Tordierungen an antiken Herdgeräten?
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Tordierungen an antiken Herdgeräten?
von Macbeth am 12.03.2012 16:13Liebe Leute,
mein Name ist Klaus. Ich schreibe grade meine Magisterarbeit im Fach Ur- und Frühgeschichte. Ich bin selber begeisterter Hobbyschmied. Für meine Magisterarbeit hätte ich eine Frage. Hat jemand von euch schon mal etwas davon gehört, dass Tordierungen die Wärmeleitfähigkeit des tordierten Gegenstandes herabsetzen? Mir haben das schon zwei erfahrende Schmiede bestätigt. Ganz toll wäre es, wenn jemand eine Literaturangabe wüsste, wo man diesen Effekt nachlesen kann.
Viele keltische, römische und germanische Herdgeräte (Bratspieße, Dreibeine, Feuerschaufeln usw.) sind tordiert. Ich vermute, dass dieses etwas mit dem genannten Effekt zu tun haben könnte.
beste Grüße, Klaus
Re: Tordierungen an antiken Herdgeräten?
von Kauz am 12.03.2012 17:44Die Tordierung senkt die Wärmeleitfähigkeit? Das kommt mir persönlich recht ungewöhnlich vor... eine Änderung der physischen Form ändert eine speziefische Material-Eigenschaft? Klar eine größere Oberfläche strahlt mehr Wärme ab, (siehe Alu-Kühl-Igel).
Vielleicht ergibt sich ein Effekt, weil bei der Tordierung das Material "kürzer" wird, also mehr Ausgangsmaterial auf kleinerem Raum .. und das Mehr an Material schluckt etwas mehr "kriechende" Wärme??? Aber ob sowas spürbar ins Gewicht fällt... keine Ahnung.. würde mich aber auch sehr interessiert..
"Hammer und Schw*** benutzt man ganz"... sagte ein alter Schmied der mich damit darauf hinwies, das ich den Hammer anders halten soll.
Re: Tordierungen an antiken Herdgeräten?
von aeglos am 12.03.2012 17:59Hallo Klaus,
wenn ich ehrlich bin, halte ich die Wärmeleitgeschichte für absolut falsch. Zumindest so wie es formuliert ist. Die Wärmeleitfähigkeit ist eine Stoffeigenschaft, keine Bauteileigenschaft oder Systemeigenschaft. (Ganz im Gegensatz zu Wärmeübergangskoeffizienten)
Einen Effekt kann die Torsion allerdings trozdem haben. Durch die Einschnürung der Torsion entstehen Täler und Berge, die Oberfläche vergrößert sich. Das resultiert in:
1) Einer größeren Abstrahlfläche für Strahlungsverluste des warmen Körpers
2) Einer größen Austauschfläche für freie Konvektion, also das Abkühlen durch umströmende kalte Luft. Allerdings kenne ich keine Wärmeübergangsgesetze (Nusseltgesetze), die speziell auf eine Torsion zugeschnitten sind, daher kann ich hier keine wirkliche Aussage machen, ob sich positivere Strömungsverhältnisse einstellen oder nicht.
Diese zwei Effekte können dazu beitragen, dass sich eine Torion günstig auf die stationäre Temperatur am Griff einer Pfanne oder öhnlichem auswirkt, eine änderung der Wärmeleitfähigkeit verursachen sie garantiert nicht.
Wenn du die Energie hast und der Sache wirklich Aufmerksamkeit in deiner Arbeit schenken willst, kommst du nicht drum herum, dir Lehrbücher in der Wärme und Stoffübertragung zu besorgen, damit du das Grundverständnis aufbauen kannst.
Re: Tordierungen an antiken Herdgeräten?
von Macbeth am 14.03.2012 19:59Liebe Leute,
erstmal vielen Dank für die Antworten. Ich werde mich demächst mal die die Bibliothek der Werkstoffkunde begeben und da sicher einige Wochen verweilen. Ohne Naturwissenschaften kommt man in dem Thema wirklich nicht weit.
Ein Schmiedekollege hat mir mal was von einer Verengung des Kristallgitters erzählt. Ich kann das aber nicht ganz glauben.
Eigentlich müsste sich doch das Struktur nach einmaligen Wärmen und erkalten wieder entspannen. Ich leider Archäologe und habe in Naturwissenschaften nur sehr rudimentäre Kenntnisse.
besten Dank, Klaus