Flüssigkeit zum härten

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schakaa

61, Männlich

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Beiträge: 526

Re: Flüssigkeit zum härten

von schakaa am 05.08.2013 17:12

Screenshot_2013-08-05-16-34-16-1-1629157248.jpg
Nein, ich meine das martensitische Härten, hier mal am Beispiel des 1.2842.
Die Line wo das P steht ist die sogenannte Perlitnase.
Sie liegt bei diesem Stahl zwischen 10 und 10² Sekunden . Kühlt man also in 50 Sekunden im Warmbad auf 400 C° ab kommt man nicht in diesen Bereich.

Da die Martensitbildung erst bei 180 C° anfängt kann man so lange richten bis  200C° (an der Luft) erreicht sind.
200 C° um etwas Sicherheit zu haben.

Dann würde ich nochmal ins Abschreckmittel gehen und bis 60 C° abkühlen.
60Cº ist die beste Temperatur um in den Anlassofen zu gehen da hier die Martensitbildung abgeschlossen ist und die Spannungen noch nicht so extrem sind wie wenn man ganz auf Raumtemperatur abkühlt.

Zum Glück gibt es diese Datenblätter für alle gängigen Stähle man braucht also nicht raten.
Bei Damast sollte man die Datenblätter aller verwendeten Stähle mit einbeziehen bzw. sich nach dem Stahl mit den kürzesten Umwandlungszeiten richten.

Natürlich hat man nicht immer das optimale Equipment für so eine Wärmebehandlung aber mit den Werten aus dem Datenblatt hat man einen guten Anhaltspunkt so dass man auch mit einfacheren Mitteln zum Ziel kommen kann.

Viele Grüße Peter

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Antworten Zuletzt bearbeitet am 05.08.2013 22:00.

bummi

74, Männlich

Beiträge: 95

Re: Flüssigkeit zum härten

von bummi am 05.08.2013 13:12

Hallo Malik, das ist kein bainithärten.beim bainithärten wird das härtegut auf Temperaturen um die 300-400 grad gehalten.
Beim warmbadhärten erfolgt die Umwandlung an der Luft und zwar zu martensit.
Wenn man auf der bainittemperatur hält entsteht ein mischgefüge,das sogenannte zwischenstufengefüge,das ist für Messer uninteressant,
Ist viel zu weich, hat seine Qualitäten im zähigkeitsbereich und in der Lebensdauer bei wechselbelastung und dauerschwingungen.
Sehr gute Feder Belastung.
Ist bei der Eisenbahn erfunden worden, für die dauerschwingbelastung bei tellerfedern.
Mittlerweile werden sogar Gussteile bainitisiert, ist sehr im kommen, aber wie gesagt nur für Zähigkeit .
Tschüss fritz

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Damastschmied

61, Männlich

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Re: Flüssigkeit zum härten

von Damastschmied am 05.08.2013 07:36

man muss in einer bestimmten Zeit auf eine bestimmte Themperatur abkühlen damit sich kein Perlit bildet. Wenn das z.B. 300 C° sind verwendet man ein Abschreckmedium das siese Themperatur hat.

@schakaa meinst du jetzt Bainitisches härten ?,da ich im Blei auf Härtetemperatur gehe...aber bis her haben sich bei mir noch keine Vorteile herausgebildet um in diese Richtung zu gehen in "unseren" Anwendungsbereichen.

Gruß Maik

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bummi

74, Männlich

Beiträge: 95

Re: Flüssigkeit zum härten

von bummi am 30.07.2013 19:08

Hallo Worschdsub,
wenn ich die Wielandsage etwas ergänzen darf:
- das schwert wurde dreimal zerfeilt
- die Feilspäne wurden Gänsen zum fressen gegeben
- dann wieder geschmiedet zum Schwert (Metallurgie vorausgesetzt )
- es passiert folgendes
- im Magen der Gänse werden Schwefel und Phosphor (schädliche Bestandteile ) gebunden
- der Stahl wird also reiner, besser schmiedbar und härtbar
- ein geringer Zusatz an Stickstoff diffundiert auch noch ein
Mit der Essenz hats leider nichts zu tun.
Da sind die Vorredner - Wasser, Öl, Salz und Luft auf der richtigen Spur.
Auch heute gibt es allein für Wasser zahlreiche Zusätze und Tricks.
- los gehts bei Regenwasser , sehr mild ,verzugsarm
- normales Leitungswasser , abgestanden 20°C
- Wasser mit Kalk, auch mild
- die andere Seite
- Wasser mit Kochsalz 10%
- Wasser mit AS 135 auch 10%
- Wasser mit Zyan 3%
- das schroffste Wasser mit Natronlauge 10%
Für uns als Messerhärter fast alles zu schroff.
bei unseren Querschnitten genügt warmes dünnflüssiges Öl (60°C am besten )
Kann man noch mehr dazu sagen , vieleicht in dem angestrebten Blog über härten und abschrecken,
bringe mich gerne mit ein.
Tschüss fritz

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Worschdsub
Gelöschter Benutzer

Re: Flüssigkeit zum härten

von Worschdsub am 27.07.2013 21:35

Da gibts ja noch die Wieland Sage...

Und er zerfeilte das Schwert und verfütterte es an die Enten... Das geht in Richtung der Essenz!

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Worschdsub
Gelöschter Benutzer

Re: Flüssigkeit zum härten

von Worschdsub am 27.07.2013 14:52

Tach auch!

Also das mit der Essenz hört sich für mich lustig an... Halt typisch für Leute die eigentich garnicht wissen wie es geht...

Zum Thema Härtemedium:

Die drei Klassiker: Wasser, Öl und Luft

Und die lassen sich dann auch noch deutlich unterscheiden...

Wasser kann mit Zusatz von Salz zum schrofferem abschrecken gebracht werden...

Oder als Emulsion ein milderes Abschrecken erreichen...

Öle zum Härten gibt es viele... Habe da auch mal einige wilde und stinkende und brennende Versuchsreihen durchgezogen!

Und folgendes herausgefunden: diverse  Pflanzenöle sind nicht verkehrt und wirken zudem desoxidierend, d. h. viel weniger Schleifarbeit. Allerdings brennen die auch ziemlich gut und schnell.

Altöl und alles von dem man nicht weiß, was es ist taugt nicht sonderlich... da dadurch unberechenbare Fehlerquellen und auch ziemliche Verkrustungen auf den Stahl kommen können. Unnötiger Ausschuss und Arbeit sind die Folge.

Ich persönlich bin zum Schmierstofffachhandel gegangen und habe mich da beraten lassen. Habe jetzt ein Öl mit mittlerer Abschreckwirkung und einem hohen Flamm- und Zündpunkt. Es wirkt desoxidierend und über eine beiliegende Tabelle kann ich auch die Härtegeschwindigkeit über die Temperatur des Öles noch ein wenig variieren. Tolle Sache dass...

Zum Thema tauchen in die "Essenz" und dann in Wasser... Ist für mich logisch! Erst Härten im passenden Medium bis unter Umwandlungstemperatur... Anschließendes Abkühlen im Wasser bis auf "Handwärme" damit ist das Handling doch wohl wesentlich erleichtert! Klarer Fall! Das haben wir in der Werkzeugschmiede in der ich gearbeitet habe genauso gemacht...

Hoppla! Luft fehlt ja noch!

Abschrecken an Luft: Ruhende Luft als langsamste Möglichkeit
                              Bewegte Luft als erste Steigerung (Luftstrom eines Essenventilators)
                              Pressluft wenns wirklich schnell gehen muss

Und Tabellen helfen nicht immer! Für besonders große oder auch kleine Bauteile solte man mal einen Versuch fahren wie man am besten mit der Härte hinkommt... Es gibt dann nämlich auch noch eine ganze Kiste Tricks wie man mit Wasser oder Öl Härten kann und ohne anzulassen trotzdem nicht glashart sondern bei Gebrauchshärte steht...

Ein Hoch dem ehrbaren Schmiedehandwerk!

Worschdsub

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schakaa

61, Männlich

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Beiträge: 526

Re: Flüssigkeit zum härten

von schakaa am 28.07.2011 19:23

Hallo Dietmar,

man muss in einer bestimmten Zeit auf eine bestimmte Themperatur abkühlen damit sich kein Perlit bildet.
Wenn das z.B. 300 C° sind verwendet man ein Abschreckmedium das siese Themperatur hat.

Die Themperaturen sind je nach Stahl unterschiedlich, man sollte also schon wissen womit man arbeitet.
Die Daten kann man dann dem ZTU Schaubild (Zeit Themperatur Umwandlung) entnehmen, dieses findet man im Datenblatt des Stahls.

Die Datenblätter gibt es im Internet wenn man nach der Werkstoffnummer sucht.

Viele Grüße
Peter

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akrumbsEisn

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Beiträge: 582

Re: Flüssigkeit zum härten

von akrumbsEisn am 28.07.2011 16:14

Hi Dietmar.
Ein sehr wichtiger Faktor ist, meiner Meinung nach, die verwendeten Stähle genau zu kennen. Ich hab damit aufgehört das Vormaterial für meinen Damast beim Schrotthändler meines Vertrauens zu holen. Nach Zusagen was das wäre, Materialvorbereitung etc, und dann doch zu scheitern und nicht wissen warum, verwende ich nur noch genau definierte Stähle. Da isses dann möglich etwaige Fehler zu suchen und auch zu finden. Genauso gibts dann Tabellen u. Beschreibungen welche Temperaturen und Medien zum glühen und härten verwendet werden.
Zum Thema "Essenz": und wenn a bisserl a Mythos und Geheimnis (für Außenstehende)bleibt isses ja auch nicht schlecht, oder? wie in alten Zeiten eben...
Ich verwende bei ölhärtern mineralisches Härteöl, ansonsten auch Wasser (ev. mit a bisserl Seife) oder Luft.

lg

Walter

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DietmarC

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Beiträge: 363

Re: Flüssigkeit zum härten

von DietmarC am 28.07.2011 09:22

Hi Peter
Erklär doch mal was du mit dem Wärmebad härten meinst.


Also um die Sache hier im Forum abzurunden wäre es vieleicht nicht schlecht ein Posting über das Härten zu beginnen in
dem wir unsere Methoden beschreiben Tips und Tricks sammeln ,denn das Härten ist auch heute noch für mich der Teil der mir nicht am schwierigsten fällt aber wenn Ausschuß dann dort.Themen wie zum Beispiel :Verzug im Damast ,spannungsarm Glühen, Temperaturen erkennen ,Anlassen, partizielles Härten arbeiten mit Härtepasten und Ummantelungen wie beim Feilen härten u.s.w. Vor allen für die Anfänger aber auch denn Profis könnte dies doch sehr interessant sein.

Also sobald ich etwas Zeit habe werd ich mal meine Erfahrungen zusammen tragen.

Gruss Didi

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schakaa

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Beiträge: 526

Re: Flüssigkeit zum härten

von schakaa am 27.07.2011 21:31

Noch besser wäre Warmbad Härten, so weit abkühlen dass Du an der Perlitnase vorbei kommst während sich dann beim weiteren Abkühlen an Luft der Martensit bildet hast Du noch genug Zeit zum Richten falls sich was verzogen hat.

Viele Grüße
Peter

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