Zuviel des Guten! 858 Lagen

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Moritz

40, Männlich

Beiträge: 316

Zuviel des Guten! 858 Lagen

von Moritz am 12.01.2014 11:42

Ich hab Gestern meine neue Esse ausprobiert und hatte so viel Spass, das ich nicht aufhören konnte.

Start: 53 Streifen Packband Silber und dunkel.
1. in 4 Teile und verschweißt = 212
2. in 2 Teile (einfach geklappt und wieder zusammen) = 428
3. in 2 Teile und die Selbe Menge Feile dazwischen und drauf. 428*2+2 =858

Das ganze rund geschmiedet und schön verdreht.

Der Plan war, das die Feile Klar drin liegt und nur von dünnen feinen Damastlinien durchzogen wird, die vom Rücken zur Schneide schräg abfallen.

Das ist das Ergebniss:
K800_P1120015.jpg

K800_P1120013.jpg

K800_P1120016.jpg

Die Lagen sind so dünn geworden, dass Sie sich zu einem homogenen Stahl vermengt haben, der nur noch minimal erahnen lässt, das da mal gefaltet wurde.

Darum! Übermut kommt vor dem Fall.

Wenn Ihr gerade voll in Fahrt seit... Macht lieber 2 Messer und teilt die Lagen gerecht auf

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Feuerkaefer

63, Männlich

Beiträge: 738

Re: Zuviel des Guten! 858 Lagen

von Feuerkaefer am 12.01.2014 13:45

Es sollte aber doch bekannt sein das die besten und deutlichsten Zeichnungen beim Damast zwischen ca 100 und 250 Lagen sind alles weitere ist dann so fein oder schon homogen je nach Werkstoff und Können das man nur noch ein Grau erkennt.

Schwingt den Hammer!
Gruß Martin

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Acetylen

46, Männlich

Beiträge: 148

Re: Zuviel des Guten! 858 Lagen

von Acetylen am 12.01.2014 17:15

Ich finde es trotzdem cool. Hat ein bisschen was von Flecktarn.
Wenn du so eifrig dabei warst, bist du sicher mit deiner neuen Esse zufrieden.

Lehrling ist Jedermann, Geselle ist, wer was kann, Meister ist, wer etwas ersann

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Moritz

40, Männlich

Beiträge: 316

Re: Zuviel des Guten! 858 Lagen

von Moritz am 13.01.2014 07:09

@Feuerkäfer: Jep. War mir klar. Ich wollte es halt probieren und ich hatte auch, durch Schleifverluste einiges material eingebüßt. Daher auch noch die letzte Teilung mit den 2 Stück Feile. So der Plan. Ich finds nicht tragisch, sondern hatte super Spaß und eine geile Zeit am Amboss.

@Acetylen: Oh ja! Das Ding ist heißer als die Sonne. Wenn ich das Material aus der Esse ziehe, und ich hatte es zu lang drin, entzündet es sich durch den Luftsauerstoff. Diese enorme Hitze hat aber auch den Vorteil, dass das Umformen auf den Stehenden Seiten des Packetes viel weniger Risiko birgt, dass es wieder auf geht.
Ich hab fast das ganze Messer ohne Federhammer gemacht. Mit meinem neuen Hammer (1,5kg [mit freundlicher Unterstüzung von Stefan Joas]) ging das so easy, dass ich offt nicht einmal daran dachte.

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Joas_Stefan

43, Männlich

Beiträge: 178

Re: Zuviel des Guten! 858 Lagen

von Joas_Stefan am 13.01.2014 21:13

hallo Moritz schön das er Dir Spass macht, i wünsch Dir noch viel Freude mit dem Hammer
P.S. die Säge ist schon im Einsatz, total super des Ding

Gruß

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Moritz

40, Männlich

Beiträge: 316

Re: Zuviel des Guten! 858 Lagen

von Moritz am 14.01.2014 09:24

@da schwäbsche Dampfhammer den koina verstandet: Super! freut mich! Der Hammer is genial!

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Aisperg

77, Männlich

Beiträge: 82

Re: Zuviel des Guten! 858 Lagen

von Aisperg am 14.01.2014 17:48

Hallo Moritz,
Das mit den vielen Lagen scheint mir nicht der Grund für das verschmelzende Muster zu sein. Da glaube ich eher daß Deine Werkstoffauswahl etwas ungünstig ausgefallen ist. Blankes Packband (auch Kistenband genannt) ist ein unlegierter Stahl mit sehr wenig Kohlenstoff, das dunkle Band ist das gleiche Material nur eben brüniert. Feile ist meist auch unlegiert, hat aber einen sehr hohen Kohlenstoffgehalt, das ergibt gute Härteeigenschaften, wenn dir die anderen Stähle nicht zu viel Kohlenstoff aus der Feile holen. Zur Musterbildung die schlechtesten Eigenschaften. So ein ähnliches Muster habe ich auch mal hergestellt. Das eine Material war eine alte Kette das andere weiß ich leider nicht mehr.

Zur Musterbildung solltest Du unterschiedliche Stähle mit  zB Nickel oder Mangan nehmen.
Bei einem Brieföffner habe ich mal ca 1000 Lagen erreicht und bei einem Dolch hat sogar 1200 Lagen und bei beiden sind die Muster gut zu erkennen.
Nun Viel spaß beim nächsten Versuch.

Gerhard

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Klaeus
Gelöschter Benutzer

Re: Zuviel des Guten! 858 Lagen

von Klaeus am 14.01.2014 18:13

Ich habe mal das Umreifungsband Analysieren lassen. Das silberne blanke (nicht verzinkte) ist aus St37 das schwarze aus 30Mn5. Aus was das gebläute genau ist weiß ich nicht. In sehr niedriger Lagenzahl tordiert gibt das noch nen akzeptablen Kontrast. Bei 800 Lagen und dann noch tordiert sieht mann wenn nur oberflächlich geschliffen wird hochkant auf die Lagen, was das Muster noch feiner macht. Dann noch relativ grob geschliffen - dann kann man natürlich nichts mehr sehen. Wie Martin und Gerhard schon geschrieben haben.

Ich verwende gerne silbernes Umreifungsband mit CK75 und lege zwischen 2x 50 Lagen ne Schneidlage und ätze dann mit frischer Salzsäure. Das gibt dann nen guten Kontrast. Auch der Aufbau macht Sinn da die Flanken dann in Richtung C40 gehen und der Schneidenstahl geschont wird, sowohl beim Herstellen als auch bei der Anwendung.

Bei der gezeigten Klinge muss die Schweißtemperatur schon höher liegen da die Feile sonst nicht mit dem C-armen Flanken schweißt, was Feile nicht gut verträgt. Durch die Torsion in der Kombi kann dann auch nichts schneidhaltiges rauskommen. Wichtig ist auch immer gut zu normalisieren zum einen für die Leistung, zum anderen für besseren Kontrast.

Bei sehr hohen Lagenzahlen kommt noch ein Effekt zur Geltung der die hellen Lagen optisch dominieren lassen. Wenns also in Richtung 1000 Lagen gehen soll ruhig 3fache Stärke Mn Stahl zum Nickelstahl wählen.


@ Gerhard  Hast du Bilder deiner Klingen? So hohe Lagenzahlen als Muster sieht man selten. Würde mich freuen wenn ich sie mal sehen dürfte.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 14.01.2014 18:15.

Moritz

40, Männlich

Beiträge: 316

Re: Zuviel des Guten! 858 Lagen

von Moritz am 15.01.2014 07:03

Danke für die Tips!

Die Messer von Gerhard würden mich auch sehr inteessieren, da es eben noch zeichnet.
Muss ein tolles Muster sein.

Das mit der Werkstoffauswahl ist öffter mal so ein Problem.

Für jemanden der nicht aus dem Bereich Metall kommt ist es von Haus aus schwierig, selbst wenn er Literatur hat.
Diese ist meistens eben für Leute geschrieben, die aus der Branche kommen.

Mittlerweile bin ich großteils auch dazu übergegangen definierte Stähle zu verwenden, aber bis man sich da mal ein kleines Lager an schönem Material geschaffen hat ist man ein kleines Vermögen los.

Oft kommen Freunde aus der MA-Szene zu mir, oder einfach nur Bekannte die die Arbeit an der Schmiede interessiert.
Manche kommen öfter, und manche wollen dann auch mal was aus Damast machen.
Daher kommt es das ich auch häufig noch undefinierten Stahl verwende.

Natürlich! wenn alles glatt läuft und toll geworden ist, denkt mann sich dann schon...
Warum hast jetzt da nix Anderes dafür genommen, aber Glücklicher Weise ist ja sowiso nie ganz klar, obs mit anderm Stahl auchh gut gegangen währe

Aber nochmal!

Vielen Dank für die Tips!

@ Klaus: Was nimmst du als Schneidlage wenn du 50 Schneide 50 machst?

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Willi

29, Männlich

Beiträge: 683

Re: Zuviel des Guten! 858 Lagen

von Willi am 15.01.2014 08:37

Hallo Moritz,

bei den undefinierten Stählen muss man eben ausprobieren. Ich habe mir oft einfache kleine Dreilagen-Pakete gemacht um zu testen wie welcher Stahl mit welchem anderen zeichnet.
Hier ein Beispiel:

CIMG0461.jpg

Ein Vorteil bei dem Damast aus "Schrott" ist, dass man auch mal was versauen kann ohne sich direkt zu sehr zu ärgern.
Ich habe an diesen "Schrott"-Damastpaketen das Feuerscheißen sehr gut üben/lernen können ohne teures Material zu verschwenden.

Und einige ansehnliche Sachen sind doch bei rum gekommen
Hier ein Messer aus C45 kombiniert mit einer alten Blattfeder (es geht nicht mit jeder Blattfeder!) Etwa 100 Lagen.

Klinge_Oliver.jpg

Viel Schneidleistung kann man sich aber von solch einem Messer nicht versprechen....klar könne man eine Schneidleiste einlegen, aber den Kontrast überhaupt raus zu kitzeln erfordert totzdem einiges an Arbeit.
Standard-Damast-Stähle zeichnen dagegen ja schon fast von alleine

Fazit:
Wenn man mit Neulingen mal Damast schmieden will, oder einfach nur rumprobieren will, dann ist man mit "Schrott" gut bedient.
Sobald man aber etwas bessere Ergebnisse erzielen will, sollte man sich das eine oder andere Stück definierten Stahl zulegen (wofür es ja auch bezahlbare Quellen gibt).


Gruß
Willi

www.schmiedekunst-weyer.de

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