Schmieden eines japanischen Klingenschmiedehammers (mit Video)

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IJonasI

29, Männlich

Beiträge: 145

Re: Schmieden eines japanischen Klingenschmiedehammers (mit Video)

von IJonasI am 31.07.2014 17:35

Hey ihr beiden!
Natürlich ist das alles Geschmackssache, ich war nur neugierig wie sich so ein Japaner anstellt. Ich würde mich freuen einen Hammer mit dir zu schmieden!

Ich habe da mittlerweile einiges durchprobiert. Wieder Geschmackssache!

Und wie ist dein Geschmack?
Gefallen dir die Japaner besser bzw. hast du bestimmte Aufgaben für die du gerne einen japanischen Hammer nutzt?


Ölen bei 300 Grad habe ich noch nicht gemacht aber ich werde es probieren. Die Regelmäßigkeit ist immer so eine Sache und nach dem nächsten Schlag-Regen ist (zumindest Flug-) Rost garantiert.


Gruß Jonas

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Willi

29, Männlich

Beiträge: 683

Re: Schmieden eines japanischen Klingenschmiedehammers (mit Video)

von Willi am 01.08.2014 00:40

Mein Geschmack??
Schwedischer Schmiedehammer mit nich allzu schlanker Finne wie man sie manchmal bei den Schweden sieht. (So also: Klick)
Ansonsten deutscher Schmiedehammer.

Alles andere, sei es ein Kreuzschlag, Hufschmiedehammer, Japaner, Roundinghammer, kompakter Hammer (wie Ballbach), Kugelhammer oder Fäustel, ist für mich nur in ganz bestimmten Situationen praktisch und wird meist auch nur dann benutzt.

Aber das ist eben Geschmackssache. Daniel z.B. schmiedet immer mit dem Roundinghammer und nimmt nur in ganz seltenen Fällen einen Hammer mit Finne.
Wichtig ist, dass man verschiedene Formen ausprobiert und die richtige für sich findet. (Schmiedetreffen eignen sich hierzu ganz gut, wenn man sich nicht alle Formen mal eben selber machen will)

Allerdings ist das mit der "richtigen Form" auch so eine Sache! Wer schmieden kann, der kann mit eigentlich jedem Hammer arbeiten. Unterschiede merkt man erst bei sehr präzisen oder sehr anstrengenden Arbeiten oder nach längerem Gebrauch.


Gruß
Willi

Ps:
Als Rostschutz ist Öl immer gut. Wenn es wie von Daniel beschrieben eingebrannt wird, dann hält der Schutz länger. Welches Öl ist eigentlich egal.
Am besten ist jedoch eine trockene Werkstatt

www.schmiedekunst-weyer.de

Antworten Zuletzt bearbeitet am 01.08.2014 00:42.

RegenSchmied

64, Männlich

Beiträge: 15

Re: Schmieden eines japanischen Klingenschmiedehammers (mit Video)

von RegenSchmied am 01.08.2014 22:32

Hallo,

Der Hammer ist sehr schön geworden.
So einen mach mich mir auch mal.

 

Gruß
Christoph

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IJonasI

29, Männlich

Beiträge: 145

Re: Schmieden eines japanischen Klingenschmiedehammers (mit Video)

von IJonasI am 03.08.2014 20:29

(So also: Klick)

Der sieht stark aus!
Wenn ich darf würde ich den auch gerne ausprobieren. Du machst deine Hämmer aus c45 oder? Wenn wir wirklich einen Hammer zusammen schmieden können wir ja den machen mit welchem ich besser zu recht komme.

Gruß Jonas

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Klaeus
Gelöschter Benutzer

Re: Schmieden eines japanischen Klingenschmiedehammers (mit Video)

von Klaeus am 31.08.2014 12:42

C45 ist ein Randschichthärter, d.h. wenn du ihn abschreckst werden nur wenige mm gehärtet. Bei dünnen Querschnitten wie den Hörnen von Steckambossen und Hämmern mit schmaler Finne wie schwedischen Hämmern solltest du auf alle Fälle darauf achten, dass du sie zu mindest mal auf 180°C anlässt. Aber bei diesen Querschnitten wie dem im Video spielt das keine Rolle mehr, da solch ein Qerschnitt erstens eh nur sehr langsam abkühlt und zweitens auch nicht sehr tief härtet. Ein Freund von mir hat deshalb sogar mal mit dem Professor für Metallurgie an der Luftfahrtuniversität Amsterdam gesprochen und der hat selbiges gesagt. Ich hatte bisher nie Probleme mit meinen Hämmern und meinen Amboss beschädigen sie auch nicht.

Ich ringe schon seit Monaten mit mir, eine Antwort auf diesen Beitrag zu schreiben. Ich sehe es aber in meiner Verantwortung hier mal etwas Aufklärend zu wirken.

C45 ist ein Randschichtenhärter, je nach Art mehr oder weniger. C45W auf jeden Fall. Das bedeutet dass beim Härten eben wie erwähnt je nach Querschnitt nur wenige mm vom Rand her gesehen härten, der Kern aber nicht. Das hat den Vorteil dass ein Werkstück mit ungehärtetem Kern nicht durchbricht, weil eben der weiche Kern einem Brechen entgegenwirkt. Beim Härten entstehen aber große Spannungen die durch anlassen stark vermindert werden. Bei Hochlegierten Stählen kann beim Anlassen die Härte sogar durch Umwandlung von Restaustenit zunehmen, dass man mit einem 2. Anlassen wieder entspannt. Zurück zum C45. Poliert man einen durchtrennten Block Randschichtengehärteten Materials und ätzt diesen an sieht man sehr gut an der Verfärbung des Materials wie weit die Härtung stattgefunden hat. Der Übergang von gehärtetem Rand zum weichen Kern ist sehr scharf, alles andere als fließend. Und genau dieser scharfe Übergang kann dazu führen dass diese gehärtete Randschicht abplatzen kann.

Ich musste leider schon mehrmals miterleben wie Hammerkanten, Hilfshämmer oder Dorne durch solche Abplatzer beschädigt wurden. Alle diese Kanten waren entweder angelassen (offensichtlich nicht richtig) oder aus versehen Luftgehärtet (wie bei einem Lochdorn bei Jörg. Die Splitter sahen aus wie die Steinwerkzeuge in der Steinzeit und extrem schlank und scharf. Also kein vergleich zu einem Meißelbart vor dem immer gewart wird. Ich habe mal meinem Vater auf einen Hilfshammer zugeschlagen der ausbrach. Der Splitter saß sehr tief in seinem Daumen, durch den Lederhandschuh. Sowas ist wirklich extrem gefährlich und sollte auf jeden Fall vermieden werden. Durch die Hammerform (z.B. Kugelhammer, Roundinghammer) kann das Risiko sicher etwas verringert werden, aber es reicht 1 Ereignis um Sehnen oder Augen massiv zu schädigen. Bei dem geringen Aufwand den das Anlassen macht, ist ein Arbeiten mit nicht angelassenen Hämmern für mich unverantwortbar. Wie ich oben erwähnt habe ist selbst bei angelassenen Werkstücken, sei es durch Arbeitsfehler oder Materialermüdung das Risiko noch da. Man muss bedenken dass man ja beim arbeiten auch mal auf Meißel oder Hilfhämmer schlägt die deutlich mehr Belastung ergeben als ein glühendes Werkstück. Ich persönlich schmiede lieber mit einem zu weichen Hammer als mit einem zu harten. Ein Hammer ist schnell nachgeschliffen oder ausgestielt und neu überarbeitet.

Geht keine unnötigen Risiken ein, passt auf Euch auf.

Euer Klaus

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Burgschmied...

29, Männlich

Moderator

Beiträge: 266

Re: Schmieden eines japanischen Klingenschmiedehammers (mit Video)

von Burgschmied.Daniel am 31.08.2014 13:28

Danke für die Antwort Klaus. Ein gewisses Risiko besteht wohl immer, selbst mit industriell gefertigten Werkzeugen. Oder mit Hilfshämmern, die an der Schlagfläche gar nicht gehärtet sind und einfach durch die konstante Belastung reißen. Auch Ambosse können gefährliche Splitter verschießen. Schaden kann es wohl nicht die Hämmer ein wenig anzulassen. Ich habe da auch in letzter Zeit keinen wirklich großen Unterschied mehr feststellen können zwischen dem Rückschlag und der Langlebigkeit angelassener und nicht angelassener Hämmer. Habe in letzter Zeit auch notgedrungen einige aus C55 und 42CrMo4 gemacht, die ich entsprechend anders behandeln musste. Ich werde mir sicher überlegen auch die Rounding Hämmer aus C45 wieder leicht anzulassen. Jeder der so einen Hammer von mir bekommen hat, hat aber den deutlichen Hinweis dazu bekommen, dass der Hammer nicht angelassen ist und man daher entsprechende Vorsicht walten lassen sollte, was das Schlagen auf andere gehärtete oder kalte Oberflächen angeht.

Wie gesagt, danke nochmal für deine Meinung/Erfahrung zu dem Thema.

 

Einen schönen Sonntag noch!
- Daniel

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DerSchlosser

60, Männlich

Moderator

Beiträge: 1828

Re: Schmieden eines japanischen Klingenschmiedehammers (mit Video)

von DerSchlosser am 31.08.2014 16:44

und man daher entsprechende Vorsicht walten lassen sollte, was das Schlagen auf andere gehärtete oder kalte Oberflächen angeht.

Das ist generell ein NoGo! Egal ob angelassen oder nicht
(OT-Modus aus.)

Gruß,

DerSchlosser

Ein Hoch dem ehrbaren Schmiedehandwerk!

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Streitburger

69, Männlich

Beiträge: 45

Re: Schmieden eines japanischen Klingenschmiedehammers (mit Video)

von Streitburger am 31.08.2014 21:33


Der Übergang von gehärtetem Rand zum weichen Kern ist sehr scharf, alles andere als fließend. Und genau dieser scharfe Übergang kann dazu führen dass diese gehärtete Randschicht abplatzen kann.

Danke Klaus, dass Du Dich doch zu einer Antwort durchgerungen hast.

Mein "Bauchgefühl" hat mir auch gesagt, lieber härten und anlassen.
Das habe ich vor einiger Zeit auch bei einem umgeschmiedeten Fäustel gemacht und lag damit sicherlich nicht falsch.

Gruß Wolfgang

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