Ambosse bei Minusgraden vorwärmen
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Re: Ambosse bei Minusgraden vorwärmen
von huj am 07.12.2012 11:51Hallo,
man lernt nie aus!
@aeglos:
Kannst du insbesondere zu deinem Schaubild noch 1-2 Sätze zur Erklärung (menetwegen auch einen Link..) hinzufügen.
So kann ich leider noch nicht so viel damit anfangen, zumal ich gerne verstehen würde, warum gerade in diesem Bereich
die 20 Grad so viel ausmachen..
Viele Grüße,
Martin
metallo
Gelöschter Benutzer
Re: Ambosse bei Minusgraden vorwärmen
von metallo am 07.12.2012 12:25Kein Amboss,
aber trotzdem ein interessantes Beispiel.
Zu Liberty- Frachter
Beide Zitate aus Wikipedia
Wie schon gesagt Stahl und Kälte sind keine Freunde.
Aber eine Lösung für das Problem hab ich auch nicht.
Außer vielleicht eine Wolldecke über Nacht oder ne Heizung in der Werkstatt.
Gruß Heinz
Ps. Ich hab mal als Zulieferer für den Stahlhochbau in Sibirien gearbeitet.
Da wurde nur J0, J2 und K verarbeitet JR war nicht und die Vorgaben für das Schweißen waren schon krass.
(Vorwärmen -Streckenenergie -t8/5 usw.)
Re: Ambosse bei Minusgraden vorwärmen
von Scheunenschmied am 07.12.2012 12:41Bei -10Grad werfe ich meinen Luftschmiedehammer auch nicht an. Bis der warm ist ...
Den Amboss wärme ich nicht vor. Das mag schon sein, dass sich Kälte und Stahl nicht vertragen. Bei den Arbeiten die ich mit dem Handhammer verrichte denke ich, dass das verträglich ist.
Niemand lässt sein Auto stehen, nur weil es draussen kalt ist
Gruß
Was man nicht tut, geschieht auch nicht
Re: Ambosse bei Minusgraden vorwärmen
von aeglos am 07.12.2012 14:14Ich kann gerne noch ein paar sachen zu der Grafik sagen. Ich habe die aus meinem Werkstoffkundeskript rauskopiert, einen Link habe ich daher nicht.
Was diese Grafik aussagt ist folgendes. Es gibt (hier in Bezug auf die Kerbschlagarbeit, also ein Zähigkeitsmaß, in Abhängigkeit der Temperatur) ein ausgeprägtes Hoch-Tieflagenverhalten des Werkstoffes. Das bedeutet, wenn ich mich der Temperatur Tü (Ü=Übergang) nähere, wird der Gradient dW/dT (=Steigung) der Kurve enorm groß. Das bedeutet, dass sich die Kerbschlagarbeit sehr stark ändert bei geringen Temperatureänderungen. Für Stahl ist Tü irgendwo in Richtung Winter, genaue Temperaturen kann ich dir nicht sagen.
Ich hoffe, das ist jetzt verständlich.
Einfache Baustähle verspröden schon ab 0°C. Bei richtigen Minustemperaturen dürfte auch die Zähigkeit eines Ambosswerkstoff stark herunter gesenkt werden, gerade wenn es sich um ein älteres Modell handelt (da keine fancy legierungselemente außer kohlenstoff, die die Kaltzähigkeit beeinflussen könnten. Phosphor ist sogar ziemlich sch****).
Ich mache mir aber auch keine Gedanken, solange nur der Handhammer zum Einsatz kommt. Am Ambosshorn mit 10kg Zuschläger ist vielleicht eine andere Geschichte.
metallo
Gelöschter Benutzer
Re: Ambosse bei Minusgraden vorwärmen
von metallo am 07.12.2012 16:18So sehe ich das auch.
Trotz alle dem eine interessante Überlegung.
Kommt alle gut über den Winter.
Gruß Heinz
Re: Ambosse bei Minusgraden vorwärmen
von huj am 07.12.2012 17:27Hallo,
@aeglos: jetzt hab ich es verstanden. Ideal wäre jetzt eine Erklärung, warum das so ist, dass versuch ich mal rauszukriegen;)
Es war mir zwar bekannt, dass z.b. die Festigkeit zwischen 20 und 300 Grad bei Stahl steigt, bevor sie abnimmt, dass es aber auch Versprödungen in derartigem Ausmaß gibt, war mir neu.
Also danke fùr die Aufklärung.
Grüße,
Martin
Bohr_Romain
Gelöschter Benutzer
Re: Ambosse bei Minusgraden vorwärmen
von Bohr_Romain am 07.12.2012 18:01Ich kann mir nicht vorstellen dass ein Amboss , arbeitet man mitten auf der Bahn probleme bekommt. Ich würde mir aber niemals trauen, auf einem meiner kleinen Ambosse auf dem feinen Rundhorn massiv zu hämmern. Das gleich gilt für meinen Federhammer, welcher wie alles von meinem Schmiedezeug zwar Überdacht aber draussen steht.
Wenn es wirklich unter Null ist, nehme ich meine Gaskanone (Gasgebläselüfter?) und richte die eine halbe Stunde auf den Federhammer und den Amboss. Dies ist umso wichtiger für den Federhammer über den ich ausserdem eine Plastikplane werfe damit die warme Luft auch alle Teile erreicht und das Fett auch wirklich weich wird.
Gruß Rom.
Re: Ambosse bei Minusgraden vorwärmen
von Torsten am 07.12.2012 21:10Amboss vorwärmen bei starken minusgrade kenn ich auch aus Erzählungen, ich selbst friere aber auch nicht gern weshalb ich sowieso meine Werkstatt heize also hab ich da kein Problem.
Tschau Torsten
Re: Ambosse bei Minusgraden vorwärmen
von flammer am 08.12.2012 09:47Moin,
also auf der Meisterschule hat der Lehrer uns erzält das bei minus Graden ein Horn mit den Vorschlaghammer abgehauen werden kann. Nur ab wieviel grad weis ich nicht mehr.
Grüße und gute Gedanken
Re: Ambosse bei Minusgraden vorwärmen
von aeglos am 08.12.2012 19:05Hallo Martin,
ich versuchs mal ein bisschen zu erklären, ist aber nicht unbedingt trivial.
Wir haben bei ein und demselben Stahl zwei unterschiedliche Bruchverhalten auf die gleiche Beanspruchung erfasst.
Wenn man sich jetzt die Bruchflächen der Proben ansieht bemerkt man folgendes: Bei Raumtemperatur ist die Probe mit großer plastischer Verformung gebrochen. Die Bruchfläche ist faserig und matt. Rasterelektronenmikroskopische Aufnahmen bestätigen, dass auch auf atomarer Ebene lokale, mikroskopische Einschnürungen (wie bei einem Zugveruch) stattgefunden haben. Hier hat ein so genannter Gleitbruch stattgefunden. Der Bruch läuft unter Abgleiten der Kristalle entlang der mit Atomen am dichtesten besetzten Ebenen unter Schubspannungen an sehr vielen Stellen gleichzeitig ab, bis kein tragender Querschnitt mehr vorhanden ist.
Bei tiefen Temperaturen ist die Probe ohne makroskopische plastische Verfomung gebrochen. Die Bruchfläche ist glitzernd, die Kristalle sind spröde gesplittert. Dieser Bruch ist ein Trennbruch. Bei dem Trennbruch stehen die Normalspannungen senkrecht zur Bruchfläche und überschreiten die Bindungskräfte.
Vereinfacht gessagt kann man annehmen, das Gleit und Trennbruch gewisse Energien überwinden müssen. Die Bruchenergie für Gleitbruch ist temperaturabhängig, die für Trennbruch nicht. Ein Bruch tritt immer dann ein, wenn die niedrigere der beiden Bruchenergien durch äußere Beanspruchung aufgebracht wird.
Die Temperaturabhängigkeit des Gleitbruchs ist über Versetzungen zu erklären. Bei niedrigen Temperaturen werden Versetzungen und somit plastische Verfomungen behindert, der Gleitbruch kann nicht eintreten. Bei der Blockierung von Verstzungen spielen auch Fremdatome auch eine gewisse Rolle, ich kenn mich damit aber nicht besonders aus.
Ich hoffe das ist einigermaßen versätndlich.