Beil aus C45?

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shadow_3011

41, Männlich

Beiträge: 66

Beil aus C45?

von shadow_3011 am 28.04.2022 11:59

Ich habe mal wieder eine Neulingsfrage:
Ein Bekannter von mir hat mich gefragt, ob ich ihm ein kleines Beil schmieden könnte. 
Ich habe ihm jetzt keine Garantie gegeben, aber ich würde es einfach gerne versuchen, denn schließlich macht Übung ja den Meister und davon kann ich nach wie vor viel gebrauchen...
Ich habe jetzt noch C45-Rundstahl rumliegen, Durchmesser 30 mm. 
Taugt das Material für ein Beil, wenn ich es hinkriege, daraus etwas Beilähnliches zu schmieden?

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WiCon

68, Männlich

Beiträge: 219

Re: Beil aus C45?

von WiCon am 28.04.2022 23:16

Die DIN 7284 legt 2 Güteklassen fest:


A: C60 mit Härten zwischen 51 und 56 HRC
B: C35-C40 mit Härten zwischen 47 und 55 HRC

C45 liegt also in dem Bereich. 54 - 56HRC ist meiner Meinung nach sehr gut geeignet.

Ich heiße Willy.
Ich bin Axtoholiker.
Ich bin seit 20 Minuten trocken.

Das kann man so machen, muss man aber nicht.

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HACHIJURO

80, Männlich

Beiträge: 175

Re: Beil aus C45?

von HACHIJURO am 29.04.2022 09:51

Sven, 

 

wie Willy schon schreibt, ist der C45 nicht nur geeignet, sondern die Mehrzahl der industriell gefertigten Beile (im Baumarkt sowieso) wird daraus gefertigt. Entscheidend für die Eigenschaften eines Stahlwerkzeugs ist immer die Wärmebehandlung - also das Härten und Anlassen. Diese muss zum Stahl, aber auch zum Einsatzzweck passen. Da ist C45 also gut geeignet.

 

Du solltest auch daran denken, wie man früher Beile gemacht hat! Das Haus wird ganz normal aus Baustahl (= "Eisen") gefertigt, und eine Schneide wird aus Kohlenstoffstahl (z.B. ein Stück Feilenstahl)  eingeschweißt. Hinweise zu den Techniken gibt es zuhauf auf YouTube.

 

Es ist jedenfalls eine schöne Arbeit, die Du vorhast, vor allem aber auch gut für den Auftraggeber, der Dir genau beschreiben kann, wie er das Teil einsetzen will und wie es aussehen soll.

 

Viel Spaß und freundliche Grüße

 

Jean

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shadow_3011

41, Männlich

Beiträge: 66

Re: Beil aus C45?

von shadow_3011 am 29.04.2022 12:53

Vielen herzlichen Dank euch beiden für die ausführlichen und hilfreichen Antworten. 

Dann werde ich mich wohl bald mal an der Axt versuchen.
Sobald ich ein vorzeigbares Ergebnis habe, bekommt ihr Fotos. 

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HACHIJURO

80, Männlich

Beiträge: 175

Re: Beil aus C45?

von HACHIJURO am 29.04.2022 13:13

Ach, ich dachte, es soll ein Beil werden?

 

Freundliche Grüße

 

Jean

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shadow_3011

41, Männlich

Beiträge: 66

Re: Beil aus C45?

von shadow_3011 am 03.05.2022 09:55

Ja, soll es werden. Keine Axt. Da waren die Finger schneller als das Hirn...

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shadow_3011

41, Männlich

Beiträge: 66

Re: Beil aus C45?

von shadow_3011 am 12.05.2022 08:25

Ich hätte noch weiteren Frage zum Beilkopf:
1. Welchen Vorteil haben die unterschiedlichen Formen des Auges?
2. Macht es Sinn, das Auge zuerst mit einem kleineren Dorn vorzuarbeiten und dann in einem (oder mehreren Schritten) auf die endgültige Größe zu gehen? Oder ist es sinnvoller, direkt mit der finalen Größe zu arbeiten? 


Außerdem hätte ich gerne einen Stiel, auf dem keine Marke oder sonstige Dinge wie Barcode usw. zu sehen sind. 
Klar, ich kann mir einen im Baumarkt kaufen, das alles runterschleifen und neu behandeln, aber gibt es die nicht auch 
ohne das alles direkt zu kaufen? Gerne auch bei einem kleinen Händler.
3. Könnt ihr mir da welche empfehlen?

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HACHIJURO

80, Männlich

Beiträge: 175

Re: Beil aus C45?

von HACHIJURO am 12.05.2022 12:32

Sven,

historisch betrachtet, gab es in der frühen Eisenzeit auch Beile OHNE ein Haus und ohne Auge, die sog. Tüllenbeile.  

Bei den Wikingern gab es zunächst runde Beilaugen und entsprechende Stiele; später merkten sie, dass ovale Stiele sowohl mechanisch als auch haptisch Vorteile haben. 

Das Auge eines Beils kann zudem ganz am Ende des Hauses ausgeformt sein, wobei sich dann kein "Hammerkopf" bzw. "Hinterhaupt" ergibt. Zudem sind die Augen je nach Einsatz und Entstehungszeit in der Höhe des Beilhauses ganz unterschiedlich geschmiedet worden - siehe skandinavische Formen mit "Bäckchen". Auf Wunsch kann ich gern Fotos von Beilköpfen aus meiner Sammlung (vorwiegend aus Frankreich) machen, meist 18./19. Jahrhundert.   

Natürlich werden die Augen mit ganz unterschiedlichen Dornen geschlagen! Man fängt meist mit einem kleinen Schlitzdorn an. Das Geheimnis eines guten Beilauges ist die doppelkonische Innenform, die mit den abschließenden Schmiedeschritten ausgeformt wird. Dabei wird das Augen von oben und unten beidseitig konisch geschlagen, damit der Stielkeil den Beilkopf auch wirklich sicher halten kann.   Wichtig: Du musst natürlich in späteren Stadien der Formgebung auch auf dem Dorn schmieden, damit das Material der Augenwand entsprechend verdrängt wird! Und das alles muss sehr schnell und sicher erfolgen, damit der Dorn nicht zu warm wird! Häufig in Wasser kühlen!  

Zu diesen Arbeiten gibt es zahlreiche weitere Details zu erwähnen, die den Rahmen eines Posts hier sprengten; vielleicht schaust Du Dir mal ein paar spezifische Videos bei YouTube dazu an. Dann allerdings nicht jene mit Titeln wie "Wie ich mein erstes Beil gebastelt habe", sondern die von den Profis wie Gränsfors Bruks.  

Ich will noch erwähnen, dass es weitere, ganz andere Techniken zur Herstellung von Beilen (und deren Augen) gibt. Ich nenne nur die Lappentechnik, von der zwei unterschiedliche existieren. Viel hängt davon ab, welche Dimensionen Dein Ausgangsmaterial hat und ob Du feuerschweißen kannst.  

Stiele für handgeschmiedete Äxte und Beile gibt es nicht im Baumarkt - sie wachsen auf Bäumen! Such Dir geeignetes Holz - Esche und Robinie hier bei uns, auch abgelagertes Obstbaumholz oder gar Eibe für kleine Beile, Hickory aus ferneren Quellen - und mache die Stiele natürlich selbst! Deine Hände sind ja auch einzigartig, und die Werkzeugstiele, die Du benutzt, sollten es auch sein.  

Es spricht aber gar nichts dagegen, einen gekauften Stiel so umzuarbeiten, dass er passt. Dazu müsstest Du aber vermutlich den Beilkopf so schmieden, dass er schon ungefähr die flache, schmale Form des Auges bekommt, die heute üblich ist. Über die Wahl des Holzes und den Maserungsverlauf gäbe es ein weiteres Kapitel zu schreiben....  

Soll das Beil vorwiegend zum Entasten eingesetzt werden, wäre das schmalere, flache Auge ohnehin günstiger. Ein kleines Spaltbeil hingegen kann durchaus etwas "dicker" ausfallen und ein etwas runderes Auge haben.

Viel Spaß und freundliche Grüße

 

Jean

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shadow_3011

41, Männlich

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Re: Beil aus C45?

von shadow_3011 am 12.05.2022 16:02

Lieber Jean, 

zuerst einmal möchte ich mich wieder einmal bei dir für die ganzen Tipps und Ratschläge bedanken. 
Das ist ja schon fast ein Referat.
Ich werde mich dann wohl noch etwas näher mit den ganzen Techniken befassen und auch Videos von Profis anschauen. 

Das mit dem selbst gemachten Stil dachte ich mir auch schon, ich habe auch einiges an Obstholz hier rumliegen (z.B. Kirsche). 

An den Fotos deiner Sammlung hätte ich tatsächlich Interesse, wenn es dir nicht zu viele Mühen macht. 

Außerdem werde ich meinen Bekannten, für den das Beil sein soll, mal fragen, was genau er damit überwiegend vor hat. 
Dann kann ich ihm das evtl auch etwas besser für den Zweck herstellen (oder es zumindest versuchen).

Gruß
Sven

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HACHIJURO

80, Männlich

Beiträge: 175

Re: Beil aus C45?

von HACHIJURO am 13.05.2022 00:17

Bei guten Werkzeugen sind die Stiele in der Tat oft auch eine Stilfrage....

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