esse, immer genug entgaste Schroben um das Feuer mit "sauberer" Kohle am brennen zu halten hilft ungemein. Bei Holzkohle darauf achten, dass die Stücke mehr oder weniger einheitlich groß sind, allerdings ist groß so zu verstehen, dass Walnussgröße reicht.



Technik und Kraft nutzen nichts mehr wenn man an der Konditionsgrenze, ob geistig oder körperlich, angelangt ist. Wenn man fertig ist, hört man auf, das ist der Moment wo die Schläge nicht mehr genug Kraft haben, der Takt beim Schlagen leidet und Fehlschläge unnötige Beschädigungen an der Materialoberfläche verursachen.



Flussmittel, ob ich Borax verwende oder Quarzsand, das ist eigentlich egal, es funktioniert mit beiden. Borax fließt vielleicht ein wenig schneller, Quarzsand bildet auch eine zuverlässige Schicht auf dem Schweißgut. Borax gibts in jeder Apotheke, allerdings teuer. Günstiger sind 25 kg Säcke, werden aber nur an Gewerbetreibende abgegeben. Einfach ein Kleingewerbe anmelden, z. B. Werkzeugreparatur, so stellt man nichts her und benötigt keine Handwerkskammermitgliedschaft, es kostet cirka 30 Euro, und man hat die gewerbliche Voraussetzung um Borax in großen Gebinden zu erwerben. Wobei, wenn man nur ab und an schweißt, reicht auch die Menge aus der Apotheke.

Quarzsand gibts im Baumarkt, ein halber Zentner für ein paar Euro.



Ansonst, über dieses Thema gibt es Bücher, ellenlange Abhandlungen im Internet und Fachzeitschriften, Kurse und was weiß ich nicht noch alles. Es ist einfach unmöglich in ein paar Sätzen die ganze "Feuerschweißerei" abzuhandeln. Ich kann Dir nur raten am Anfang Material zu nehmen was auch problemlos schweißbar ist, alle hochlegierten Stähle vorerst mal sein lassen und die Technik selbst sicher in den Griff zu kriegen.

Nur am Rande, Baustahl und Feile, das geht einwandfrei, aber persönlich mache ich daraus nur noch ein Dreilagenlaminat, innen Feile und außen Baustahl, der Werkstoff, der sich dabei nach dem Schweißen bildet ist derart zäh und hart, dass man ihn nur noch sehr schwer von Hand recken kann.

C45 und 1.2842 dagegen lassen sich gut bearbeiten, ein paar Lagen Nickelstahl dazwischen erzeugen auch ein paar schöne silbrige "Adern" im Damast, vor allem hält sich der Kohlenstoffverlust bei dieser Zusammenstellung in Grenzen.



Und jetzt komm mir nicht mit dem Alter, ich bin genauso alt wie Du. Ich habe es schon einmal geschrieben, Schmiede müssen keine Astrophysiker oder austrainierte Schwerathleten sein, wie alle Handwerker sollten sie über eine hohe Frustrationsschwelle verfügen. Nachdenken und machen bis es funktioniert. Jetzt leg los.



Viele Grüße

Roman

Antworten Zuletzt bearbeitet am 09.07.2017 08:11.

Lenni

37, Männlich

Beiträge: 567

Re: Keine Kraft mehr

von Lenni am 09.07.2017 18:30

Also wenn Olli sagt "ich schmiede das mit nem 1.5kg Hammer" finde ich es keine Schande fuer mich das selbe unterm Lufthammer zu machen 

Grundsaetzlich wuerde ich aber sagen: Wenn du Damast mit der Hand schmieden moechtest, mach das Paket wirklich sehr klein. Ein Bekannter von mir (Robert, der ein oder andere duerfte ihn kennen) bekommt wahrscheinlich max 1.5 Messer aus den Damastpaketen die der so mit der Hand schmiedet.
Auf was fuer nem Amboss schmiedest du denn? Meines wissens nach macht das nen ordentlichen Unterschied? 

Ich mache das so, dass ich mir einen richtigen Schmied in der Naehe gesucht habe und da ca. ein mal die Woche fuer 2 Stunden hingehe um dessen Lufthammer zu benutzen. Schau dich mal um. VIelleicht gibts bei dir ja einen der sich gegen nen kleinen Obulus darauf einlaesst.

Beste Gruesse,

Lenni

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BurnoutHH

58, Männlich

Beiträge: 21

Re: Keine Kraft mehr

von BurnoutHH am 02.08.2017 05:58

Moin, ich hab' zum Thema mal eine Frage an die Experten hier.
Aber bitte nicht gleich meckern dass ich mich mal belesen sollte :o)
Leider lässt mir mein Hauptjob noch immer kaum Zeit mich als Hobby dem Schmieden zu widmen.
Am guten Willen oder fehlender Literatur liegt es wirklich nicht!

 

Die KURZFASSUNG meiner Frage steht am Ende!
###########################################

Meine Werkstatt ist ein Anbau an unserem Haus das in einem Wohngebiet liegt.
Die Nachbarhäuser liegen nur ein paar Meter von der Werkstatt entfernt.

Daher möchte/sollte ich die Lärmbelastung für unsere Nachbarn so gering wie möglich halten.

Wie also am besten bzw. "leisesten" Feuerschweißen und Ausrecken?

Lufthammer fällt schonmal weg, zumal dafür eh kein Platz mehr in der Werkstatt wäre.
Manuell den Hammer schwingen ist auch kaum zumutbar wenn das stundenlang so geht.

Bleibt denke ich also nur eine (Hydraulik)Presse.
Zu diesem Thema hab ich u.a. auch hier schon viele Beiträge gelesen - da wird oft
gesagt, dass eine Presse erst ab 30 Tonnen zum Feuerschweißen brauchbar ist.

Jetzt frag ich mich, wie hoch der Druck ist, den man beim manuellen Feuerschweißen mit
z.B. einem 1,5 Kg Hammer auf das Packet ausübt!? Hat das mal jemand überschlagen?
Hier gilt doch: kinetische Energie = 1/2 * Hammermasse * Hammergeschwindigkeit^2 - oder?
Wie verhält sich das im Bezug zur Paketdicke - was kommt in der Mitte vom Paket noch an?
Den "Stahlschlüssel - Auflage 23" habe ich zwar, aber für mich ist das grad zu hohe Mathematik :o)

Finde ich in dem Büchlein eigentlich Angaben, welcher Druck/Energie zum Feuerschweissen der einzelnen
Legierungen erforderlich ist? (sorry, aber ich würde ewig suchen, weil ich alles mit Lupe lesen muss)

#########################
KURZFASSUNG meiner Frage bzw. des Problems:

Mein Ziel:
Lärmbelästigung bei Damastherstellung minimieren

Begründung:
Geduld der Nachbarn nicht überstrapazieren (Werkstatt liegt in Wohngebiet)

Meine Frage:
- Welche Möglichkeiten kommen Eurer Meinung nach als "brauchbare" Lösung überhaupt in Frage?
- Ab wieviel Tonnen ist eine Presse wirklich zu gebrauchen?
1. Kniehebelpresse (zu schwach?)
2. Spindelpresse (zu langsam / brauch viel Platz / umständliche Bedienung?)
3. Werkstattpresse mit Handpumpe (zu langsam / umständliche Bedienung?)
4. Werkstattpresse mit Kompressorantrieb (Kompressor macht viel Lärm!)
5. Werkstattpresse mit elektr. Hyd. Aggregat (Sau teuer)
6. Umgebauter Holzspalter (zu langsam / zu schwach)?
7. ??

Ich nehme ja an, dass die Punkte 1.-3. wegfallen, weil man wohl kaum mit einer Hand das glühende Werkstück
sauber führen kann während man mit der anderen Hand wie wild die Pumpe oder Spindel antreibt...
oder ist das nur ne Frage der Übung?

Erschwerende Faktoren:
- Nachbarn
- Kaum Platz in der Werkstatt
- Nur ca. 210cm Deckenhöhe

PS: Nein - ich will mir kein anderes Hobby suchen

 

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