Suche nach: "amboss"

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tobi_neuberf

17, Männlich

Beiträge: 11

Re: Geschichtsobjekt: Scheunenfund Amboss

von tobi_neuberf am 27.06.2022 21:46

Hallo Phillip,
Ich kenne mich zwar nicht in besonderem Maße mit Ambossen aus, aber bei den Punkten, bei denen das nicht unbedoingt nötig ist, geb ich mal meinen Senf dazu. In Klammern werde ich einiges Zusätliches erwähnen, da du ja selbst gesagt hast, dass du dich nicht mit der Materie auseinandersetzt/auskennst.
Grundsätzlich würde ich behaupten, dass der Amboss gut aus dem 18/19. Jahrhundert oder davor kommen könnte, da die eine flache Seite schon lange nicht mehr üblich ist und das "Kirchenfenster" konnte dank der einen flachen Seite bei allerlei Schmiedearbeiten verwendet werden, also einfach bei jeglichem Biegen und auch beim in die Länge schmieden von Material mit großem Querschnitt (Rüstung hat nicht einfach jeder Schmied hergestellt und für die (aller)meisten Arbeitsschritte bei der Rüstungsherstellung hat man sicherlich irgendwelche anderen Werkzeuge gebraucht).
Was "ansehnlich Machen" angeht, würde ich der Drahtbürste( wenn man ein bisschen aufpasst, macht man auch mit dem Winkelschleifer nichts kaputt) und dem danach mit Leinöl einreiben zustimmen. Danach sieht man nur noch den ursprünglichen, bei der Herstellung entstandenenen, Zunder und keinen Rost mehr. Dieser ist dunkelgrau und durch das Leinöl fast schwarz, wobei das Leinöl in den Poren "austrocknet" (tatsächlich oxidiert es) und dadurch kein/wesentlich weniger Sauerstoff und Wasser an das Eisen kommt(der Amboss wird sicherlich, bis auf die Bahn, aus Schmiede- oder Puddeleisen bestehen, und nicht aus Stahl). Dabei werden, falls vorhanden, weitre Prägungen auftauchen.
Die Bahn würde ich vorsichtig mit einer Fächerscheide am Winkelschleifer halbswegs rostfrei schleifen und, da der Amboss nicht benutzt wird, auch auf diese estwas Leinöl auftragen, damit sie nicht rostet.
Ein Hersteller, dessen Prägung PT war, ist mir nicht bekannt und konnte auch nichts dazu finden. Verwunderlich ist das nicht, da man (über) viele Hersteller nicht(s heraus)finden kann und je älter der Amboss, desto wahrscheinlicher ist genau das. Von welchem Hersteller mein Amboss ist, konnte ich trotz vorhandener Prägung bisher auch nicht herausfinden, und der ist nicht ansatzweise so alt wie der, den du da entdeckt hast.
Für die langen und ziemlich verstrickten Sätze und die nicht unbedingt nötigen, sehr genauen Erläuterungen vielerlei Zusammenhänge möchte ich mich, sollte es jemanden stören, entschuldigen, allerdings ist das eine gute Möglichtkeit um das Gehirn fit zu halten und daher sehe ich keinen Grund, mich von dieser Angewohnheit zu verabschieden. Dafür verwende ich brav Absätze, um die anderen nicht weiter zu verwirren.

Mfg

Antworten Zuletzt bearbeitet am 27.06.2022 21:48.

enter_your_...

34, Männlich

Beiträge: 186

Re: Geschichtsobjekt: Scheunenfund Amboss

von enter_your_name am 28.06.2022 09:25

Guten Morgen,
 
zuallererst: KEINE Fächerscheibe. Eine Topfbürste auf dem Winkelschleifer reicht vollkommen aus. Damit vollständig den Rost entfernen, nicht nur auf der Bahn. Ganz blank machen würde ich daran gar nichts, schleifen ist immer eine schlechte Idee.
 
Die Form deines Ambosses ist keine böhmische, allerdings kamen diese Bezeichnungen der unterschiedlichen "facons" erst später auf.Am ehesten käme dieser hier einer süddeutschen Form nahe (Brust geht fließend in Rundhorn über), wobei das Vierkantloch an dieser Stelle eine "Besonderheit" wäre.
Das genaue Alter lässt sich bei diesen Teilen immer schwer bestimmen, selbst eingeschlagene Jahreszahlen sind mit Vorsicht zu genießen. Die Stempel auf deinem Amboss könnten die Initialen eines früheren Eigentümers sein, vielleicht kommt aber ja noch eine Nummer, gekennzeichnet mit "#" zum Vorschein. Die gibt es manchmal auch herstellerseitig.
 
Grundsätzlich liegen die bisherigen Annahmen zu den "Kirchenfenstern" im Zusammenspiel mit der flachen Rückseite gar nicht daneben, ich würde aber Abstand von der "Rüstungsschmiedetheorie" nehmen. Das klingt zwar immer toll, aber Panzerungen - die ohnehin weniger werden - werden zu diesem Zeitpunkt schon ziemlich industriell hergestellt und nicht mehr handgeklöppelt. Ich tendiere eher zu der Annahme, dass die durch die Konstruktion bedingte höhere Stabilität auf der Zuschlägerseite das Bearbeiten (z.B. ausrecken) größerer Querschnitte auf der Brust begünstigt.
Zur Bestimmung des Alters kann man diese Form auch nur bedingt heranziehen, es gibt leider nicht ausreichend Daten, als dass man hier eine Systematisierung vornehmen könnte. Grundsätzlich kann man aber "eher früher" sagen, aber wahrscheinlich irgendwo im sehr späten 18. bis frühen 19. Jhd.
 
Viele Grüße!
Julian
 
 
 

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tobi_neuberf

17, Männlich

Beiträge: 11

Re: Geschichtsobjekt: Scheunenfund Amboss

von tobi_neuberf am 28.06.2022 17:20

Ganz falsch lag ich ja anscheinend nicht und das mit der Fächerscheibe über die Bahn zu gehen kannst du, da stimme ich beim nochmals Durchdenken zu, sein lassen, sofern du ihn sowieso nicht benutzt.
Wenn man den Amboss verwenden wollen würde, finde ich aber trotzdem, dass man die Bahn (ja nicht den Rest(pfui daivel), bis auf vielleicht die Oberseite des Horns) vorsichtig mit einer Fächerscheide aufschönen kann, weil nach vielen Jahrzehnten des Vorsichhinrostens sicherlich keine halbwegs glatte Oberfläche mehr vorzufinden sein wird, was unschöne Abdrücke im heißen Stahl hinterlassen würde.

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philipp2310

36, Männlich

Beiträge: 2

Re: Geschichtsobjekt: Scheunenfund Amboss

von philipp2310 am 28.06.2022 19:05

Guten Abend und vielen Dank an euch beide! Wirklich viele interessante Informationen!

Ja, die "Rüstungstheorie" klingt super! Dass wirklich Rüstungen darauf hergestellt wurden hätte ich aber sowieso bezweifelt, dafür ist es zu weit ab vom Schuss. :)

Dann mach ich mich bei der nächsten Gelegenheit mal vorsichtig ran, erstmal mit einer normalen Bürste - vielleicht gibt er ja noch ein Geheimnis Preis. Über die Drahtbürste geh ich dann zwecks meinem Unwissen erstmal nicht hinaus bis ich ein Gefühl für den sensiblen Amboss habe ;)

Ich denke in frühestens 2 Wochen kann ich dann mit neuen Bildern von etwas weniger Rost ein kleines Update posten. Vielen Dank nochmal!

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DerSchlosser

60, Männlich

Moderator

Beiträge: 1841

Re: Geschichtsobjekt: Scheunenfund Amboss

von DerSchlosser am 29.06.2022 11:43

Am ehesten käme dieser hier einer süddeutschen Form nahe (Brust geht fließend in Rundhorn über), wobei das Vierkantloch an dieser Stelle eine "Besonderheit" wäre.

also eine süddeutsche Form kann ich hier ganz und gar nicht erkennen
ich würde tatsächlich eher Richtung böhmische Form tendieren!
Aber Du wirst vermutlich damit Recht haben, dasss dieser Amboss so alt ist, dass die heute gängigen "Formunterscheidungen"  noch nicht üblich waren.
Jedenfalls ein schönes, antikes Stück, nach ein bischen Aufarbeitung ganz sicher ein tolles Dekoobjekt.
Oder an ein Museum weitergeben

Gruß DerSchlosser

Ein Hoch dem ehrbaren Schmiedehandwerk!

Antworten Zuletzt bearbeitet am 29.06.2022 11:47.

enter_your_...

34, Männlich

Beiträge: 186

Re: Geschichtsobjekt: Scheunenfund Amboss

von enter_your_name am 29.06.2022 22:36

Was die süddeutsche Form auszeichnet, ist ja primär der Übergang ins Rundhorn und für den Fall, dass der Amboss eine Brust hat, der Übergang selbiger ins Rundhorn. Alles ist schön fließend und wenig abrupt.

 

Hier bei den Nummern 9 und Folgenden zu erkennen. Was oft auch als böhmisch bezeichnet wird, kommt hier den Nr. 38 und 40 sehr nahe, im Grunde wäre es der hier als russisch bezeichnete in spiegelverkehrt:

 

 

Antworten Zuletzt bearbeitet am 29.06.2022 22:39.

lawi-to

70, Männlich

Beiträge: 464

Re: Geschichtsobjekt: Scheunenfund Amboss

von lawi-to am 06.07.2022 20:22

"Was plane ich mit dem Amboss?
Da ein Neubau ansteht stellt sich natürlich die Frage: Wie wäre es mit einem Gartenhaus aus den teilweise sehr alten Scheunen-Mauern mit eingebautem Grill in "Schmiede-Optik" samt Amboss und altem Werkzeug?"

Eine Super Plan wenn du Ihn umsetzen kannst.

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DerSchlosser

60, Männlich

Moderator

Beiträge: 1841

50 KG Amboss mit Profi Unterbau für 450€

von DerSchlosser am 30.07.2022 12:11

habe diese Anzeige gefunden
vllt. ja für den einen oder anderen von euch interessant. Ich finde den Preis von 450€ ganz ok,
ein neuer 50 KG gesenkgeschmiedeter Amboss kostet inkl. passendem Unterbau bei Angele 823€.
Gruß Derschlosser

Ein Hoch dem ehrbaren Schmiedehandwerk!

Antworten Zuletzt bearbeitet am 30.07.2022 12:12.

DerSchlosser

60, Männlich

Moderator

Beiträge: 1841

Re: Geschichtsobjekt: Scheunenfund Amboss

von DerSchlosser am 19.10.2022 10:45

Hans - Joachim Tonn (lawi-to), 6. Juli 2022 um 20:22
"Was plane ich mit dem Amboss?
Da ein Neubau ansteht stellt sich natürlich die Frage: Wie wäre es mit einem Gartenhaus aus den teilweise sehr alten Scheunen-Mauern mit eingebautem Grill in "Schmiede-Optik" samt Amboss und altem Werkzeug?"

Eine Super Plan wenn du Ihn umsetzen kannst.

hallo, gibts was neues von deinem Amboss?

Ein Hoch dem ehrbaren Schmiedehandwerk!

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DerSchlosser

60, Männlich

Moderator

Beiträge: 1841

Amboss mit Horn aber ohne Bahn

von DerSchlosser am 23.11.2022 18:24

So etwas habe ich noch nie gesehen:

https://www.ebay-kleinanzeigen.de/s-anzeige/verkaufe-einen-amboss/2279367285-84-3972

Man könnte vllt. wieder eine Bahn aufschweißen😱

Ein Hoch dem ehrbaren Schmiedehandwerk!

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