Fragen zum Fundament für 75kg Lufthammer und zu Hämmer von den VEB Bernsdorfer Eisenwerken

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AnalogoN

34, Männlich

Beiträge: 10

Fragen zum Fundament für 75kg Lufthammer und zu Hämmer von den VEB Bernsdorfer Eisenwerken

von AnalogoN am 12.09.2017 14:16

Hallo,

 

Bin zwar relativ neu im Forum, befasse mich aber schon lange mit der Materie. Schmieden bzw. „auf Eisen rumklopfen" tu ich schon seit dem ich so 11-12 war. In den letzten Jahren allerdings wieder mehr und „ernsthafter". Vor 1,5 Jahren hab ich durch Zufall günstig einen ARAG Federhammer mit ca. 35kg Bärgewicht gekauft. Seitdem ist das Interesse noch mehr gestiegen, da einfach mehr machbar ist als zuvor. Außerdem habe ich mir vor ein paar Monaten eine Doppelgarage die allein in der Einöde steht gekauft, wo im Frühling meine Schmiede einziehen wird.

Wie der Zufall so will habe ich momentan einen Lufthammer von den VEB Bernsdorfer Eisenwerken mit 75kg Bärgewicht in Aussicht.

Doch bevor ich zuschlage habe ich noch ein paar Fragen an euch:

• Habt Ihr Erfahrungen mit dem Modell oder Hämmern dieses Herstellers?
• Gibt es noch Unterlagen, bzw. existiert die Firma heute vielleicht noch unter einem anderen Namen?
• Ganz wichtig für mich wären Momentan Technische Daten wie Abmessungen und Gewicht des Hammers und der Charbotte und der Bärhub
• Die wohl größte Frage ist wie immer die Auslegung des Fundaments.

Mein aktueller Wissensstand über Fundamente:

Untergrund: in meinem Fall ist es gewachsener beziehungsweise felsiger Untergrund den ich als ausreichend Tragfähig erachte.

Umliegende Gebäude und Fundamente: Das Gebäude selber steht auf einer ca. 30 cm dicken Bodenplatte und sonstige Fundamente gibt es nicht. Somit wird mit dem benötigten Gewicht das Fundament auf jeden Fall tiefer, als die Umliegenden.

Aufbau:

• Wanne aus ca. 20cm bewährten Beton
• Schwingungsdämpfung
• Bewährtes Fundament

Die Wanne ist mir soweit klar.

Bei der Schwingungsdämpfung gibt es schon die ersten Fragezeichen. Ich hab da von Holz, Förderbandmatten, Vulkalon, mir unbekannter Eisenfilz und noch so einigen Dingen gehört. Ich bin mir nicht sicher, in wie weit man hier die Herstellerangaben noch heranziehen darf. Da diese doch zum Teil zwischen 50 und 100 Jahre alt sind und die Verfügbaren Materialen und Qualitäten mit heute einfach nicht mehr zu vergleichen sind. Wenn man sich für ein Material entschieden hat kommt die nächste Frage. Das Fundament vollflächig darauf stellen, oder doch lieber nur Streifen legen und dann das Fundament in eine Stahlblechwanne gießen? Und wie sieht es mit dem Spalt zu den Wänden aus? Sollte man auch hier Matten oder Streifen verlegen oder doch gleich einen Luftspalt lassen?

Weitere große Fragezeichen gibt es dann bei dem Fundament selber. Hier sollte es schwer bewährter Stahlbeton sein. Aber wieviel? Herstellerangeben (sofern man welche besitzt), oder „Faustregeln" die von 30-75 fachen des Bärgewichts ausgehen. Ich hab auch schon gehört: „Das Doppelte des kompletten Lufthammers." Das erscheint mir aber nicht logisch, da die verschiedenen Hersteller beim selben Bärgewicht doch im Gesamtgewicht groß voneinander abweichen können. Dann fehlt noch die Befestigung des Hammers. Sollten das Stehbolzen die mit der Bewährung verbunden/verschweißt sind, Betonanker, Klebeanker, oder so eine Art T-Kopf den man in das Loch steckt und verdreht sein? (Die letzte Methode ist vielleicht ein wenig kryptisch beschrieben aber mir fällt kein besserer Weg ein das zu beschreiben)

Wenn ich das ganze Projekt wirklich machen sollte, hoffe ich, dass andere anhand dieses Threads Aufschluss über das Aufstellen eines Lufthammers bekommen können, und möchte die gesammelten Informationen dann auch zusammenfassen und zB. als pdf im Forum bereit stellen. Bis dahin wird aber noch einige Zeit ins Land ziehen fürchte ich.

Ich hoffe ihr könnt mir mit eurer Erfahrung, Wissen und hoffentlich mit der einen oder anderen Konstruktiven Kritik helfen.

 

Lg
Hannes

Antworten Zuletzt bearbeitet am 12.09.2017 15:17.

pinewood

47, Männlich

Beiträge: 99

Re: Fragen zum Fundament für 75kg Lufthammer und zu Hämmer von den VEB Bernsdorfer Eisenwerken

von pinewood am 12.09.2017 16:27

Hallo Hannes, 

Ich hab vor ein paar Jahren einmal ein Fundament für einen 75 Kg Vulkan Hammer gebaut und darüber auch berichtet.
Vielleicht hilft dir das weiter:  http://www.schmiededaseisen.de/forum/lufthammerfundament_vulkan_75kg_brgewicht-6897293-t.html#6897293

Falls du Fragen hast melde dich, vielleicht kann ich helfen.


LG 

Christoph

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c.baum

39, Männlich

Beiträge: 329

Re: Fragen zum Fundament für 75kg Lufthammer und zu Hämmer von den VEB Bernsdorfer Eisenwerken

von c.baum am 12.09.2017 17:24

Klasse! Hab ich vor 2 Jahren durch. Mit einem ähnlichen Hammer (75kg AREF-Design). Meine Schwingungsdämpfung ist von RRG. Die haben mir die Matten regelrecht berechnet und ich kann nicht klagen. Bodenschall so gut wie eleminiert. Das Wasserglas auf dem Rand der Wanne zeigt nicht eine Erschütterung (vgl. Jurassic Park). Lass bloß die Finger von Sachen wie Reifen, Gurtband o. ä. Die haben alle keine definierte  Härte, und wenn dann der Hammer mit 3,5t plus 5,5t Fundament draufstehen und es reicht nicht, haste die A-Karte! 

Bei Interesse kann ich gern Bilder beisteuern. 

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Beckenbou

44, Männlich

Beiträge: 111

Re: Fragen zum Fundament für 75kg Lufthammer und zu Hämmer von den VEB Bernsdorfer Eisenwerken

von Beckenbou am 12.09.2017 21:55

Ich habe Unterlagen zum Bersndorf, das 75kg Bärmodel, Technische Zeichnung, Btriebsanleitung und Stückliste. Scheint der gänigste Hammer zu sein. Zumindest hab ich noch keinen anderen Bernsdorf gesehen. Was willst Du denn schmieden? Ich betreib Gewerblich eine Schmiede und arbeite gern in grossen Dimensionen und brauch den Hammer selten, zu brutal, laut, Stromfressend und braucht doch einiges an Platz. Schick mjr doch eine Email und ich lass Dir die Unterlagen zukommen!

Reiner


Man sagte, ein Schlosser habe erst dann ausgelernt, wenn alle 10 Finger gleich lang seien.

Grenzlandschmiede, meine Arbeit

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PARX

49, Männlich

Beiträge: 242

Re: Fragen zum Fundament für 75kg Lufthammer und zu Hämmer von den VEB Bernsdorfer Eisenwerken

von PARX am 12.09.2017 21:58

Hallo Johannes,

den Bernsdorfer Lufthammer solltest Du Dir möglichst schnell sichern!

Die VEB Bernsdorfer Eisenwerke gibt es nicht mehr. Nach der Wende hat sich der Gießereimaschinenbau in der

GMB Gießereimaschinenbau GmbH

zusammen gefunden. Du kannst versuchen, ob sie dort noch Unterlagen zu den Hämmern haben.

Rainer Windschiegl hat den gleichen UHLE Bernsdorfer Lufthammer mit 75 kg Bärgewicht. Vlt. kann er Dir mit Daten weiter helfen.

Bei dem Fundament hat Christoph Dir schon den Hinweis auf seine sehr gute Dokumentation gegegeben. Beachte beim Fundament, dass Du ggf. ein geteiltes Chabotte hast und den Hammer mit dem Ring über das Chabotte heben musst. Reicht die Höhe dazu aus? Ich würde das Fundament mit Fundamenttasse und geschweißter verlorener Schalung machen. Als Dämpfung auf jeden Fall eine moderne Lösung nehmen. Vermeintlich gute Stoffe wie Gummimatten oder Syropor sind ungeeignet. Also entweder Sylomer-Platten oder die von Christoph verwendeten Schwingungsdämpfer nehmen. Dann bekommst Du ein hervorragendes Ergebnis. 

Das Gewicht des Fundamentes sollte 50 x Bärgewicht betragen, aber bei Christophs Lösung wirst Du dieses Gewicht locker erreichen.

Bei dem letzten Fundament, was wir gebaut haben, haben wir die Gewindestangen mit der Bewehrung verschweißt und mit einbetoniert. Das Problem ist nur, die Gewindestangen so genau zu platzieren, dass sie auch passen. Weil heraus bekommt man die nicht mehr. Wir haben mit Schablonen gearbeitet, was gut funktioniert hat. Alternativ kann man auch Aussparungen lassen, bzw. bohren und dann mit Epoxy- oder Vergussmörtel arbeiten und die Stangen nachträglich einkleben. Das hält bei anderen Hämmern auch sehr gut.

Viel Erfolg mit Deinem Projekt!

Folgt PARX auf Instagram https://www.instagram.com/parxforging/

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c.baum

39, Männlich

Beiträge: 329

Re: Fragen zum Fundament für 75kg Lufthammer und zu Hämmer von den VEB Bernsdorfer Eisenwerken

von c.baum am 13.09.2017 08:02

Und wie sieht es mit dem Spalt zu den Wänden aus? Sollte man auch hier Matten oder Streifen verlegen oder doch gleich einen Luftspalt lassen?

Ja unbedingt! Zusätzlich empfehle ich dir hier Schweißermatten o.ä. über den Spalt zu legen. Andernfalls sammelt sich Hammerschlag und Dreck darin, füllt diesen irgendwann komplett aus und dann ist auch deine Schwingungsdämpfung hinfällig.


Wir haben mit Schablonen gearbeitet, was gut funktioniert hat. Alternativ kann man auch Aussparungen lassen, bzw. bohren und dann mit Epoxy- oder Vergussmörtel arbeiten und die Stangen nachträglich einkleben.

Ich hatte das Problem, dass ich den Hammer (mit 3,2t Gesamtgeswicht wohlgemerkt) an Ort und Stelle ziehen musste. Daher konnte ich mit vorgefertigten Bolzen nicht arbeiten. Ich habe dann nachträglich Löcher gebohrt und mit Verbundankerpatronen Gewindestangen eingemörtelt. Bisher habe ich noch keine Veränderungen sehen können, nicht einmal ein Nachziehen der Schrauben war notwendig. 

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AnalogoN

34, Männlich

Beiträge: 10

Re: Fragen zum Fundament für 75kg Lufthammer und zu Hämmer von den VEB Bernsdorfer Eisenwerken

von AnalogoN am 13.09.2017 12:05

Hallo,
ich bin wirklich begeistert, wie schnell hier Wissen zusammengetragen wird!!

@ pinewood
Hab deinen Bericht schon aufmerksam gelesen, und werde mich doch sehr daran orientieren. Natürlich müsste das Fundament ein wenig anders ausschauen, da der VEB einen getrennten Amboss hat und von einem Ring am Hammerfuß umschlossen wird.

@ c.baum
Meinst du bei den Seitenwänden mit: „Ja unbedingt" den Luftspalt oder die Dämmatten? Die Verbundankerpatronen sind vorgemerkt, jedoch muss ich den Hammer sowieso über den Amboss heben. Daher werde ich nach momentanen Stand die Bolzen in der Stahlwanne schon verschweißen.

@ Beckenbou
Vielen Dank für die Unterlagen, E-Mail ist schon unterwegs zu dir. Benutzen möchte ich den Hammer hauptsächlich für das ausrecken von Material in für mich brauchbare Größen (Arbeite in einem Hydraulikbetrieb und habe somit immer wieder Zugriff auf große Kolbenstangen von Zylindern d=150mm und größer aus C45 und besser.), zum Schmieden von Damastpaketen auch in größeren Dimensionen. Nachdem ich auch eine Leidenschaft für Äxte habe möchte ich auch die eine oder andere auf dem Hammer schmieden. Für kleinere Projekte hab ich immer noch meinen ARAG.

@ Parx
Danke für die Aufklärung des Verbleibs der Firma. Werde mich dort mal erkundigen. Raumhöhe ist zum Glück ausreichen vorhanden. Je nach Standort in meiner neuen Schmiede  habe ich zwischen 3,5 bis ca. 5,5 m zur Verfügung. Entscheidung zur verlorenen Schalung ist auch schon gefallen, da ich in dem Fall nur einen „Sondertank" für unsere Standarthydraulikaggregate fertigen lasse und mir damit viel Arbeit erspare.

 

Jetzt heißt es momentan nur noch den Zuschlag für den Hammer zu bekommen, oder eben nach einem anderen in dieser Gewichtsklasse zu suchen.

In der Zwischenzeit werde ich mal meine Unterlagen aus dem Fach Maschinendynamik hervorkramen und mir wieder in Erinnerung rufen, wie das mit der Fundamentberechnung im Detail funktioniert hat. Vielleicht komm ich da auch in Bezug auf die notwendige Dämpfung auf einen grünen Zweig. Trotzdem bin ich für jeden Tipp und vor allem Erfahrungsbericht dankbar, da Theorie und Praxis bekanntlicher weiße nicht immer zusammen passen.

Lg
Hannes

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c.baum

39, Männlich

Beiträge: 329

Re: Fragen zum Fundament für 75kg Lufthammer und zu Hämmer von den VEB Bernsdorfer Eisenwerken

von c.baum am 13.09.2017 12:45

Meinst du bei den Seitenwänden mit: „Ja unbedingt" den Luftspalt oder die Dämmatten?

Den Luftspalt. Du willst ja mit der Schwingungsentkopplung erreichen, dass der Hammer völlig frei vom Rest "arbeiten" kann. 

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Philipp

42, Männlich

Beiträge: 41

Re: Fragen zum Fundament für 75kg Lufthammer und zu Hämmer von den VEB Bernsdorfer Eisenwerken

von Philipp am 13.09.2017 21:22

Habt ihr Metallbewährung mit in das Fundament gegeben? Ich hab Fundamentpläne von verschiedenen Herstellern und in keinem ist eine Bewährung angegeben. Was für eine Betonklasse habt ihr eigentlich gewählt, also die Festigkeit des Betons? Guter Beton ist ja nicht gerade billig...

FEUER UND STAHL FREUDE UND QUAL

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PARX

49, Männlich

Beiträge: 242

Re: Fragen zum Fundament für 75kg Lufthammer und zu Hämmer von den VEB Bernsdorfer Eisenwerken

von PARX am 13.09.2017 23:42

Hallo Philipp,

da der Beton im Fundament eher nur auf Druck beansprucht wird, hatte man früher keine Stahlbewehrung vorgesehen. Aber sie schadet nicht. Beim letzten Fundament haben wir einiges an Bewehrungsstahl eingebracht.

Was hatte man früher an Betonen? Die meisten Fundamentvorschriften sehen B25 (neu C20/25) vor. Das ist also noch eine Güte, die man im Mischer selbst gut machen kann.

Viele Grüße!

Folgt PARX auf Instagram https://www.instagram.com/parxforging/

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